Sabine Reifenberger, Autor bei FINANCE für kluge Finanzentscheidungen Tue, 05 Mar 2024 10:58:38 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 5 Antworten zum Schutzschirmverfahren https://www.finance-magazin.de/insolvenz/5-antworten-zum-schutzschirmverfahren-41207/ Tue, 05 Mar 2024 07:50:30 +0000 https://stage01.finance-magazin.de/allgemein/5-antworten-zum-schutzschirmverfahren-41207/ Unter den Schutzschirm kann nicht jeder Schuldner. Foto: Mike Watson Images/moodboard/Thinkstock/Getty Images

Für eine Sanierung im Schutzschirmverfahren sind einige Anforderungen zu erfüllen. Welche genau, lesen Sie in Teil 2 unserer FINANCE-Serie zu Insolvenz- und Sanierungsverfahren.

]]>
Unter den Schutzschirm kann nicht jeder Schuldner. Foto: Mike Watson Images/moodboard/Thinkstock/Getty Images

Für eine Sanierung im Schutzschirmverfahren sind einige Anforderungen zu erfüllen. Welche genau, lesen Sie in Teil 2 unserer FINANCE-Serie zu Insolvenz- und Sanierungsverfahren.

Was ist das Schutzschirmverfahren?

Das Schutzschirmverfahren ist eine spezielle Ausprägung der Insolvenz in Eigenverwaltung. So haben beispielsweise die Modehändler Wormland, Peter Hahn und Peek & Cloppenburg ein solches beantragt. „Ein Schutzschirmverfahren umfasst alle Vorteile einer Eigenverwaltung. Die Geschäftsführung bleibt voll handlungsfähig und behält die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis. Es geht aber noch darüber hinaus“, sagt Jürgen Erbe, Fachanwalt für Insolvenz– und Sanierungsrecht bei der Kanzlei Schultze & Braun.

Der Schutzschirm ist laut dem Juristen „das Eigenverwaltungsverfahren mit den höchsten Hürden, bietet zugleich aber auch den größten Gestaltungsspielraum für das Schuldnerunternehmen.“ Die wohl höchste Hürde ist die Eintrittsvoraussetzung: „Wer ein Schutzschirmverfahren beantragt, darf noch nicht zahlungsunfähig sein“, betont Erbe. Eine Bescheinigung, dass die Zahlungsunfähigkeit noch nicht eingetreten ist, kann etwa ein in Insolvenzsachen erfahrener Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt ausstellen.

Wie läuft das Schutzschirmverfahren ab?

Wie bei einem klassischen vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren wird auch im Schutzschirmverfahren zunächst ein vorläufiger Sachwalter bestimmt, der das Handeln der Geschäftsführung und ihrer Berater beaufsichtigt und darauf achtet, dass die Regelungen der Insolvenzordnung eingehalten werden. Zudem sollte sich die Geschäftsführung insolvenzrechtlich beraten lassen. Die Interessen der Gläubiger werden darüber hinaus in einem Gläubigerausschuss abgebildet und vertreten.

„Das Schutzschirmverfahren bietet den größten Gestaltungsspielraum.“

Jürgen Erbe, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Schultze & Braun

Wurde der Antrag auf ein Schutzschirmverfahren vom Gericht genehmigt, hat das Unternehmen im vorläufigen Verfahren maximal drei Monate Zeit, um einen Insolvenzplan vorzulegen. „In der Praxis gibt es allerdings keine unmittelbaren Sanktionen, wenn der Plan nicht fristgerecht eingereicht wird“, sagt Erbe. Mit Zustimmung des Gläubigerausschusses könne das Verfahren dennoch in Eigenverwaltung eröffnet und der Plan nachgereicht werden. Auch der Wechsel in eine andere Verfahrensart ist möglich: „Man kann aus einem Schutzschirmverfahren auch in die klassische Regelinsolvenz wechseln“, erklärt Erbe.

Alles zum Thema

Insolvenz

Welche Formen der Insolvenz gibt es? Welche Unternehmen sind betroffen? Die wichtigsten Praxistipps und aktuelle Fälle in der Übersicht.

