Ein Gerichtsurteil bringt Heckler & Koch weiter in finanzielle Bedrängnis: Das Landgericht Stuttgart hat den Waffenhersteller im sogenannten „Mexiko Fall“ zu einer Strafzahlung von 3,7 Millionen Euro verurteilt. Konkret ging es in dem Prozess um umstrittene Lieferungen von über 4.500 G36-Sturmgewehren sowie Maschinenpistolen. Diese sollten zwischen 2006 und 2009 an mexikanische Sicherheitskräfte gehen. Die Waffen kamen jedoch nie dort an, sondern landeten in den Händen von Kriminellen. Das Gericht sah deshalb einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz durch Heckler & Koch als erwiesen an.
Neben der Bußgeldzahlung wurde zudem eine ehemalige Mitarbeiterin zu 17 Monaten und ein ehemaliger Angestellter zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Zwei Ex-Geschäftsführer sowie ein früherer Vertriebsleiter wurden freigesprochen.
Kritische Finanzsituation bei Heckler & Koch
Die nun verhängte Geldstrafe kommt für Heckler & Koch zur Unzeit. Die ohnehin bereits angespannte finanzielle Situation des Unternehmens mit Sitz in Oberndorf am Neckar hat sich nun weiter verschärft. Das wird durch einen Blick in die aktuellsten Geschäftszahlen aus dem September 2018 deutlich.
Demnach konnte der Waffenhersteller in den ersten neun Monaten 2018 seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zwar von 135,2 Millionen auf 163,7 Millionen Euro steigern. Jedoch musste er zugleich einen deutlichen Rückgang im operativen Ergebnis verzeichnen, welches sich von 22,5 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2017 auf 9,1 Millionen Euro im gleichen Zeitraum 2018 mehr als halbierte.
Überbrückungskredit läuft aus
Einer der Hauptgründe für diesen massiven Rückgang sind die explodierenden Kosten, mit denen Heckler & Koch zu kämpfen hat. Sie stiegen in dem Zeitraum von 84,6 Millionen auf 121 Millionen Euro – ein Zuwachs von gut 43 Prozent.
Zugleich schmelzen die Cash-Bestände des Unternehmens immer weiter, auf zuletzt 13,5 Millionen Euro Ende September 2018. Das Unternehmen verbrennt schon seit geraumer Zeit Cash, weswegen auch die Ratingagentur Moody’s, die Heckler & Koch noch bis Mitte August 2018 bewertete, im Juni Alarm geschlagen hatte.
Dabei hatte das Unternehmen wiederholt frisches Geld erhalten – unter anderem vor gut einem Jahr durch einen zinsfreien Überbrückungskredit über 30 Millionen Euro. Problematisch ist, dass dieser Kredit nur noch bis Juli läuft. Das nun fällige Bußgeld wiegt damit umso schwerer.
Heckler & Koch ist unzufrieden mit dem Urteil
Heckler & Koch zeigt sich mit dem Urteil sehr unzufrieden, wie aus einer Stellungnahme des Unternehmens hervorgeht. „Heckler & Koch wird die heutige Entscheidung des Stuttgarter Landgerichts sorgfältig prüfen“, heißt es darin. Der Waffenhersteller kritisiert vor allem, dass das Gericht den gesamten Gewinn, aber auch den gesamten Kaufpreis aus den umstrittenen Lieferungen einziehen will.
Das Unternehmen habe bei der Aufklärung des Falls transparent agiert und nach Bekanntwerden der Probleme umgehend Maßnahmen ergriffen, damit es nicht erneut zu einem solchen Fall kommen könne, heißt es in der Stellungnahme. „Heckler & Koch ist heute vollkommen anders aufgestellt als Mitte des letzten Jahrzehnts.“
Schwere Aufgabe für CFO Björn Krönert
Die erneute finanzielle Belastung sowie das Auslaufen des Überbrückungskredits dürften zur ersten großen Prüfung für den erst im Oktober 2018 berufenen CFO Björn Krönert werden. Krönert war von dem chinesischen Autozulieferer NBHX Trim zu Heckler & Koch gewechselt, nachdem sein Vorgänger Wolfgang Hesse den Waffenhersteller Ende 2018 aus privaten Gründen verlassen hatte.
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