Die Bedeutung der CFOs kannte in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: den Weg nach oben. Finanzchefs bekleiden gegenwärtig nach dem CEO in den Unternehmen fast ausnahmslos die zweitwichtigste Position – und dieser Status hat sich laut internationaler IBM CFO-Studie unter mehr als 4000 Managern, darunter knapp 600 CFOs weiter gefestigt: Alle für die Untersuchung befragten Top-Führungskräfte bestätigen seine herausragende Stellung. Insbesondere die CEOs arbeiten enger mit ihren CFOs zusammen als mit den übrigen Kollegen in ihren Führungsteams.
Die wichtigste Aufgabe der CFOs allerdings hat sich nicht verändert: Sie müssen nach wie vor den Geschäftserfolg ihrer Unternehmen überwachen und messen. Dies ist angesichts zunehmender Komplexität jedoch trotzdem keine Routine-Angelegenheit (mehr). Zudem bieten Technologien wie Big Data und Analytics ein vollkommen neues Instrumentarium, das beträchtlichen Einfluss auf die Qualität der Überwachung und Messung von Unternehmensdaten haben kann. Einsatz und Nutzung müssen evaluiert und trainiert werden.
Dies gilt auch für die – laut Studie – mittlerweile zweitwichtigste Aufgabe der CFOs: Ihren Beitrag und ihr Mitwirken an der Entwicklung zukünftiger Unternehmensstrategien. Eine weitere zentrale Aufgabe, die angesichts der neuen digitalen Möglichkeiten zu einer besonderen Herausforderung wird. Ebenso haben das Risikomanagement sowie die Integration unterschiedlicher Informationsquellen zur Beurteilung des Unternehmensstatus für die Finanzchefs an Bedeutung gewonnen.
CFOs nicht lückenlos effizient
Die CFOs haben bei diesen Themen auch längst Handlungsbedarf erkannt: So glauben weniger als die Hälfte (47 Prozent) der Befragten, dass ihre Abteilung bei der Messung und Überwachung des Geschäftserfolgs effizient arbeitet. Ähnlich ernüchternde Werte ergeben sich in Bezug auf die Planung und Umsetzung von Unternehmensstrategien. Zudem halten nur 64 Prozent ihr Risikomanagement für effektiv.
Darüber hinaus wächst die Kluft zwischen der Bedeutung, die CFOs bestimmten Aufgaben beimessen, und ihrer Einschätzung, wie gut ihr Team diese Aufgaben erledigt. Beispiel Datenintegration: Heute sind sich 82 Prozent der CFOs über den Nutzen der Integration von unternehmensweiten Informationen im Klaren, aber nur 24 Prozent denken, dass ihr Team dieser Aufgabe tatsächlich gewachsen ist. Diese Lücke hat sich zwischen der ersten Befragung 2005 und 2013 um 205 Prozent vergrößert.
Es gibt jedoch nicht nur schlechte Neuigkeiten. Auch heute existiert eine kleine Gruppe von CFOs, die mit ihren Finanzabteilungen sehr effektiv arbeiten. Diese kleine Gruppe schneidet in jedem der untersuchten Bereiche besser ab als der Rest. Sie ist besonders gut in der Messung und Überwachung des Geschäftserfolgs, beim Risikomanagement, bei Planung und Budgetierung sowie der Feinabstimmung von Finanzprozessen und der Prognosefähigkeit. Die guten Leistungskennzahlen ihrer Unternehmen belegen hier den Erfolg der Finanzchefs: Sie erzielten durchweg einen höheren Umsatz und ein besseres Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie einen höheren Ertrag auf das investierte Kapital.
Erfolgreiche CFOs verstehen ihre Kunden
Wie aber schaffen die CFOs das? Auch das untersucht die Studie und kommt zu folgenden Erkenntnissen: Zum einen gelingt es ihnen deutlich besser als dem Rest, die im Unternehmen vorhandenen Informationen zu integrieren und auszuwerten. Zum anderen arbeiten sie effizienter. Im Einzelnen heißt das: Sie verwenden unter anderem 43 Prozent häufiger als die übrigen für die Studie befragten CFOs einen Standardkontenplan und nutzen doppelt so häufig einheitliche Finanzdatendefinitionen und -prozesse.
Zudem hat über die Hälfte der Besten ein Rahmenwerk entwickelt, das verbindliche Vorgaben für die Entwicklung, den Umgang und die Abläufe wichtiger Finanzprozesse macht. Darüber hinaus verwenden die Unternehmen häufiger eigenständige, bereichsübergreifende Shared-Service-Center für ihre Finanztransaktionen.
Die guten Ergebnisse beruhen im Wesentlichen auf diesen vier Elementen: Umfassende Datenintegration und -analyse, einheitliche Buchhaltungsstandards im gesamten Unternehmen, ein verbindliches Rahmenwerk für die Bereitstellung und Abwicklung von Finanzprozessen sowie einem effizienten Shared-Service-Modell.
Um an diesem Punkt auch die Brücke zur eingangs beschriebenen Bedeutung der CFOs zu schlagen: Die erfolgreichste Gruppe der Finanzchefs übt mehr Einfluss auf ihr Unternehmen aus und leistet einen größeren Beitrag zu dessen Erfolg als der Durchschnitt. Denn sie sind besonders versiert darin, genau zu analysieren, wie rentables Wachstum möglich ist und es gezielt zu fördern.
Hinzu kommt: Die CFOs an der Spitze dieser Finanzabteilungen besitzen zwei Eigenschaften, die sie von anderen unterscheiden: Erstens verfügen sie über ein sehr viel besseres Verständnis der digitalen Welt – fast die Hälfte von ihnen arbeitet in Unternehmen, die eine nahtlos integrierte Strategie für die physische und digitale Interaktion verfolgen. Zweitens verstehen sie ihre Kunden weit besser und arbeiten intensiver mit ihnen zusammen als die übrigen CFOs.