Mehr lesen

Wie wirkt sich der Schutzschirm auf die Sanierung aus?

Das Schutzschirmverfahren wurde mit der Insolvenzrechtsreform durch das „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (Esug) im Jahr 2012 eingeführt. „Die Intention des Gesetzgebers war, dass sich durch die Änderungen des Esugs Schuldnerunternehmen, aber auch die Gläubiger bereitwilliger und auch früher auf eine Sanierung einlassen, was auch gelungen ist. Diese Entwicklung erhöht die Chance für eine erfolgreiche Sanierung, auch angesichts des so früher anlaufenden Austauschs mit Beratern und wesentlichen Stakeholdern“, sagt Erbe.

Hinzu kommt, dass Eigenverwaltungen vor allem im Schutzschirmverfahren oftmals mit einem Insolvenzplan abgeschlossen werden, bei dem die Gesellschaft erhalten und Gesellschaftsanteile potentiell auch werthaltig bleiben. „Dass sie von einer solchen Sanierung ebenfalls profitieren, ist wiederum grundsätzlich ein Anreiz für die Gesellschafter, dieses Verfahren anzugehen und zu unterstützen.“

Wer bestimmt den Sachwalter im Schutzschirmverfahren?

In einem Schutzschirmverfahren haben die Schuldner auch bei Personalentscheidungen mehr Spielraum: Während bei der klassischen Insolvenz in Eigenverwaltung beispielsweise das Gericht unter Mitwirkung des Gläubigerausschusses einen Sachwalter bestellt, der das Unternehmen durch das Verfahren begleitet, darf der Schuldner den Sachwalter im Schutzschirmverfahren selbst vorschlagen. Wenn die Gläubigerausschussmitglieder dem Vorschlag zustimmen, ist das Gericht daran gebunden und kann den Sachwalter-Kandidaten grundsätzlich nicht ablehnen.

„In einer solchen Situation ist jeder Tag wertvoll.“

Jürgen Erbe, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Schultze & Braun

Einzige Ausnahme: „Es darf nicht dieselbe Person sein, die bescheinigt hat, dass noch keine Zahlungsunfähigkeit vorliegt“, erklärt Erbe. Zudem könnte das Gericht Personen ablehnen, die zur Ausübung des Amtes „offensichtlich ungeeignet“ erscheinen. Grundsätzlich sei es hilfreich, wenn das Gericht die vorgeschlagene Person kennt: „Dann bekommt man die Zustimmung schneller, und in einer solchen Situation ist jeder Tag wertvoll“, sagt der Jurist. In der Regel nutzen Unternehmen die Wahlmöglichkeit, um einen Sachwalter mit Branchenerfahrung einzusetzen.

Für wen eignet sich ein Schutzschirmverfahren?

Wer ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragen möchte, sollte insbesondere die Kosten im Blick haben: „Ein solches Verfahren darf nicht teurer sein als die Regelinsolvenz“, mahnt Erbe, der bereits zahlreiche Unternehmen in ihren Insolvenz-, Eigenverwaltungs- oder Schutzschirmverfahren begleitet hat – als Insolvenzverwalter, Sachwalter und als CRO.

Kosten entstehen zum einen dafür, dass sich die Geschäftsführung bei Eigenverwaltungs- und Schutzschirmverfahren grundsätzlich insolvenzrechtlich beraten lassen muss. Zum anderen benötigen Unternehmen für den Eintritt in das Schutzschirmverfahren eine Bescheinigung darüber, dass noch keine Zahlungsunfähigkeit besteht. „Die kann je nach Unternehmen und Ausführendem mehr als 10.000 Euro kosten, für manches Unternehmen ist das in einer Krise schon schwer zu bewältigen“, sagt Erbe.

Info

In den weiteren Teilen unserer Serie finden Sie Antworten zu den Besonderheiten der Insolvenz im Regelverfahren, zur Insolvenz in Eigenverwaltung sowie zur präventiven Sanierung. Rechtliche Neuerungen und Entwicklungen finden Sie regelmäßig auch auf unseren Themenseiten Restrukturierung sowie Insolvenz.

