Neues Restrukturierungsprogramm bei SGL Carbon
Der schon seit längerer Zeit kriselnde Wiesbadener Konzern SGL Carbon legt ein neues Restrukturierungsprogramm auf: Damit sollen bis zum Jahr 2023 Einsparungen von mehr als 100 Millionen Euro gegenüber dem Basisjahr 2019 erzielt werden. Das Unternehmen will dafür 500 Stellen abbauen und zudem bei Reisekosten, Beraterkosten und externen Dienstleistungen sparen.
Die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms wird mit Kosten von etwa 40 Millionen Euro veranschlagt, gut die Hälfte davon soll voraussichtlich im vierten Quartal 2020 gebucht werden. Das vierte Quartal wird auch noch durch eine Wertminderung von 80 bis 100 Millionen Euro belastet.
Seine Prognose für das Jahr 2020 passte der Konzern deshalb nach unten an: Aufgrund der Rückstellungen für die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms sowie der Wertminderungen rechnet das Management um den scheidenden CFO Michael Majerus mit einem Konzernergebnis von minus 130 bis minus 150 Millionen Euro (Vorjahr: minus 90 Millionen Euro). Die bisherige Prognose war von einer Verbesserung des Ergebnisses auf einen niedrigen negativen zweistelligen Millionenbetrag ausgegangen.
Grillhersteller Landmann ist insolvent
Der zweitgrößte deutsche Grillherstellers Landmann hat Insolvenzantrag für die deutsche Hauptgesellschaft mit Sitz in Osterholz-Scharmbeck gestellt. Die Landmann-Gruppe beschäftigt rund 200 Mitarbeiter, davon etwa 100 in Deutschland, und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro. Die internationalen Tochtergesellschaften des Grillherstellers sind nicht vom Insolvenzantrag betroffen.
Der Grillhersteller befindet sich bereits seit längerer Zeit in einer Restrukturierung. Im September dieses Jahres hat Landmann bereits die Lagerlogistik ausgelagert, die Mitarbeiter des Logistikbereichs wechselten in eine Transfergesellschaft. Ein Investorenprozess für das Unternehmen ist bereits angelaufen. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Malte Köster (Kanzlei WillmerKöster). Ziel sei es nun, das stark saisonale Geschäft zu stabilisieren und den Verkaufsprozess voranzutreiben.
Esprit wagt nach Schuldenschnitt den Neustart
Der Modekonzern Esprit hat die im Frühjahr eingeleitete Restrukturierung abgeschlossen. Die Insolvenzpläne für alle sechs betroffenen deutschen Konzerngesellschaften wurden bestätigt, das Unternehmen wird das Insolvenzverfahren voraussichtlich Ende November verlassen. CFOJohannes Schmidt-Schultes bezeichnete den vereinbarten Schuldenschnitt als „signifikant“, nannte aber keine konkreten Zahlen. Gegenüber dem Fachmagazin „Textilwirtschaft“ sagte er, die Modekette zahle nun fast nur noch umsatzbezogene und keine fixen Mieten mehr. Zudem hätten Lieferanten, Sozialversicherer und Berufsgenossenschaften auf Geld verzichtet. Städte und Gemeinden hätten dem Unternehmen die Gewerbesteuer erlassen.
Die Esprit Holdings bleibt Gesellschafterin der sechs deutschen Tochtergesellschaften. Sie hatte das Restrukturierungskonzept auch finanziell unterstützt, konkrete Beträge wurden jedoch nicht bekannt.
Esprit hatte im Frühjahr für mehrere deutsche Gesellschaften die Insolvenz in Eigenverwaltung im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens beantragt, Sachwalter war Biner Bähr (White & Case). Generalbevollmächtigter war Detlef Specovius (Schultze & Braun), rechtlich hat Heuking Kühn Lüer Wojtek (Federführung Georg Streit und Marc Scheunemann) beraten. Der weltweit in 30 Ländern tätige Konzern erzielte zuletzt mehr als 50 Prozent des weltweiten Umsatzes in Deutschland und war durch den Lockdown im Frühjahr schwer getroffen worden. Im Zuge der Restrukturierung wurden mehrere Standorte geschlossen.
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Airline Sundair geht unter den Schutzschirm
Die lokale Fluggesellschaft Sundair will sich über ein Schutzschirmverfahren neu aufstellen. Gründer Marcos Rossello ist seit Übernahme der Anteile von Schauinsland-Reisen im Oktober 2020 alleiniger Gesellschafter des 2016 gegründeten Unternehmens. Das Unternehmen, das rund 240 Mitarbeiter beschäftigt, verzeichnete infolge der Coronakrise deutliche Passagierrückgänge.
