Der Industriekonzern ThyssenKrupp, der sich in einem tiefgreifenden Umbruch befindet, setzt auf CFO-Expertise im Aufsichtsrat: Wolfgang Colberg soll neues Mitglied des Kontrollgremiums werden, wie die Essener am heutigen Mittwoch bekanntgaben. Er soll Anfang Februar von der Hauptversammlung als Vertreter der Anteilseigner im Aufsichtsrat bestätigt werden.
Colberg war von 2009 bis 2013 CFO des Spezialchemiekonzerns Evonik. Davor agierte der heute 59-Jährige acht Jahre lang als Finanzchef des Haushaltsgeräteherstellers BSH Home Appliances, damals ein Joint Venture von Bosch und Siemens. Zuvor hatte Colberg 16 Jahre im Bosch-Konzern verbracht. Derzeit arbeitet Colberg in Frankfurt am Main als Industrial Partner bei dem Finanzinvestor CVC.
ThyssenKrupp: Merz soll Aufsichtsratschefin werden
ThyssenKrupp bestätigt zudem Spekulationen um einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats: Der Industriekonzern will Martina Merz zur neuen Vorsitzenden wählen lassen. ThyssenKrupp hat die 55-Jährige erst Anfang Dezember in das Kontrollgremium berufen. Sie soll ebenfalls im Februar von der Hauptversammlung bestätigt werden. Gespräche mit anderen Kandidaten – unter anderem Daimler-CFO Bodo Uebber – waren in den vergangenen Monaten im Sande verlaufen.
Bislang besetzt Bernhard Pellens den Posten als Chefaufseher. Er wurde im Oktober als Nachfolger für den im Sommer ausgeschiedenen Aufsichtsratschef Ulrich Lehner berufen. Zuvor leitete er den Prüfungsausschuss – eine Aufgabe, auf die er sich nach der Berufung von Merz und Colberg wieder konzentrieren will.
Martina Merz sitzt zurzeit im Aufsichtsrat des Lkw-Herstellers Volvo, der mehrere Jahre ein großes Cevian-Investment war, und ist Aufsichtsratschefin des Bremsenspezialisten SAF Holland. Sie war zudem unter anderem Chefin von Robert Bosch Schließsysteme sowie von Chassis Break International, einem Nachfolgeunternehmen der früheren Bremsensparte von Bosch, die 2012 an den Finanzinvestor KPS Capital Partners ging.
ThyssenKrupp hat Johannes Dietsch zum CFO ernannt
FINANCE-Köpfe
Mit den Verpflichtungen von Merz und Ex-Evonik-CFO Colberg hat ThyssenKrupp den Aufsichtsrat wieder vollständig besetzt. Nach vielen Personalwechseln in der Führung des Konzerns in den vergangenen Monaten kann der Fokus damit wieder auf die bevorstehende große Aufgabe gelenkt werden: Der Industriekonzern will sich in zwei Teile aufspalten – „Materials“ (Werkstoffsparte) und „Industrials“ (Industriegütergeschäft) –, die jeweils eigenständig börsennotiert sein sollen. Der langjährige CFO Guido Kerkhoff, der seit wenigen Monaten CEO ist, hat den angestrebten Umbau maßgeblich vorangetrieben.
Seit wenigen Tagen ist auch klar, wer Kerkhoff, der die Finanzen noch in Personalunion verantwortet, bei dem angestrebten Umbau unterstützen wird: Johannes Dietsch übernimmt das Amt des CFOs zum 1. Februar 2019. Dietsch war bis Mai dieses Jahres CFO des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer und erhält bei ThyssenKrupp einen Dreijahresvertrag.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.