Grundsätzlich sieht der Insolvenzexperte die Vorzüge eines Schutzschirmverfahrens eher bei großen und verzweigten Unternehmen: „Bei Konzerninsolvenzen müssen häufig mehrere Gesellschaften gleichzeitig ein Verfahren durchlaufen“, erklärt er. In diesem Fall könne die Wahlmöglichkeit des Sachwalters, die das Schutzschirmverfahren bietet, eine Hilfe sein. „Die Sanierung mehrerer Gesellschaften ist für einen Konzern deutlich einfacher zu steuern und wird für alle Beteiligten planbarer, wenn alle Gesellschaften denselben Sachwalter oder zumindest Sachwalter aus einer Sozietät haben.“

Ein Schutzschirmverfahren ist zudem durch den Insolvenzplan als Sanierungsinstrument der ersten Wahl eine schnelle Möglichkeit der Sanierung. Meist dauert es nur wenige Monate, bis das Verfahren aufgehoben werden und das Unternehmen die Krise hinter sich lassen kann.“ Ein weiterer Vorteil betrifft das Image: „Ein Schutzschirmverfahren wird in der Öffentlichkeit deutlich positiver wahrgenommen als ein Insolvenzverfahren“, beobachtet Erbe.

Info

Dieser Text erschien in einer ersten Version im April 2020 und wurde im Februar 2024 aktualisiert.

]]>
Sechs Antworten zum Insolvenzverfahren https://www.finance-magazin.de/insolvenz/6-antworten-zum-insolvenzverfahren-41144/ Wed, 28 Feb 2024 07:00:00 +0000 https://stage01.finance-magazin.de/allgemein/6-antworten-zum-insolvenzverfahren-41144/ Wie das Insolvenzverfahren in der Regelinsolvenz abläuft, erklärt der erste Teil unserer Serie. Foto: Ralf Geithe/iStock/Thinkstock/Getty Images

Für Unternehmen in einer Krise gibt es verschiedene Verfahren zur Neuausrichtung. Unsere FINANCE-Serie gibt einen Überblick über die wichtigsten. Teil 1: Die Regelinsolvenz im Insolvenzverfahren.

]]>
Wie das Insolvenzverfahren in der Regelinsolvenz abläuft, erklärt der erste Teil unserer Serie. Foto: Ralf Geithe/iStock/Thinkstock/Getty Images

Für Unternehmen in einer Krise gibt es verschiedene Verfahren zur Neuausrichtung. Unsere FINANCE-Serie gibt einen Überblick über die wichtigsten. Teil 1: Die Regelinsolvenz im Insolvenzverfahren.

Wann muss ein Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen?

Als Insolvenzgründe gelten Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit. Allerdings ist ein Unternehmen nicht erst dann zahlungsunfähig, wenn gar kein Gläubiger mehr Geld erhält, sondern schon weit davor: „Bereits wenn ein Unternehmen 10 Prozent seiner fälligen Forderungen in absehbarer Zeit nicht wird begleichen können, spricht man von einer Zahlungsunfähigkeit“, erklärt Michael Pluta von der gleichnamigen Kanzlei, der als Insolvenzverwalter derzeit unter anderem den angeschlagenen Automobilzulieferer Allgaier begleitet.

Von einer Überschuldung sprechen Sanierer, wenn das Vermögen eines Unternehmens nicht mehr ausreicht, um bestehende Verbindlichkeiten zu decken. Grundlage für die Bewertung möglicher Insolvenzgründe ist die sogenannte Fortbestehensprognose. Fällt diese negativ aus, ist ein Insolvenzantrag zwingend. Die Fristen dafür sind in der Insolvenzordnung geregelt. Dort heißt es, dass der Antrag spätestens drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit und sechs Wochen nach Eintritt der Überschuldung zu stellen ist.

Ausnahmen bei der Insolvenzantragspflicht gab es im Zusammenhang mit der Coronakrise und zuletzt mit dem Sanierungs- und insolvenzrechtlichen Krisenfolgenabmilderungsgesetz (SanInsKG), das im November 2022 in Kraft getreten war. Die Ausnahmeregelungen sind zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen.