Die Sanierung soll innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen sein. Sachwalter des Verfahrens ist Lucas Flöther (Flöther & Wissing), der auch das Verfahren bei Condor begleitet hat. Die Geschäftsführung wird beraten von Thomas Mulansky (Kanzlei Mulansky + Kollegen), Beck Insolvenzverwaltung & Sanierungsberatung (Christian Beck) sowie dem Beratungshaus Restrukturierungspartner (Robert Tobias und Michael Hofmann).
Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die BEK Autogruppe in Gera befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rolf Rombach (Rombach Rechtsanwälte). Der Geschäftsbetrieb soll in vollem Umfang fortgeführt werden. Die BEK Autogruppe beschäftigt rund 150 Mitarbeiter.
Mehrere Gesellschaften der Wurzel Mediengruppe haben Insolvenzanträge gestellt. Dietmar Haffa von Schultze & Braun ist vorläufiger Insolvenzverwalter. Betroffen sind die Wurzel Medien, die Gmähle-Scheel Print-Medien, die Digital Repro Druck sowie die Cantz’sche Druckerei Medien. Für drei weitere Gesellschaften wird das Vorliegen von Insolvenzgründen geprüft. Insgesamt sind fast 200 Mitarbeiter betroffen. Haffa zufolge liegt bereits ein Sanierungskonzept zur Neuaufstellung und stärkeren internen Zusammenarbeit der einzelnen Gesellschaften und Geschäftsfelder vor. Erste Interessensbekundungen von Investoren lägen ebenfalls bereits vor.
Die Gemo-Gruppe, ein Industriezulieferer von Wellensystemen und Steigungskabeln, hat Insolvenz beantragt. Betroffen sind die Gesellschaften Gemo G. Moritz, Gemo D.G. Moritz und Gemo GmbH. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Jan-Philipp Hoos (White & Case). Claus-Peter Kruth (Andres Partner) berät das Unternehmen. Die Gruppe hat weltweit rund 850 Beschäftigte, das Stammhaus ist in Krefeld.
Joh. Friedrich Behrens
Der Werkzeughersteller Joh. Friedrich Behrens hat es nicht geschafft, seine Mitte November fällig gewordene Mittelstandsanleihe zu refinanzieren. Ende Oktober hatte das Unternehmen noch berichtet, man befinde sich in Finanzierungsgesprächen mit dem Debt-Fonds Patrimonium. Diese sind jedoch offenbar zu keinem Ergebnis gekommen. Für die Tochtergesellschaften der Behrens AG wurde kein Insolvenzantrag gestellt. Das operative Geschäft des Herstellers von Druckluftnaglern soll weiterlaufen. Vorläufiger Sachwalter ist Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner), insolvenzrechtlich wird Behrens von Tjark Thies (Reimer Rechtsanwälte) beraten.
Ein Insolvenzantrag gegen den Hessenligisten Erster Hanauer Fußball-Club 1893 ist zurückgezogen worden. Der Antrag war von einer Krankenkasse als Fremdantrag gestellt worden. Nachdem der Verein dort seine Beitragsrückstände beglichen habe, sei der Antrag zurückgenommen worden, meldeten mehrere regionale Medien übereinstimmend. Zwischenzeitlich war Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.
Die Papierfabrik Zerkall Renker & Söhne hat die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Biner Bähr (White & Case) wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Die Rechtsanwälte Sebastian Netzel und Christoph Enkler (Brinkmann & Partner) unterstützen die Geschäftsführung als Generalbevollmächtigte. Für die Papierfabrik wird nun ein neuer Investor gesucht. Teil des Investorenprozesses sind auch eine Betriebsimmobilie mit zugehörigen Wald- und Grünflächen. Den Investorenprozess begleitet das Unternehmen Eichenfels, die neue Corporate-Finance-Boutique des Ex-Falkensteg-Partners Joern Herseth. Alternativ zu einer Sanierung wollen die Verantwortlichen auch Projektgesellschaften für den Kauf der Immobilie sowie des Grundstücks ansprechen.
Der Hersteller von Misch- und Aufbereitungsanlagen MTI Mischtechnik International hat Insolvenz beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Hans-Achim Ernst (Kanzlei Burghardt-Ernst-Bagh) berufen. Das Beratungshaus Mentor ist mit der Umsetzung des Investorenprozesses betraut.
