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Telefónica Deutschland droht empfindliche Kartellstrafe

Die EU-Kommission schaut sich die Milliardenübernahme von E-Plus durch Telefónica nochmal genauer an.
Telefónica Deutschland

Hat Telefónica Deutschland gegen Kartellauflagen verstoßen? Diesen Verdacht hegt die EU-Kommission in Bezug auf die über 8 Milliarden Euro schwere Übernahme von E-Plus durch Telefónica Deutschland aus dem Jahr 2014. Dadurch verschmolzen die Nummer drei und die Nummer vier des deutschen Telekommarktes.

Die Wettbewerbshüter sind einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge der Ansicht, dass Telefónica Deutschland „ihren Verpflichtungen in Bezug auf den 4G-Vorleistungszugang nicht hinreichend nachgekommen“ sei.

Die EU-Kommission hatte der Transaktion damals nur unter Auflagen zugestimmt. Dazu gehörte unter anderem, dass Telefónica Deutschland allen anderen Marktteilnehmern ohne eigenes Netz, wie beispielsweise Drillisch oder United Internet, 4G-Vorleistungen zu den günstigsten Preisen unter Benchmark-Bedingungen anbieten muss.

Telefónica Deutschland droht hohe Millionenstrafe

Der MDax-Konzern muss sich nun bis zum 5. April zu den Vorwürfen äußern. Kann er den Verdacht nicht widerlegen, drohen Telefónica Deutschland empfindliche Strafen: Reuters zufolge können die EU-Kartellwächter eine Geldbuße von bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes verhängen. Bei einem Umsatz von 7,3 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2018), wären das bis zu 730 Millionen Euro.

Im äußersten Fall könnte die EU-Kommission ihre Genehmigung für die E-Plus-Übernahme sogar widerrufen. So unahrscheinlich dies ist, hätte es doch unabsehbare Folgen für den Konzern, da die aufwendige Integration nach eigenen Angaben gerade erst im Wesentlichen abgeschlossen wurde. Den Barwert der Synergien aus der E-Plus-Übernahme bezifferte das Unternehmen auf 5 Milliarden Euro. 

E-Plus-Übernahme war Prestige-Deal von Rachel Empey

Der Milliarden-Deal und die anschließende Integration waren das Prestige-Projekt der damaligen Finanzchefin Rachel Empey, die inzwischen den nächsten Karriereschritt gemacht hat und als Finanzchefin zum Dax-Konzern Fresenius gewechselt ist. Die E-Plus-Übernahme zog zahlreiche Transaktionen am Bond- und Schuldscheinmarkt nach sich.

Telefónica erklärte gegenüber Reuters, man werde die Vorwürfe prüfen, sei aber der Auffassung, alle Auflagen für die Fusion erfüllt zu haben. Das Telekomunternehmen sei zuversichtlich, die Bedenken der EU-Wettbewerbshüter ausräumen zu können. Die Aktionäre ließen sich davon nicht ganz beruhigen: Die Telefónica-Aktie war im MDax am heutigen Freitag mit rund minus 2 Prozent der größte Verlierer im MDax.