Der insolvente Windanlagenbauer Senvion benötigt offenbar noch mehr Zeit, um einen Käufer zu finden. Das Unternehmen soll derzeit mit Banken und Hedgefonds über die Verlängerung eines 100 Millionen Euro schweren Massekredits verhandeln, der derzeit den Geschäftsbetrieb sichert. Mit einer Verlängerung wolle man Zeitdruck aus den Gesprächen mit den möglichen Käufern nehmen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Senvion wollte den Bericht auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren.
Der Windanlagenbauer war im April in die Insolvenz gerutscht, nachdem wochenlange Verhandlungen mit den Geldgebern gescheitert waren. Zuvor konnte das Unternehmen größere Windparks nicht mehr zeitgerecht fertigstellen, woraufhin Umsätze fehlten und Kunden Strafzahlungen für die Projektverzögerungen forderten.
Erste Angebotsfrist für Senvion verstrichen
Kurz nachdem der Antrag gestellt war, konnte das Management, zu dem seit Februar auch der erfahrenen Finanzchef Hans-Jürgen Wiecha gehört, jedoch einen Erfolg vermelden: Senvion einigte sich mit „Kreditgebern und wesentlichen Anleihegläubigern“ auf den Massekredit, der eine Laufzeit von zwölf Monaten hat.
Den nächsten geplanten Schritt konnte Senvion aber noch nicht umsetzen: Ursprünglich sollte schon zum Beginn des Insolvenzverfahrens Anfang Juli ein Käufer gefunden werden. Das Unternehmen hatte für die Suche die Investmentbank Rothschild mandatiert. Nachdem die erste Angebotsfrist verstrichen war, soll nun auch eine zweite Frist, die bis Ende Juli lief, aufgehoben worden sein, berichten die Insider.
Dem Reuters-Bericht zufolge gehören Siemens Gamesa, die spanische Acciona, die dänische Vestas und die japanische Toshiba zu möglichen Interessenten.
Die Gespräche mit ihnen liefen weiter. In anderen Medienberichten war zudem auch über Interesse von Seiten des Investors Blackstone spekuliert worden.
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Muss Senvion Altlasten loswerden?
Details über die Gespräche, etwa, wie viel mehr Zeit Senvion anstrebt, sind nicht bekannt. Zudem müsste das Unternehmen auch noch „ein bisschen hübscher“ gemacht werden, zitiert Reuters einen Insider. Angeblich zögerten die Interessenten, weil der Konzern eine Reihe von unprofitablen Service- und Wartungsverträgen für Windkraftanlagen hat. Nach Vorstellung der potentiellen Käufer sollte sich Senvion noch vor dem Verkauf von diesen Altlasten trennen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.