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Schweizer steigen in Tengelmann-Poker ein

Das Gezerre um Kaiser's Tengelmann geht weiter: Neben Edeka und Rewe mischt nun auch der Schweizer Handelskonzern Migros mit.
Tengelmann

Eigentlich war der Verkauf des Supermarktgeschäfts von Tengelmann an Edeka so gut wie fix. Doch die beiden CFOs Alfried Bührdel (Tengelmann) und Martin Scholvin (Edeka) machten die Rechnung ohne die Wettbewerbshüter. Das Veto der Kartellwächter bringt im Bieterrennen um die 451 Filialen neue Player ins Spiel:

Der Schweizer Handelskonzern Migros wittert seine Chance, im Süden Deutschlands stärker Fuß zu fassen und bieten laut der „Schweiz am Sonntag“ für 130 bayerische Tengelmann-Filialen.

Migros bietet für Tengelmann

Die Zeitung zitiert Migros-Chef Jörg Blunschi mit den Worten „Wir möchten ins Bieterrennen einsteigen“. Nachdem die Eidgenossen 2012 bereits 290 defizitäre Tegut-Filialen übernommen hatten, würden die bayerischen Tengelmann-Filialen die Marktposition im Süden stärken.

Dagegen wiederum dürfte Rewe-Chef Alain Caparros etwas haben, da er selbst an einer Tengelmann-Übernahme interessiert ist, wie er am 9. Juli in einem offenen Brief an den Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub bestätigte. In diesem Brief kritisiert Caparros die Edeka-Pläne und hebt die Vorteile für einen Verkauf an Rewe hervor.

Rewe startete den Tengelmann-Poker

Dabei nutzt der das Kartellamt-Veto und lockt mit „weitaus besseren Perspektiven“ für die Mitarbeiter von Kaiser’s Tengelmann. Um diese Zielgruppe mit ins Boot zu holen, schaltete der Rewe-Boss den Brief über sieben große deutsche Zeitungen. Die Strategie ist klar: Über die Gunst der Tengelmann-Mitarbeiter und die breite Öffentlichkeit möchte Caparros den Deal torpedieren, um selbst mehr Marktanteile zu erkaufen.

Das Gezerre um Kaiser’s Tengelmann zieht sich nun schon über mehr als ein halbes Jahr hin. Schaden entsteht dadurch in erster Linie dem Tengelmann-Konzern, der weiterhin Verluste mit seinen Filialen schreibt. Dabei war zunächst alles klar: Zum 30. Juni diesen Jahres sollten alle Kaiser’s Tengelmann-Filialen an den Edeka-Verbund übergehen.

Edeka kam bei Tengelmann zunächst nicht zum Zug

Damit wollte der Konzern das seit Jahren defizitäre Supermarktgeschäft abstoßen, da 0,6 Prozent Marktanteil schlicht zu gering sind, um dieses Geschäft profitabel zu betreiben. An dem Deal hingen ursprünglich auch der Verkauf der Tengelmann-Töchter Bringmeister, Birkenhof und Ligneus sowie der E-Stores Plus.de und Garten XXL.de.

Je nach Ausgang des Pokers könnte dieses Paket unterschiedlich verteilt werden. Gänzlich erhalten bliebe es bei einem Verkauf an Edeka. Rewe-Chef Caparros will Kaiser’s Tengelmann laut des Leserbriefs „vollständig“ übernehmen. Die Eidgenossen interessieren sich jedoch nur für die bayerischen Filialen und würden das Paket damit auseinander reißen. In diesem Fall würden jedoch auch die Chancen für Edeka steigen, da sich die vom Kartellamt befürchtete „Beeinträchtigung des Wettbewerbs“ dadurch deutlich reduzieren dürfte.

Edeka und Tengelmann hoffen jedoch noch darauf, den ursprünglichen Deal trotz des Kartellamt-Vetos durchzuziehen. Dieser hänge laut einem Reuters-Bericht aktuell von der Entscheidung des Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel ab, der das Kartellamt theoretisch noch überstimmen könnte. Eine Entscheidung Gabriels werde laut Reuters bis Ende August oder Anfang September erwartet.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de