Wie läuft die Regelinsolvenz nach dem Insolvenzantrag?

Im Unterschied zu einer Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der der Schuldner weiterhin am Steuer bleibt, liegen die Geschicke bei der Regelinsolvenz in den Händen eines Insolvenzverwalters. Er verfügt über das Vermögen des Schuldners.

Nach dem Insolvenzantrag befindet sich das Unternehmen zunächst in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, das in der Regel etwa drei Monate dauert. Während des vorläufigen Insolvenzverfahrens ermittelt ein Sachverständiger – in der Regel ist dies der vorläufige Insolvenzverwalter – im Auftrag des Gerichts, ob das Unternehmen die Voraussetzungen für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens erfüllt.

„Manche Insolvenzverfahren ziehen sich über Jahre.“

Michael Pluta, Insolvenzverwalter

Wie lange das Insolvenzverfahren schließlich dauert, ist sehr unterschiedlich: „Manche Unternehmen können nach wenigen Monaten verkauft werden und haben dann eine neue Perspektive. Andere Insolvenzverfahren ziehen sich über Jahre“, berichtet Pluta. Vielfach bleibe den Verwaltern auch keine andere Option, als das Unternehmen zu liquidieren.

Was sind die ersten Schritte nach dem Insolvenzantrag?

Zunächst muss der Insolvenzverwalter klären, ob das Unternehmen durch eine Restrukturierung wieder auf die Beine kommen kann oder ob es liquidiert werden muss. Vorrangiges Ziel ist es, die Interessen der Gläubiger zu schützen. Die wirtschaftliche Situation des Schuldners darf sich daher durch die Weiterführung des Betriebs nicht verschlechtern. Sind die Produktionsstrukturen noch intakt, und gibt es nach wie vor einen Markt für das Produkt, steigen die Chancen auf eine Fortführung. „Diese Entscheidung trifft der Insolvenzverwalter oft am ersten Tag seines Mandats“, berichtet Pluta.

Wenn es weitergeht, muss das Unternehmen für die Mitarbeiter Insolvenzgeld über die Agentur für Arbeit beantragen. Dieses wird für maximal drei Monate gezahlt. Im vorläufigen Insolvenzverfahren wird das Insolvenzgeld meist über eine Bank vorfinanziert, die im Gegenzug die Ansprüche der Mitarbeiter gegenüber der Arbeitsagentur als Sicherheiten bekommt. „Mit der Arbeitsagentur und den Banken sollte man daher von Anfang an einen offenen Dialog führen“, rät Pluta.

Alles zum Thema

Insolvenz

Welche Formen der Insolvenz gibt es? Welche Unternehmen sind betroffen? Die wichtigsten Praxistipps und aktuelle Fälle in der Übersicht.

Mehr lesen

Wichtig ist es auch, zu sortieren, welche Werte möglicherweise bereits als Sicherheiten an Lieferanten, Vermieter oder Banken abgetreten wurden. Auch Gläubiger, deren Forderungen im Falle einer Insolvenz besichert wären, können aus einer Fortführung Vorteile ziehen, sagt der Insolvenzverwalter: „Hat etwa eine lokale Sparkasse besicherte Forderungen gegen ein Unternehmen, würden diese im Insolvenzfall zwar abgelöst. Allerdings gingen in der Region einige Arbeitsplätze verloren, und die Sparkasse müsste an anderer Stelle den Ausfall von Konsumentenkrediten oder Hausfinanzierungen fürchten.“

Was versteht man unter Masseunzulänglichkeit?

Wenn abzusehen ist, dass die Insolvenzmasse nicht einmal die Kosten des Insolvenzverfahrens decken würde, wird dieses gar nicht erst eröffnet. Sanierer sprechen in diesem Fall von „Masseunzulänglichkeit“.

