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Wechsel von Uebber zu ThyssenKrupp gescheitert

Der Ruhrkonzern ThyssenKrupp hat immer noch keinen neuen Aufsichtsratschef gefunden.
ThyssenKrupp

Der geplante Wechsel des Daimler-CFOs Bodo Uebber zu ThyssenKrupp ist gescheitert. Ein ThyssenKrupp-Sprecher bestätigte gegenüber FINANCE entsprechende Medienberichte: „Die Gespräche mit Herrn Uebber sind beendet.“

Uebber sollte sogar Aufsichtsratschef des Ruhrkonzerns werden. Stattdessen wurde lediglich die frühere Bosch-Managerin Martina Merz in den Aufsichtsrat gewählt, ein ursprünglich für Uebber vorgesehener Sitz bleibt weiterhin vakant. Damit haben die Arbeitnehmer in diesem wichtigen Gremium nach wie vor eine Stimme mehr als die Kapitalseite.

Uebber forderte angeblich Verdoppelung der Bezüge

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, soll Uebbers Einzug in den Aufsichtsrat an den Gehaltsvorstellungen des Daimler-Managers gescheitert sein. Demnach habe Uebber eine Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge gefordert. Er selbst als designierter Aufsichtsratschef hätte dann aufgrund der höheren Bezüge für den Gremiumsvorsitz das Vierfache der normalen Bezüge erhalten. Die Arbeitnehmer hätten die höhere Entlohnung aber mit Blick auf die finanziell schwierige Lage bei ThyssenKrupp abgelehnt, berichtet die Zeitung.

Gewerkschaftsvertreter ließen übermitteln, es sei inakzeptabel, die Aufsichtsratsbezüge in diesem Maße zu erhöhen, wenn zugleich der tiefgreifende Konzernumbau von Neu-CEO und Ex-Finanzchef Guido Kerkhoff große Härten für viele Mitarbeiter mit sich bringe.

Uebber-Vertraute kämpfen um Deutungshoheit

Nun wird um die Deutungshoheit über die überraschende Wende in der Personalie gekämpft. Das „Handelsbatt“ zitiert Stimmen aus Uebbers Umfeld, die sich bemühen, die Gehaltsfrage in einen größeren Kontext zu stellen. Demnach sei es dem „finanziell unabhängigen“ Uebber nicht darum gegangen, sich selbst finanziell besserzustellen, sondern um zwei andere Dinge: Zum einen müsse der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp attraktiver werden, um mehr Managementkompetenz in das Gremium zu bringen. Zurzeit leitet der Hochschulprofessor Bernhard Pellens das Gremium. 

Zum zweiten weisen die Uebber-Vertrauten auf persönliche Risiken hin, die Aufsichtsräte bei ThyssenKrupp eingingen. Der Konzern wurde zuletzt mehrfach von Korruptions- und Kartellskandalen erschüttert. Erst vor wenigen Tagen wurden Ermittlungen bekannt, die den im Sommer abgetretenen Ex-Chef Heinrich Hiesinger einen Teil seiner ausstehenden Bezüge kosten könnten – obwohl die möglichen Verfehlungen in die Zeit vor dessen Einstieg bei dem Stahl- und Industriekonzern fielen. „Auf die Aufsichtsräte könnten hohe Schadensersatzforderungen zukommen. Dieses Risiko muss in der Vergütung abgedeckt werden“, zitiert das „Handelsblatt“ einen ungenannten Insider. 

FINANCE-Köpfe

Bodo Uebber, Daimler AG

Uebber beginnt seine Karriere im Produktions-Controlling 1985 bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm im Unternehmensbereich Verteidigungstechnik. Ab 1988 leitet er für diesen Bereich die Kosten- und Ergebnisrechnung. Im Jahr darauf wechselt er als Leiter Betriebswirtschaft zur DASA-Verteidigungstechnik. 1992 bis 1995 verantwortet Uebber das Controlling bei Dornier Luftfahrt und 1995 bis 1998 das Controlling des Bereichs Raumfahrt/ Verteidigung und Zivile Systeme bei  der DASA. 1998 wird Uebber zum Mitglied der Geschäftsführung für Finanzen/ Controlling und IT/Services bei MTU Aero Engines ernannt.

2001 wird Uebber CFO und Vorstandsmitglied der DaimlerChrysler Services AG. 2003 übernimmt er zusätzlich die Verantwortung des stellvertretenden Vorstandsmitglieds bei DaimlerChrysler sowie des Vorstandsvorsitzenden bei DaimlerChrysler Services. Seit Dezember 2004 ist er CFO von Daimler. Im Oktober 2018 wird bekannt, dass Uebber das Unternehmen im Dezember 2019 verlassen wird. Uebber verließ Daimler nach der Hauptversammlung im Mai 2019 auf der der Autobauer bereits seinen Nachfolger präsentierte.Im April 2020 wird Uebber Aufsichtsratchef bei der deutschen Tochter der US-Investmentbank Evercore.

zum Profil

Uebber dürfte sich nun nach einem Sitz in einem anderen Aufsichtsrat umsehen. Der 59-Jährige hatte im Oktober mitgeteilt, dass er seinen Ende 2019 auslaufenden Vertrag als Daimler-CFO nicht verlängern möchte. Daimler sucht gerade nach einem Nachfolger. Dabei sollen übereinstimmenden Informationen von FINANCE und der F.A.Z. zufolge interne Kandidaten derzeit die Nase vorn haben.
 

Info

Mehr über Werdegang und Karriere des scheidenden Daimler-CFOs finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Bodo Uebber.