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US-Investor Guy Wyser-Pratte zurück bei Rheinmetall

Der aktivistische Investor Guy Wyser-Pratte ist wieder bei Rheinmetall eingestiegen.
Rheinmetall

Dieses Wiedersehen dürfte in Düsseldorf wahrscheinlich nur bedingt Freude auslösen: Der international berüchtigte Corporate Raider Guy Wyser-Pratte hat sich erneut zum Aktionär beim Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall aufgeschwungen. „Die Aktie war wirklich sensationell günstig“, verriet der 79-Jährige in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. „Deutschland muss ja mehr in die Rüstung investieren, um das Investitionsziel der Nato von 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen“, erklärte Wyser-Pratte seine weiteren Beweggründe.

Guy Wyser-Pratte zerschlug IWKA

Mit Blick auf seine Strategie gibt sich der Amerikaner (noch) handzahm. Eigener Aussage zufolge will sich der Aktionärsaktivist nicht ins operative Geschäft einmischen, sondern lediglich von einer Kurserholung profitieren.

Dies sah bei seinem ersten Einstieg Anfang 2001 noch anders aus. Damals war der Ex-Marine mit österreichisch-ungarischen Wurzeln mit rund 5 Prozent beim Düsseldorfer Mischkonzern eingestiegen und hatte von der Unternehmensführung die Konzentration auf das profitablere Rüstungsgeschäft verlangt. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zog er sich dann zurück und veräußerte seine Anteile wieder. Später kam er dann nach Deutschland zurück und betrieb aus dem Aktionariat heraus die Zerschlagung des Industriekonglomerats IWKA – mit einigem Erfolg.

Über die Höhe seines aktuellen Rheinmetall-Anteils herrscht Rätselraten. Wyser-Pratte bezifferte seine Beteiligungshöhe nicht, und ein Sprecher von Rheinmetall wollte sich auf FINANCE-Anfrage nicht zu der Sache äußern.

Autosparte belastet Rheinmetall

Doch die Ausgangslage bei dem MDax-Konzern ist wie gemacht für einen Raider wie Wyser-Pratte. So legte der Gesamtumsatz im ersten Geschäftsquartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 1,1 Prozent auf knapp 1,39 Milliarden Euro zu, während der operative Gewinn jedoch von 54 auf 34 Millionen Euro absackte.

Der Grund dafür ist offensichtlich: Während der Umsatz im Rüstungsbereich im ersten Quartal 2020 um 18 Prozent auf 740 Millionen Euro zulegte und sich das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr auf 29 Millionen Euro mehr als verdreifachte, verzeichnete der Automotive-Bereich wegen Corona einen Umsatzrückgang von 14 Prozent auf 618 Millionen Euro. Das operative Ergebnis brach um fast 80 Prozent von 49 auf 10 Millionen Euro ein.

FINANCE-Köpfe

Helmut Merch, Rheinmetall AG

Seit 1982 ist Merch für Rheinmetall tätig und bekleidet im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen bei den Tochtergesellschaften. Unter anderem ist er Spartenleiter sowie Vorstandsmitglied der ehemaligen Maschinenbautochter Jagenberg. Darüber hinaus ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Elektroniktochter Aditron.

2001 wird Merch zunächst Finanzvorstands des Unternehmensbereichs Defence. Dieses Amt behält er auch, als er zum CFO der Muttergesellschaft Rheinmetall ernannt wird. Dort vertritt er im Vorstand seit Januar 2013 die Ressorts Finanzen, Controlling sowie IT.

zum Profil

Und schon vor der Coronakrise hatte das Automobilgeschäft mit Umsatz- und Ergebniseinbußen zu kämpfen. Im Geschäftsjahr 2019 wies Automotive im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang um 6,6 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro aus,  das operative Ergebnis fiel um 30 Prozent auf 184 Millionen Euro. Im Gegensatz dazu konnte die Defence-Sparte 2019 mit einem Umsatzanstieg um 9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro und einem Gewinnsprung von 35 Prozent auf 343 Millionen Euro glänzen.

Rheinmetall zum Schnäppchenpreis? (Aktie auf Jahressicht)

Rheinmetall versuchte schon einmal einen Spin-off

Eine Konzentration auf das strukturell und stabil wachsende Rüstungsgeschäft könnte gerade für einen Investor wie Wyser-Pratte eine verlockende Investment-These darstellen. Tatsächlich war Rheinmetall schon einmal kurz davor, das Autogeschäft abzustoßen. Doch dies war schon 2012, und der angedachte Börsengang der Tochter wurde schließlich verworfen.

Derzeit lasten die Probleme in der Autosparte schwer auf der Equity Story von Rheinmetall. Die Aktie war Mitte März auf 46 Euro abgerutscht, nachdem sie Mitte Januar noch bei 108 Euro stand. Die Neuigkeit des erneuten Einstieg der US-Investorenlegende gab der Aktie am Freitag aber wieder Auftrieb. Die Papiere legen 6 Prozent auf rund 64 Euro zu.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de

Info

Immer wieder werden deutsche Konzerne von Aktivisten angegriffen. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite aktivistische Investoren.

Alles zum Finanzvorstand von Rheinmetall erfahren Sie auf dem Köpfe-Profil von Helmut Merch.

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