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PE-Investor Perusa und das Desaster mit Karlie

Der deutsch-belgische Händler und Produzent für Heimtierbedarf Karlie Flamingo ist insolvent. Für den langjährigen Karlie-Eigentümer Perusa ist das ein Ende mit Schrecken, das allerdings nicht unerwartet kam.
LexiTheMonster / iStock / Thinkstock / GettyImages

Nachdem vor einem Monat bereits die belgische Tochter Insolvenz angemeldet hatte, zieht jetzt die deutsche Hauptgesellschaft Karlie nach und reicht den Insolvenzantrag ein. Für den Eigentümer des Händlers und Herstellers für Heimtierbedarf, den Private-Equity-Investor Perusa, ist das ein Desaster. Die Münchner waren schließlich nicht nur im Eigenkapital, sondern mit rund 3 Millionen Euro auch über eine Mittelstandsanleihe in Karlie investiert.

Fast genau so schmerzhaft wie die finanziellen Verluste dürfte für Perusa der Image-Schaden aus der Karlie-Pleite sein. Der Finanzinvestor ließ bis zuletzt nichts unversucht, um sein einstiges Vorzeigeinvestment zu retten und bewies bei Karlie einen für PE-Verhältnisse außergewöhnlich langen Atem. Das Karlie-Management wurde nochmals ausgetauscht, das gruppenweite Sortiment und die IT vereinheitlicht, die Kredite mit den deutschen und belgischen Banken verlängert und die Mittelstandsanleihe restrukturiert.

Die Insolvenz verhindern konnten in Turnarounds und Sanierungen erfahrenen Perusa-Manager Christian Hollenberg (Ex-Investmentbanker bei JP Morgan) und Hanno Schmidt-Gothan (früher McKinsey und Accenture) damit nicht. 

Perusa scheiterte bei Karlies Post-Merger-Integration

Perusa wollte Karlie nach dem Kauf im Jahr 2009 zum europäischen Marktführer ausbauen und kaufte deshalb mehrere Wettbewerber auf: 2011 das belgische Pendant Flamingo, im Oktober 2012 das britische Sharples and Grant. Flamingo ist inzwischen insolvent, da die belgischen Banken ihre Forderungen fällig gestellt haben. Sharples and Grant wurde vor kurzem mit einer Abschreibung von 2 Millionen Euro verlustbringend verkauft. 

Mit Kapital aus der 2013 emittierten Anleihe sollte zudem der chinesische Zulieferer Best Quality übernommen werden. Doch dazu kam es nicht, denn die Anleiheemission floppte. Von den anvisierten 30 Millionen Euro zeichneten Investoren nur 5,9 Millionen Euro. Die Hälfte davon zeichnete obendrein Perusa selbst.

Zudem stockte die Integration der gekauften Unternehmen, was Karlie hohe Verluste bescherte und damit der Knackpunkt für das Scheitern der auf dem Papier schlüssigen Buy-and-Build-Strategie gewesen sein dürfte. (Mehr dazu erfahren Sie in dem FINANCE-Print-Artikel „Buy and Shrink“ aus der Septemberausgabe 2016.)  

Im Geschäftsjahr 2013 sank der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 5,1 Millionen Euro auf 1,1 Millionen Euro. 2014 verbuchte Karlie 9 Millionen Euro Verlust. 2015 betrug der Konzernfehlbetrag sogar 11,4 Millionen Euro.

Karlie hing am Tropf der finanzierenden Banken

Das wiederum förderte ein zweites Problem von Karlie zu Tage: die hohe Abhängigkeit von den finanzierenden Banken. Diese hätten Karlie schon zu Jahresbeginn in die Insolvenz schicken können, nachdem Karlie mit dem Jahresabschluss2014 gegen Kreditauflagen (Covenants) verstoßen hatte und Ende 2015 fällige Bankkredite nicht begleichen konnte. Über Monate befand sich Karlie in einem sogenannten „Gentleman Agreement“ mit den Banken, die ihre Kredite zunächst nicht fällig stellten.

Einer Verlängerung um zwei Jahre bis 2017 stimmten die Geldhäuser nur unter Auflagen zu. Perusa musste unter anderem 2,8 Millionen Euro frisches Eigenkapital nachschießen. Die Banken sitzen zudem laut Geschäftsbericht 2015 auf einem bunten Strauß an Sicherheiten. Von der Sicherungsübereignung von Warenlagern, über die Abtretung von Forderungen bis hin zu einer Rangrücktrittsvereinbarung und Bürgschaften ist so ziemlich das gesamte Repertoire ausgereizt. Für Perusas Aussicht, seinen Einsatz zurückzubekommen, sind das nicht die besten Voraussetzungen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Verfolgen Sie die ganze Unternehmenskrise auf der FINANCE-Themenseite zu Karlie. Noch mehr Hiobsbotschaften aus der Welt der Mini-Bonds liefert die Themenseite Mittelstandsanleihen

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