Das Problem: „Viele Verfahren bewegen sich nur knapp oberhalb dieser Schwelle, und dann müssen sie eröffnet werden“, sagt Pluta. Von der Insolvenzmasse werden dann zunächst die Gerichts- und Verwaltungskosten sowie die Arbeitsstunden des Insolvenzverwalters und seines Teams bezahlt. Der häufig überschaubare Rest geht an die Gläubiger. Die Insolvenzquote, die die Gläubiger zurückerhalten, liegt bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland regelmäßig nur im einstelligen Prozentbereich.

Wer wählt den Insolvenzverwalter aus?

Den vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt zunächst das Gericht. Der Insolvenzverwalter soll eine fachkundige, von den Verfahrensbeteiligten unabhängige Person sein – genauer ist die Tätigkeit nicht definiert. „In der Praxis sind Insolvenzverwalter überwiegend Juristen, die zudem kaufmännische Kenntnisse mitbringen“, sagt Pluta, der ebenfalls Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht ist. In der Regel arbeiten angehende Insolvenzverwalter mehrere Jahre bei einem erfahrenen Kollegen mit, um die Abläufe kennenzulernen. Gerade an größeren Insolvenzverfahren arbeiten oft größere Teams mit Dutzenden Mitarbeitern.

„Gläubiger machen von der Möglichkeit der Mitbestimmung aktiv Gebrauch.“

Michael Pluta, Insolvenzverwalter

Die Gläubiger haben bei der Auswahl des Insolvenzverwalters ein Mitspracherecht: Spätestens drei Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens muss eine Gläubigerversammlung stattfinden, auf der die Gläubiger auch über den vom Gericht bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter abstimmen können. Sind sie mit ihm nicht einverstanden, können sie einen anderen Verwalter bestimmen. „Von dieser Möglichkeit der Mitbestimmung machen die Gläubiger auch aktiv Gebrauch“, sagt der Anwalt.

Welche Folgen hatte die Coronakrise?

Während der Coronakrise gab es weniger Insolvenzen als befürchtet, was sich laut Pluta auf mehrere Ausnahmeregeln zurückführen lässt. Das wirkt sich bis heute aus: „Einige Insolvenzen wurden zeitlich nach hinten verlagert. Nun sehen wir die Nachholeffekte“, sagt der Sanierer. Für die Insolvenzverwalter bedeutet dies in der aktuellen Krisenstimmung laut Pluta vor allem eines: „Die Zahl der Insolvenzen wird weiter steigen.“

Im Jahr 2023 habe es bundesweit etwa 18.000 Unternehmensinsolvenzen gegeben, rund 4.000 mehr als im Vorjahr. Damit lagen die Insolvenzzahlen dennoch deutlich unter denen des Krisenjahres 2009, in dem rund 33.000 Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Pluta betont: „Mit dem Sanierungsrecht haben wir vielfältige Möglichkeiten, um Unternehmen zu retten.“ Eine Insolvenz bedeute nicht zwingend das Ende eines Betriebs – zumindest, wenn die Firmen wettbewerbsfähig sind.

Info

Dieser Text erschien in einer ersten Version im April 2020 und wurde im Februar 2024 aktualisiert.

]]>
CFO vor der Wahl: Matthias Kosch, Blue Cap https://www.finance-magazin.de/cfo/cfo-interviews/cfo-vor-der-wahl-matthias-kosch-blue-cap-123583/ Fri, 05 Aug 2022 06:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=123583 Ein Frühaufsteher, der auch in ausgewählten sozialen Netzwerken unterwegs ist: Matthias Kosch, CFO der Beteiligungsgesellschaft Blue Cap, beantwortet den FINANCE-Fragebogen. Foto: Blue Cap

Seit 2015 leitet Matthias Kosch die Finanzen bei der Beteiligungsgesellschaft Blue Cap. Wieso er auch in arbeitsreichen Phasen meist einen aufgeräumten Schreibtisch vorweisen kann, verrät er im FINANCE-Fragebogen.

]]>
Ein Frühaufsteher, der auch in ausgewählten sozialen Netzwerken unterwegs ist: Matthias Kosch, CFO der Beteiligungsgesellschaft Blue Cap, beantwortet den FINANCE-Fragebogen. Foto: Blue Cap

Seit 2015 leitet Matthias Kosch die Finanzen bei der Beteiligungsgesellschaft Blue Cap. Wieso er auch in arbeitsreichen Phasen meist einen aufgeräumten Schreibtisch vorweisen kann, verrät er im FINANCE-Fragebogen.

