Die Finanzabteilungen öffnen sich für den Einsatz neuer Technologien in der Abschlussprüfung. Das zeigt eine Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshauses PwC, für die leitende Mitarbeiter aus dem Finanz- und Rechnungswesen von 76 Unternehmen mit Sitz in Deutschland befragt wurden.
Während im Jahr 2016 noch 60 Prozent der Teilnehmer eine geringe Akzeptanz im Rechnungswesen oder IT-Bereich des zu prüfenden Unternehmens als limitierenden Faktor für den Einsatz von Technologie bei der Abschlussprüfung sahen, ist dieser Wert in den zurückliegenden Monaten rapide gesunken: In der jüngsten Befragung sahen nur noch 7 Prozent der Teilnehmer dies als Hürde an.
Ähnlich sieht es in anderen Bereichen aus: Die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit stellten 2016 für 54 Prozent ein Hemmnis für den Einsatz neuer Technologien dar. In der jüngsten Befragung war das nur noch für 18 Prozent der Fall – ein erstaunliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass gerade in diesem Bereich die Anforderungen durch die ab Ende Mai geltende Datenschutzgrundverordnung deutlich steigen werden.
Große Investitionsbereitschaft bei Wirtschaftsprüfern
Die befragten Unternehmensvertreter sehen auch, dass die Wirtschaftsprüfer in neue Technologien investieren wollen. Eine geringe Investitionsbereitschaft der WP-Gesellschaften stellte 2016 noch für jeden fünften Befragten eine Hürde dar, 2017 sahen dies nur noch 3 Prozent als Problem an.
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Die Folgen dieses insgesamt deutlich technologiefreundlicheren Umfelds werden in den Finanzabteilungen voraussichtlich schon bald zu spüren sein. Die Führungskräfte aus dem Rechnungswesen stellen sich in jedem Fall auf Neuerungen ein.
84 Prozent der Befragten und damit die überwiegende Mehrheit glaubt, dass sich die Abschlussprüfung durch den technologischen Wandel in den kommenden Jahren massiv verändern wird.
Finanzbereiche digitalisieren nur zögerlich
Auch für die Unternehmen selbst ergeben sich neue Möglichkeiten. Unter den Einsatzfeldern für neue Technologien im Rechnungswesen zeichnen sich drei Bereiche besonders ab: Jeweils rund 20 Prozent der Befragten sehen Einsatzmöglichkeiten im direkten Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten, in der Belegerkennung sowie im Zahlungsverkehr.
Die Einsatzmöglichkeiten sind da, allerdings stellen sich die Fachbereiche selbst ein mittelmäßiges Zeugnis aus, wenn es um die Digitalisierung des Rechnungswesens geht. Nur jedes fünfte Unternehmen hält sich in dem Bereich für progressiv. 53 Prozent sehen sich im Durchschnitt vergleichbarer Unternehmen, der Rest hält sich für eher konservativ aufgestellt.
Das Thema künstliche Intelligenz (KI) spielt für die Mehrheit der Befragten ebenfalls noch keine Rolle: 57 Prozent der Teilnehmer beschäftigen sich damit derzeit nicht im Unternehmen. Nur jeder vierte Befragte plant die Einführung KI-basierter Systeme. Erst 18 Prozent haben zurzeit bereits KI-Anwendungen im Einsatz. Unter den Bereichen des Rechnungswesens, in denen künstliche Intelligenz bereits genutzt wird, liegt das automatische Auslesen von Rechnungen und Belegen an erster Stelle (39 Prozent), gefolgt von der Automatisierung des Zahlungsverkehrs (29 Prozent).
Furcht vor Stellenabbau durch Digitalisierung
Die Sorge, dass der zunehmende Einsatz von Technologie zu einem Jobabbau führen könnte, herrscht auch im Finanz- und Rechnungswesen bei vielen Mitarbeitern vor. Nur 11 Prozent der Befragten glauben nicht, dass es zu einem technologiebedingten Mitarbeiterabbau im Rechnungswesen kommen wird.
Von den übrigen rechnen 19 Prozent mit einem erheblichen und 28 Prozent mit einem geringfügigen Stellenabbau. Weitere 42 Prozent erwarten, dass es zwar nicht sofort, aber mittelfristig zu einem Rückgang der Mitarbeiterzahl kommen werde.