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Schwerer Schlag für Deutsche Börse und CEO Kengeter

Die Luft für den Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter wird dünner.
Deutsche Börse AG

Schwere Schlappe für die Deutsche Börse, CEO Carsten Kengeter und Aufsichtsratschef Joachim Faber: Das Frankfurter Amtsgericht hat entschieden, die seit neun Monaten laufenden Ermittlungsverfahren wegen vermeintlichen Insiderhandels gegen Kengeter und den Konzern nicht einzustellen. „Die vorläufige Einstellung ist komplett vom Tisch“, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts am Dienstag.

Damit ist auch der Deal Geschichte, auf den sich die Börse, Kengeter selbst und die Staatsanwaltschaft verständigt hatten: Kengeter hätte eine halbe Million Euro zahlen sollen, die Deutsche Börse 10,5 Millionen Euro, und die Sache wäre vom Tisch gewesen.

Kengeters Vertragsverlängerung immer fraglicher

Das überraschende Veto des Amtsgerichts hat gleich mehrere schwere Konsequenzen: Zum einen dürfte es dazu führen, dass auch die Bafin und die hessische Börsenaufsicht die Causa Kengeter weiter verfolgen werden. Daraus könnten  separate Ermittlungsverfahren entstehen, außerdem könnte Kengeter die persönliche Eignung für eine Leitungsfunktion bei dem Börsenbetreiber abgesprochen werden.

Vor allem gerät mit der Entscheidung des Amtsgerichts Kengeters Vertragsverlängerung noch stärker ins Wanken. Der Dreijahresvertrag des CEOs läuft Ende März 2018 aus. Der Aufsichtsratschef der Deutschen Börse Joachim Faber hatte erklärt, dass das Kontrollgremium sich erst nach Abschluss aller Verfahren mit einer Vertragsverlängerung Kengeters beschäftigen werde.

Da nun nicht mehr absehbar ist, wann es so weit sein wird, muss Faber handeln: Entweder er verlängert Kengeters Vertrag trotzdem – und das kurzfristig –, oder er beruft einen neuen CEO. In diesem Fall dürfte auch Fabers Stuhl wackeln. Der Aufsichtsratschef hatte sich nicht nur stets hinter Kengeter gestellt, sondern auch sowohl in der Frage der Ermittlungsverfahren als auch bei der letztlich geplatzten Fusion mit der Londoner Börse zu lange auf Zeit gespielt.

CFO Pottmeyer potenzieller Nachfolgekandidat

Auslöser der Krise ist ein Aktienkauf von Carsten Kengeter aus dem Dezember 2015 im Wert von 4,5 Millionen Euro. Zwei Monate später verkündete das Unternehmen die Fusionspläne mit der Londoner Börse. Unklar ist, ob Kengeter zum Zeitpunkt seines Aktienkaufs schon wusste, dass es zu einem erneuten Fusionsversuch mit der London Stock Exchange kommen würde.

Die finanziellen Folgen der Ermittlungen und der geplatzten LSE-Fusion machen sich im Geschäft der Deutschen Börse bemerkbar. Im ersten Halbjahr wuchs der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 4 Prozent auf 685 Millionen Euro. Kengeter hatte zu Jahresbeginn jedoch 15 Prozent Zuwachs in Aussicht gestellt.

Als aussichtsreicher Nachfolgekandidat für Kengeter gilt Finanzchef Gregor Pottmeyer.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de