Kopfrechnen oder Taschenrechner?
Überschlägig geht es im Kopf am schnellsten. Sobald es in die Details geht, ist Excel sehr hilfreich. Wichtig ist dabei, die Zusammenhänge und die Bedeutung der Zahlen richtig zu interpretieren. 

Soziale Online-Netzwerke: nutzen oder lieber nicht?
Definitiv ja. Soziale Netzwerke gehören heute dazu. Im beruflichen und privaten Alltag können sie die Kommunikation erleichtern oder Denkanstöße geben. Es kommt jedoch auf die richtige Auswahl an.

Das Ordnungssystem auf dem Schreibtisch: verstehen nur Sie oder verstehen auch andere?
Mein Schreibtisch ist in der Regel leer. Wir haben bei Blue Cap schon vor einiger Zeit auf ein papierloses Büro umgestellt. Alle Arbeitsdateien und Dokumente liegen digital auf dem Laufwerk, und meine Aufgaben sowie Termine plane ich in Outlook. Selbst Unterschriften leisten wir in der Regel digital.

„Schon während meines Studiums in Spanien habe ich gutes Essen schätzen gelernt.“

Matthias Kosch, CFO, Blue Cap

Arbeit: 40 oder 80 Stunden?
Irgendwo dazwischen. Wichtig ist dabei, die persönliche Work-Life-Balance im Blick zu behalten und am Abend aus dem Büro zu gehen mit dem Gefühl, etwas Produktives erreicht zu haben.

Telefonieren oder Mailen?
Ich schreibe gerne E-Mails, alleine schon wegen der Wiedervorlagefunktion. Allerdings kann man komplexe oder persönliche Sachverhalte telefonisch oder im Video-Call besser besprechen.

Gourmetmenu oder Currywurst?
Schon während meines Studiums in Spanien habe ich gutes Essen schätzen gelernt. Es muss aber definitiv kein Gourmetmenü sein.

Überstunden: früher anfangen oder länger bleiben?
Ich bin Frühaufsteher. Ob früher anfangen oder länger bleiben ist jedoch oftmals projektabhängig. Viel wichtiger ist es, den Arbeitsablauf produktiv zu gestalten.

FINANCE Köpfe

Matthias Kosch

Blue Cap AGMehr lesen

Wie fährt es sich besser: Taxi oder eigenes Auto?
… nachhaltig und vielfach schneller fährt es sich in der Stadt mit dem Fahrrad. Ich bin auch gerne mit der Bahn unterwegs.

Reisen: Bungee-Jumping oder Strandkorb?
Eine Reise muss nicht langweilig sein. Man muss aber auch nicht gleich Kopf und Kragen riskieren. Ich reise gerne, soweit es die Zeit erlaubt, und ein aktiver Urlaub ist genau das Richtige für mich. Da ich fließend Spanisch spreche, war ich schon in vielen Ländern Mittel- und Südamerikas.

Fußball: Schauen oder spielen?
Eher Basketball oder Tennis, und dann lieber spielen als schauen.

Für Notizen: Zettel und Stift oder Tablet und Smartphone?
Es kann auch mal Zettel und Stift sein. Dann landen meine Notizen aber in Onenote.

Kaffee oder Tee? 
Ich würde mich ungern entscheiden müssen.

„In einem starken Team laufen angestoßene Projekte auch während des Urlaubs gut weiter.“

Matthias Kosch, CFO, Blue Cap

Der CFO: Stratege oder Spezialist?
Der CFO eines mittelständischen Unternehmens sollte eher ein Treiber sein, der Probleme erkennt und an Lösungen mitwirkt. Dafür sind sowohl strategische Fähigkeiten als auch Fachkenntnisse notwendig. Er ist in der Regel daher ein Generalist. Ein starkes Finance-Team hinter dem CFO ist jedoch unerlässlich.

