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Das sollten CFOs über SAP BW/4 Hana wissen

Der Walldorfer Software-Riese SAP hat miT BW/4 Hana die neue Generation seines Business Warehouses herausgebracht.
SAP

Um Daten zu sammeln und zu analysieren greifen Unternehmen auf sogenannte Data Warehouses zurück. Diese vereinheitlichen die Daten und ermöglichen so unter anderem Big-Data-Analysen.

Der Software-Riese SAP bietet seit kurzem BW/4 Hana an. SAP positioniert das Produkt als legitimen Nachfolger des SAP Business Warehouses. BW/4 Hana folgt den gleichen Software-Design-Prinzipien wie S/4 Hana. „BW/4 Hana ist wesentlich schlanker als sein Vorgänger. Die Bedienung deutlich einfacher“, wirbt Lothar Henkes, Produktmanager im Bereich Data Warehousing bei SAP. Die Bedienoberfläche ist zudem grunderneuert und soll moderner wirken als in der Vorgängerversion.

SAP BW/4 Hana hilft bei Analyse von M&A-Deals

Manchen CFOs könnte das neue Programm Vorteile bringen. „Das Zusammenführen der Daten ist mit deutlich weniger Aufwand verbunden, da wir die Anzahl der verschiedenen Layer deutlich reduziert haben“, sagt Henkes. Dadurch könnten Finanzchefs Zeit und Kosten sparen. „Die für das Reporting entscheidenden Daten stehen schneller zur Verfügung“, sagt Jürgen Hagedorn, Vice President Product Management beim Walldorfer Konzern.

Aber auch Szenario-Analysen und die damit einhergehende Anpassung ihrer Modelle soll BW/4 Hana den CFOs erleichtern – beispielsweise bei M&A-Deals: „Jetzt können Finanzchefs schneller sehen, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen gekauft wird. Wie verändern sich die Kosten und die Erlöse? Welche Marge kann man erwarten?“, erklärt Hagedorn. Ein erster Pilot-Kunde, der australische Medienkonzern Fairfax, braucht SAP zufolge durch BW/4 Hana nur noch halb so lange, um seine Modelle anzupassen.

Grundsätzlich soll BW/4 Hana mit allen Finanz-Software-Lösungen kompatibel sein. Auch ungewöhnliche Datenquellen wie die Open-Source-Software Hadoop, aber auch das soziale Netzwerk Twitter sind mit dem neuen Warehouse kompatibel. Diese bringen oft unstrukturierte Daten hervor, die BW/4 Hana dann aber strukturieren und auswertbar machen soll. Wie gut das am Ende funktioniert, bleibt abzuwarten.

CFOs können Compliance in der Archivierung verbessern

Auch für die Compliance verspricht SAP-Manager Henkes Verbesserungen: „Unternehmen haben jetzt erstmals die Möglichkeit, Daten im Rahmen der Langzeitarchivierung automatisiert zu speichern“. Unternehmen könnten beispielsweise angeben, dass nur Sales-Daten aus den Jahren 2015 und 2016 automatisch im Hauptspeicher abgelegt werden.

Daten aus dem Jahr 2014 werden beispielsweise als sogenannte „Warm Data“ auf speziellen Servern gehalten. Noch ältere Daten speichert das System als „Cold Data“ auf Festplatten in Datenbanken oder Dateisystemen, die nur noch in Ausnahmefällen abgerufen werden.

SAP bietet die neue Software für eine breite Zielgruppe an – vom kleinen Mittelständler bis zum Konzern will der Dax-Konzern so gut wie alle Unternehmen adressieren – unabhängig von ihrer IT-Strategie: „Für Kunden, die keine eigene Infrastruktur aufbauen wollen, gibt es die Möglichkeit, die Daten in einer Cloud zu lagern“, sagt Produktmanager Hagedorn. Dadurch sei die Nutzung der neuen Lösung nicht so komplex. Aber auch lokale Lösungen („On-Premise“) bietet SAP an.

Bei der Einführung bietet die SAP zum einen die Möglichkeit der Neu-Installation von BW/4 Hana. Damit dürften sich allerdings jene Unternehmen schwer tun, die ihr Warehouse nicht komplett überarbeiten wollen. Daher besteht auch die Möglichkeit, ein bestehendes BW Tool-unterstützt zu migrieren. Dabei können Unternehmen auch einzelne Datenmodelle Schritt für Schritt umstellen.

Kosten und Dauer der Installation noch nicht einschätzbar

Die Pionierkunden stehen aber vor der üblichen Unsicherheit, die fast immer mit der Einführung von neuen Softwareprodukten verbunden ist: Wie lange es dauert und kostet, BW/4 Hana einzuführen, ist noch weitgehend unklar, weil einfach noch wenig Erfahrungswerte vorhanden sind. Bei Unternehmen, die die neuesten Version des Business Warehouse haben, kann die Umstellung nur wenige Tage dauern, behauptet SAP. Bei größeren Projekten sollten Unternehmen mit mehreren Monaten rechnen. Zu den Kosten hingegen wollten sich die SAP-Manager aufgrund der noch beschränkten Anzahl von Umstellungsprojekten auch auf FINANCE-Nachfrage hin nicht äußern.

Ihre Entscheidung für einen möglichen Umstieg überstürzt treffen, müssen CFOs und ihre CIOs jedoch nicht. Der Umstieg auf BW/4 Hana ist bei weitem kein Zwang, beteuert SAP-Manager Henkes, da der Support für das alte SAP BW und andere Datenbanken unverändert weiterlaufe.

Doch gerade CFOs, deren Unternehmen in einem intensiven Wettbewerbsumfeld operieren, haben eventuell nicht viel Zeit. Wenn ein Konkurrent BW/4 Hana einführt, könnte die schnellere Geschwindigkeit von dessen IT-System dazu führen, dass er sich einen Vorteil verschafft. Um den Anschluss nicht zu verlieren, stehen auch die Wettbewerber von Unternehmen, die in IT-Fragen Pionierarbeit leisten, häufig unter Druck, mit der Modernisierung ihrer eigenen IT ebenfalls nicht lange zu warten.

Unternehmen mit einer schwächeren IT-Infrastruktur können, wenn es ihr Budget zulässt, zumindest das Reporting mit Hilfe von BW/4 Hana auf modernere Beine stellen. So könnten sie zumindest in diesem begrenzten, aber wichtigen Bereich Verbesserungen realisieren.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.