Das Amtsgericht Düsseldorf hat das Insolvenzverfahren des Apotheken-Abrechners AvP eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Jan-Philipp Hoos (White & Case) bestellt. Teile des Unternehmens, darunter das Geschäft mit den Krankenhaus-Apotheken sowie mit sonstigen Leistungserbringern, wurden in den zurückliegenden Wochen bereits verkauft. Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge sollen bis Anfang November bereits rund 4.000 Gläubiger der AvP Forderungen über insgesamt 600 Millionen Euro angemeldet haben
Fexcom
Der Händler für Telekommunikationstechnik Fexcom hat Insolvenzantrag gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Joachim Voigt-Salus (Kanzlei Voigt-Salus). Die Antragstellung begleitete Enrico Schwartz (Schwartz Consulting). Die Leipziger Fexcom beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und betreibt deutschlandweit mehr als 130 eigene Geschäfte. Seit dem Jahreswechsel 2017/2018 gehört Fexom zur Philion-Unternehmensgruppe. Die Unternehmensberatung ABG Consulting-Partner (Simon Leopold) begleitet die operative Sanierung des Händlers und setzt einen M&A-Prozess zur Investorensuche auf.
Über das Vermögen der Pylones GmbH, der deutschen Vertriebsgesellschaft des französischen Design- und Geschenkartikelherstellers Pylones, ist ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet worden. Sachwalter ist Rüdiger Wienberg (Kanzlei hww Hermann Wienberg Wilhelm). Der Berliner Rechtsanwalt Jörg Franzke begleitet das Unternehmen bei der Sanierung. Er hat in den zurückliegenden Wochen bereits mit den Vermietern der Pylones-Filialen verhandelt, um die Mieten zu senken. Wo dies nicht gelinge, werde man Filialen schließen, kündigte er an. Auch die französische Pylones-Gruppe hat einer Mitteilung zufolge „erste Sanierungsbeiträge“ geleistet, beziffert wurden diese nicht. Das Unternehmen soll über einen Insolvenzplan entschuldet werden.
Distressed M&A-Deals
Der Maschinenbauer Nagel übernimmt das Geschäft des insolventen Autozulieferers Gehring. Gehring hatte im August dieses Jahres Insolvenzantrag gestellt. Insolvenzverwalter war Tobias Wahl (Anchor), den M&A-Prozess begleitete Clairfield International. Die Transaktion soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die Nagel Gruppe will Gering im Zuge einer übertragenden Sanierung übernehmen, derzeit laufen noch Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. Gehring soll innerhalb der Nagel Gruppe als eigenständige Einheit unter eigener Marke erhalten bleiben. Über die Details der Transaktion sowie das weitere Vorgehen wurde Stillschweigen vereinbart. Rechtlich hat ein Team der Kanzlei CMS um Alexandra Schluck-Amend Gehrings Insolvenzverwalter beraten.
Der europäische Kernbereich des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard geht an die spanische Banco Santander: Sie übernimmt die Technologieplattform in Europa sowie alle für den Betrieb notwendigen Vermögenswerte, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé (Jaffé Rechtsanwälte) mit. Finanzielle Details nannte er nicht. Ein Großteil der noch verbliebenen Mitarbeiter bei Wirecard sowie der Wirecard Bank könne in den Geschäftsbereich Acquiring & Issuing des Händlerservice-Teams von Santander wechseln und dort künftig für die Kernmarke Getnet tätig sein. Die Wirecard Bank soll nach Abschluss der Transaktion geordnet heruntergefahren werden. Investorenprozesse für Wirecard-Tochtergesellschaften in Asien, Südafrika und der Türkei laufen noch.
Die thüringische AE Group will zwei Standorte der insolventen Schweizer Group Global übernehmen. Insolvenzverwalter Marcus Winkler (Kanzlei Winkler Gossak) will die Standorte Roding und Plauen zum 4. Januar 2021 an die AE Group übertragen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt verschiedener Bedingungen, die nicht näher genannt wurden. Der Übergang würde 253 Arbeitsplätze sichern. Der M&A-Prozess wurde von Roland Berger begleitet. Für die Standorte Hattenhofen und Murrhardt wurde kein Investor gefunden, die Produktion dort läuft aus.