Controlling: Bottom-up oder Top-down?
Beide Prinzipien ergänzen sich. Ein CFO sollte wesentliche KPIs Top-down definieren, um den Überblick zu behalten. Zielgerichtete Analysen sind jedoch meist nur Bottom-up möglich.

Mails checken im Urlaub: ja oder nein?
In einem starken Team laufen angestoßene Projekte auch während des Urlaubs gut weiter. Es lassen sich jedoch auch im Urlaub Zeitfenster für eine Abstimmung mit dem Team oder mit Geschäftspartnern finden. Das gehört heutzutage dazu.

redaktion[at]finance-magazin.de

]]>
Kriminalinsolvenzen: Auf der Spur des Geldes https://www.finance-magazin.de/insolvenz/kriminalinsolvenzen-auf-der-spur-des-geldes-123360/ Mon, 18 Jul 2022 06:02:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=123360 Ist hier alles, wie es scheint? Wenn bei einer Kriminalinsolvenz Gelder abhandengekommen sind, beginnt oft eine aufwendige Recherche. Foto: MemoryMan - stock.adobe.com

Bei Kriminalinsolvenzen versickern Gelder oft in dunklen Kanälen. Wie kann man sie für die Gläubiger zurückgewinnen? Für Insolvenzverwalter und Forensiker beginnt in diesen Fällen eine Spurensuche.

]]>
Ist hier alles, wie es scheint? Wenn bei einer Kriminalinsolvenz Gelder abhandengekommen sind, beginnt oft eine aufwendige Recherche. Foto: MemoryMan - stock.adobe.com

Bei Kriminalinsolvenzen versickern Gelder oft in dunklen Kanälen. Wie kann man sie für die Gläubiger zurückgewinnen? Für Insolvenzverwalter und Forensiker beginnt in diesen Fällen eine Spurensuche.

Nachhaltigkeit, Energiewende, Zukunftstechnologien – Schlagworte wie diese verleihen der Windenergie seit Jahren Aufschwung. Auch die internationalen Energiekonzerne CEZ, SSE und Enel wollten in Windparks investieren. Sie steckten Geld in Projekte des jungen norddeutschen Unternehmers Hendrik Holt. Der nicht ganz unwesentliche Haken bei den Investments: Die Projekte gab es nur auf dem Papier.

Ermittler beziffern den entstandenen Schaden auf mehr als 10 Millionen Euro. Holt wurde im Frühjahr 2020 im Berliner Adlon-Hotel festgenommen, Mitte Mai dieses Jahres verurteilte das Landgericht Osnabrück den 32-Jährigen wegen Betrugs zu siebeneinhalb Jahren Haft. Sowohl Anklage als auch Verteidigung haben inzwischen gegen das Urteil Revision eingelegt.

„Bevor Mittel an die Gläubiger verteilt werden können, muss man sie erst einmal finden.“

Malte Köster, Insolvenzverwalter

Die strafrechtliche Aufarbeitung durch die Staatsanwaltschaft ist ein Aspekt bei Kriminalinsolvenzen, doch die Gläubiger treibt oft eine ganz andere Frage um: Wo ist ihr investiertes Geld hingeflossen – und lässt sich zumindest ein Teil davon vielleicht noch retten? Jurist Malte Köster arbeitet seit September 2020 daran, die komplexen Vermögensflüsse im Fall Hendrik Holt aufzuarbeiten. Seit Sommer 2021 ist er als Insolvenzverwalter eingesetzt. Er kennt das Grundproblem vieler Kriminalinsolvenzen: „Bevor Mittel an die Gläubiger verteilt werden können, muss man sie erst einmal finden.“

Spurensuche in Unterlagen und Geldströmen

Doch wie lassen sich Werte aufspüren, die ein Unternehmen auf undurchsichtigen Wegen verlassen haben? „Der erste Blick geht meist auf die Geldströme“, sagt Arno Hess, Certified Fraud Examiner und Inhaber der Beratung ComFor Kriminalinsolvenzen. Was kam an Mitteln rein? Was ging raus? Wo ging es hin? Sein Tipp: „Kontoauszüge, von denen man sich Duplikate direkt bei der Bank besorgen kann, sind oft eindeutiger als manipulationsanfällige Daten aus der Finanzbuchhaltung.“

]]>
Omio sichert sich neue Finanzierung https://www.finance-magazin.de/finanzierungen/private-equity/omio-sichert-sich-neue-finanzierung-123049/ Tue, 21 Jun 2022 09:16:44 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=123049 Die Reiselust nimmt nach der Coronakrise wieder zu. Die Online-Reiseplattform Omio will mit Hilfe einer neuen Finanzierungsrunde wieder auf Wachstum schalten.

