Die Budgets der Finanzabteilungen sinken auch 2018 weiter. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Hackett Group unter 200 Unternehmen weltweit, die mindestens 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz erzielen. Im Schnitt müssen die befragten Finanzverantwortlichen in diesem Jahr mit 1,3 Prozent weniger Geld auskommen als im Vorjahr.
Doch so langsam scheint in Sachen Cost-Cutting das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein: 2016 sind die Budgets der Finanzabteilungen noch um 4 Prozent gestutzt worden, 2017 musste das CFO-Ressort der Unternehmensberatung zufolge 2 Prozent der Kosten einsparen. Durch die Automatisierung und Zentralisierung von Finanzprozessen hätten die Unternehmen inzwischen einen großen Teil der Ineffizienzen beseitigt, schreiben die Studienautoren.
Effizienzdruck trifft auch strategische Aufgaben
An einigen Stellen gibt es aber doch noch Potential, die Kosten im Finanzressort zu senken, wie ein anderes Ergebnis nahelegt. So reduzieren die befragten Unternehmen im laufenden Jahr die Anzahl der Mitarbeiter, die in einzelnen Firmensegmenten für Finanzen zuständig sind. Die Zahl der Vollzeitstellen (FTEs) sinkt in den Business Units im Schnitt um 1,6 Prozent.
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Im Gegenzug stellen die Unternehmen Mitarbeiter in zentralen Einheiten ein: In Global Business Service Organisationen (GBS), de-facto eine Weiterentwicklung der Shared Service Center, erhöhen die befragten Unternehmen die FTEs um 1,8 Prozent. Die Arbeitsbelastung dieser Einheiten steigt dagegen durch die Verlagerung von Aufgaben um 4,4 Prozent. Hier wird offenbar weiter an der Effizienzschraube gedreht.
Der Zentralisierungstrend im Finanzbereich hat neben den klassischen Backoffice-Tätigkeiten inzwischen auch strategische Themen erfasst: In sogenannten Exzellenzzentren wollen die Befragten in diesem Jahr die FTEs um 2,3 Prozent aufstocken, der Workload steigt aber um 3,9 Prozent. Ziel dieser Zentren ist, dass hochqualifizierte Mitarbeiter ihre Fähigkeiten – etwa bei der Digitalisierung – für möglichst viele Konzernbereiche einsetzen.
Hemmt der Sparzwang die digitale Transformation?
Wie die Hackett Group in einer früheren Studie herausfand, allokierten Finanzabteilungen 2017 gut 10 Prozent ihres Budgets auf Technologiekosten. Das Gros bezieht sich allerdings auf das operative Tagesgeschäft, auf die digitale Transformation entfällt nur etwa ein zwanzigstel des gesamten Technologiebudgets im Finanzressort. Dreiviertel der Befragten rechnet jedoch damit, dass die Investitionen in den digitalen Wandel in den kommenden zwei bis drei Jahren ansteigen werden.
Das scheint auch dringend nötig, wie die aktuelle Umfrage nahelegt: Denn es mangelt den Unternehmen nach eigenen Angaben an Ressourcen und Fähigkeiten, um sich mit der Digitalisierung zu befassen. So geben 56 Prozent der befragten Finanzverantwortlichen an, dass ihre Organisation zwar eine Strategie zur digitalen Transformation des Finanzressorts entwickelt hat. Allerdings besitzt nur knapp jeder Dritte die Kompetenzen, diese auch umzusetzen.
„Mehr als die Hälfte der Befragten hat eine Digitalstrategie definiert, aber nur jeder Dritte hat die Kompetenz, sie umzusetzen.“
Finanzabteilungen experimentieren mit Robotics
Besonders hoch auf der Prioritätenliste steht bei Finanzchefs der Studie zufolge derzeit das Thema Robotic Process Automation (RPA). Aktuell experimentieren 58 Prozent der Befragten mit Robotics -Ansätzen, jeder fünfte Befragte setzte diese Technologie bereits aktiv ein. In zwei bis drei Jahren dürfte dieser Anteil bei 78 Prozent liegen, glauben die Befragten.
Mit künstlicher Intelligenz befassen sich nach eigenen Angaben 38 Prozent der befragten Finanzer. Solche Verfahren im Einsatz haben allerdings erst 6 Prozent, 2020/2021 dürften es nach Erwartungen der Befragten etwa 40 Prozent sein.