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Die Markenrechte des insolventen Modeunternehmens Laurèl werden verkauft: Insolvenzverwalter Christian Gerloff (Gerloff Liebler) verkauft die gewerblichen Schutzrechte der Modemarke an die East Light International Investment mit Sitz in Hongkong, die bereits seit 2015 die Markenrechte für China hält. East Light ist Teil der chinesischen Modegruppe Shenzhen Ellassay Fashion, zu der Marken wie Vivienne Tam oder Ed Hardy gehören. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Laurèl hatte nach einer Insolvenz 2016 im Dezember 2019 erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Ende Mai wurde entschieden, den Geschäftsbetrieb in München einzustellen. Dieser läuft in den kommenden Wochen aus.
Der Wursthersteller Schwarz Cranz wird aus der Insolvenz heraus an die zum Tönnies-Konzern gehörende Zur-Mühlen-Gruppe verkauft. Die Arbeitsplätze der 550 Mitarbeiter sollen einer Mitteilung zufolge erhalten bleiben. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen, über finanzielle Details wurde Stillschweigen vereinbart. Insolvenzverwalter bei Schwarz Cranz ist Friedrich von Kaltenborn-Stachau (Kanzlei BRL Boege Rohde Luebbehuesen). Das Unternehmen war in Schieflage geraten, weil es Kostensteigerungen nicht an seine Kunden weiterreichen konnte.
Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die Gläubigerversammlungen der insolventen Dienstleistungsgruppe Deutsche Reinigung + Service haben den Insolvenzplänen von Insolvenzverwalter Justus von Buchwaldt (BBL) rund 17 Monate nach dem Insolvenzantrag zugestimmt. Die Insolvenzverfahren über die Unternehmen werden nun aufgehoben. Die operativen Gesellschaften und Immobilien von R + S übernimmt die Thelen-Gruppe. Nicht übernommen wird die Verwaltungsgesellschaft mit 40 Mitarbeitern. Etwa zehn der Administrationsmitarbeiter sollen in eine neue Verwaltungseinheit wechseln können.
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Das Insolvenzverfahren beim Klinikum Peine wurde knapp einen Monat nach der Rekommunalisierung des Krankenhauses offiziell aufgehoben. Das Klinikum, das durch die Herausforderungen der Coronakrise in Schieflage geraten war, durchlief in den vergangenen Monaten eine Sanierung in Eigenverwaltung. Restrukturierer gehen davon aus, dass der Restrukturierungsdruck im Gesundheitssektor in den kommenden Monaten zunehmen wird. Die Eigenverwaltung begleiteten Frank Kreuznacht und Thore Voß (Kanzlei BBORS Kreuznacht), als Sachwalter war Malte Köster (Kanzlei WillmerKöster) tätig. Landkreis und Stadt Peine hatten das Klinikum im Oktober übernommen.
Der Garnproduzent Enka steht vor dem Abschluss der Insolvenz in Eigenverwaltung. Die Gläubigerversammlung hat dem von den Sanierern Detlef Specovius und Jürgen Erbe (Schultze & Braun) sowie Sachwalter Marcus Winkler (Winkler Gossak) mit der Geschäftsführung erstellten Sanierungsplan zugestimmt. Die rund 260 Arbeitsplätze am Standort Oberburg bleiben erhalten. Die Gläubiger verzichten auf einen Teil ihrer Forderungen, erhalten einer Mitteilung zufolge aber eine höhere Quote als in einem Insolvenzverfahren. Wie hoch diese genau ausfällt, teilte Enka nicht mit. Der Garnproduzent, der 2019 rund 42 Millionen Euro Umsatz erzielte, hatte im Mai ein Schutzschirmverfahren eingeleitet.
Der 1. FC Kaiserslautern kann die Insolvenz in Eigenverwaltung verlassen. Die Gläubiger haben dem Insolvenzplan zugestimmt. Die Sanierung basiert auf dem Einstieg der regionalen Investorengruppe Saar-Pfalz-Invest, die Finanzmittel von insgesamt 11 Millionen Euro zur Verfügung stellt und im Gegenzug rund 33 Prozent neuer Aktien der FCK KGaA erhält. Die rund 18.000 Gläubiger, die Forderungen von insgesamt rund 25 Millionen Euro gegenüber dem FCK hatten, erhalten eine Quote von 4 Prozent auf ihre Forderungen. Begleitet wurde die Restrukturierung des Drittligisten von Dirk Eichelbaum (Eichelbaum Rechtsanwälte) als Generalbevollmächtigtem sowie von der Kanzlei Menold Bezler (Frank Schäffler). Als Sachwalter war Andreas Kleinschmidt (White & Case) bestellt. Das Beratungshaus Restrukturierungspartner begleitete den Investorenprozess.
