Der Agrarkonzern Baywa hat am heutigen Donnerstagmorgen seine Geschäftszahlen der ersten neun Monate des aktuellen Jahres vorgelegt – und die Zahlen sind kritisch. Die Münchener, die im angegebenen Zeitraum 16 Milliarden Euro umgesetzt haben (Vorjahr: 18,2 Milliarden Euro), verzeichneten einen operativen Verlust von 77,6 Millionen Euro (Vorjahr: 214,6 Millionen Euro). Rechnet man die im Juli vorgenommene Wertberichtigung hinzu, beläuft sich der operative Konzernverlust auf 299,8 Millionen Euro. Der Konzernfehlbetrag erreichte sogar fast 641 Millionen Euro.
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Im Juli 2024 gab Baywa bekannt, ein Sanierungsgutachten erstellen zu lassen. Dies führte zu einem starken Rückgang des Aktienkurses. Dadurch fiel die Marktkapitalisierung unter den Buchwert des Eigenkapitals, was umfassende Überprüfungen der Vermögenswerte notwendig machte. Dabei wurden Wertminderungen von insgesamt 222,2 Millionen Euro festgestellt, die im Halbjahresbericht 2024 berücksichtigt wurden.
Nahezu alle Baywa-Segmente straucheln
Der Konzern kämpft durch die Sanierungssituation mit erheblichen Unsicherheiten vonseiten der Lieferanten und Kunden. Das hat sich in nahezu allen Segmenten negativ niedergeschlagen und unterstreicht den immensen Sanierungsdruck des Unternehmens.
Den größten Verlust verzeichnete das krankende Energiesegment Regenerative Energien mit einem bereinigten operativen Verlust (Ebit) von 336,3 Millionen Euro. Auch das Bausegment bleibt unter Druck: Die Baukrise am Wohnungsmarkt führte hier zu einem Minus von 9,5 Millionen Euro.
Ein positives Signal kommt aus dem Technikgeschäft. Baywa konnte in diesem Bereich sowohl den Umsatz, der 1,8 Milliarden Euro erreichte (Vorjahr: 1,7 Milliarden Euro), als auch den operativen Gewinn mit 66,5 Millionen Euro steigern. Die Konzernführung führt diese Entwicklung auf einen hohen Auftragsbestand zum Jahresende 2023 zurück.
Baywas Neunmonatszahlen nach Segmenten
Baywa-Aufsichtsrat Altmüller nimmt den Hut
Neben den wirtschaftlichen Problemen steht Baywa vor weiteren Herausforderungen: Vier Tage vor Bekanntgabe der Neunmonatszahlen wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht Bafin den Jahresabschluss von Baywa untersucht, da ihr konkrete Anhaltspunkte vorliegen, dass Baywa gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen haben könnte. Zusätzlich hat am gestrigen Mittwochnachmittag der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Wolfgang Altmüller, sein Mandat niedergelegt. Als Grund gab Altmüller an, er wolle „ein Signal nach innen und außen senden auf dem Weg der Neuausrichtung“.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.