Die Gläubigerversammlung der Backwarenkette Heinz Bräuer („Dat Backhus“) hat den Insolvenzplan einstimmig angenommen, das Verfahren wird voraussichtlich Ende November aufgehoben. Insolvenzverwalter war Stefan Denkhaus (BRL). Bei „Dat Backhus“ wird die Berliner Beteiligungsgesellschaft Precapital Partners einsteigen. Im Zuge der Neuausrichtung wurde ein Sanierungstarifvertrag geschlossen, zudem haben die Vermieter der Filialen laut Insolvenzverwalter „erhebliche Sanierungsbeiträge“ geleistet. Der ausscheidende Gesellschafter, die Bartels-Langness Gruppe, wurde im Prozess von der Kanzlei Johlke begleitet. Precapital Partners wurde von Reed Smith beraten.
Weitere Restrukturierungen und Branchennews
Viele Workout-Banker stellen sich auf steigende Insolvenzzahlen und Wertberichtigungen bei Krediten ein, zeigt das FINANCE-Restrukturierungsbarometer, das zweimal pro Jahr in Zusammenarbeit mit dem Beratungshaus Struktur Management Partner erhoben wird. 88 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einer zunehmenden oder deutlich zunehmenden Zahl an Restrukturierungsfällen. Dass das Schlimmste bereits überstanden sei, glauben nur 11 Prozent der Teilnehmer. Erste Banken erhöhen wegen der Corona-Pandemie bereits die Risikovorsorge: So hat die BayernLB in den ersten neun Monaten 2020 einen Betrag von 175 Millionen Euro für etwaige Kreditausfälle zurückgelegt. 2019 waren es nach drei Quartalen nur 8 Millionen Euro. Zwar gebe es derzeit keine bedeutenden Problemfälle, betonte CFO Markus Wiegelmann, man müsse aber damit rechnen, dass Unternehmen 2021 und 2022 in Schwierigkeiten kommen.
FINANCE-Themenseite
Die Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland pocht auf eine zügige Umsetzung der präventiven Sanierung. Eine Verschiebung der Reform würde viele sanierungsfähige Unternehmen „in eine vermeidbare Insolvenz zwingen“, so die Sorge der Restrukturierer. Zuletzt waren Gerüchte aufgetaucht, die Umsetzung könnte sich vom Jahreswechsel ins erste Quartal 2021 verschieben. Nachbesserungen fordert der Verband beim Thema Konzernsicherheiten: Der Regierungsentwurf erlaubt auf Basis eines Mehrheitsvotums der Gläubiger den Eingriff in Sicherheiten, die Gläubiger von Tochtergesellschaften ihrer Schuldnerin gewährt wurden. Bislang nicht geregelt ist der Eingriff in Sicherheiten, die Gesellschafter zugunsten ihrer Beteiligungsgesellschaft gewähren oder in Sicherheiten von Schwestergesellschaften für verbundene Unternehmen. Die Möglichkeit zur Freigabe sollte grundsätzlich auf alle Sicherheiten ausgeweitet werden, die von verbundenen Unternehmen der Schuldnerin gewährt werden, so die Forderung.
Der Automobilzulieferer Grammer will im Zuge seiner Restrukturierung Stellen streichen. Zuletzt beschloss das Unternehmen eine Konsolidierung von Standorten in Europa und Amerika sowie den Abbau von rund 300 Stellen in Deutschland. Dieser soll „möglichst sozialverträglich“ sowie über Freiwilligenprogramme bis Mitte 2021 umgesetzt werden.
Der Touristikkonzern FTI erhält 235 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung. Die Münchener haben sich im Zuge einer Restrukturierung bereits von einigen Unternehmen aus dem Portfolio getrennt, darunter von dem Veranstalter LAL Sprachreisen und dem Online-Portal für Flugreisen fly.de. Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Auch Großaktionär Samih Sawirisleistet einen Beitrag zur Sanierung.
Die neuesten Restrukturierer-Personalien
Philippe Gautier ist neuer CFO des hochverschuldeten Automatenbetreibers Selecta. Unter seinem Vorgänger Andreas Schneiter hatte das mehrheitlich dem PE-Invetor KKR gehörende Unternehmen kürzlich noch eine Rekapitalisierung abgeschlossen. Gautier soll Selecta nun auf den Wachstumspfad zurückführen. Gautier war in der Vergangenheit bereits CFO des französischen Bekleidungskonzerns SMCP, der von 2013 bis Herbst 2016 Teil des KKR-Portfolios war.
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