Die Berliner Reiseplattform Omio hat in ihrer ersten Finanzierungsrunde nach der Coronakrise 80 Millionen US-Dollar bei Investoren eingesammelt. Bei der Bewertung hat Corona aber offenbar tiefe Spuren hinterlassen.

]]>
Die Reiselust nimmt nach der Coronakrise wieder zu. Die Online-Reiseplattform Omio will mit Hilfe einer neuen Finanzierungsrunde wieder auf Wachstum schalten.

Die Berliner Reiseplattform Omio hat in ihrer ersten Finanzierungsrunde nach der Coronakrise 80 Millionen US-Dollar bei Investoren eingesammelt. Bei der Bewertung hat Corona aber offenbar tiefe Spuren hinterlassen.

Die Marktbedingungen für Tech-Finanzierungen sind angespannt, dennoch hat Omio eine Finanzierung abgeschlossen: Das 2013 gegründete Berliner Unternehmen, über dessen Plattform Kunden länderübergreifend verschiedene Transportmittel online buchen können, hat 80 Millionen US-Dollar eingesammelt.

Zu den Geldgebern zählen neue Investoren wie Lazard Asset Management und der kanadische Venture-Capital-Investor Stack Capital. Auch bestehende Investoren wie Temasek und Goldman Sachs beteiligten sich an der Runde. Sie waren auch schon im August 2020 an einer Finanzierungsrunde beteiligt, mit der Omio sich damals 100 Millionen US-Dollar sicherte – eine Finanzspritze, die extrem wichtig war, um die schwierige Phase der Coronakrise mit nahezu null Umsätzen finanziell zu überstehen.

Omio-Finanzierungsrunde mit Besonderheit 

Aufgrund dieser Umstände hatte die vorherige Finanzierungsrunde eine Besonderheit. Der damalige CFOJan Kemper strukturierte die Runde im Sommer 2020 über eine Art Wandelanleihe: „Das Pricing der vorherigen Finanzierungsrunde war veraltet, die aktuelle Geschäftsentwicklung nicht repräsentativ. Die Frage nach dem richtigen Preispunkt ist in solch einem Umfeld kaum seriös zu beantworten“, begründete er diesen Schritt damals im Gespräch mit FINANCE.

Folgt man dem damaligen Zeitplan, könnte der Wandler sich bereits auf die nun bekannt gewordene neue Finanzierung ausgewirkt haben. Im Herbst 2020 sagte Kemper, der inzwischen als Finanzchef zu N26 gewechselt ist: „Der Convertible gibt uns die Möglichkeit, das Thema Bewertung ein Stück weit in die Zukunft zu verlagern, bis wir in zwei oder drei Jahren in einem hoffentlich stabileren Umfeld die nächste Finanzierungsrunde angehen. Bei dieser Runde bekommen die Zeichner des Convertibles dann einen Discount, während wir als Managementteam auf einer hoffentlich hohen Bewertung die dadurch entstehende Verwässerung niedrig halten.“

Mehr zum Thema

Wie Omio-CFO Jan Kemper die Coronakrise erlebt

FINANCE+Von der Expansion in die Vollbremsung: Beim Reise-Start-up Omio erlebt CFO Jan Kemper die Coronakrise mit voller Wucht. Im Gespräch berichtet er, wie er trotzdem eine neue Finanzierung auf die Beine gestellt hat.Mehr lesen

Wie hoch Omio in der aktuellen Runde bewertet wurde, ist offen. Das Unternehmen selbst äußert sich dazu nicht. Das Portal „Gründerszene“ berichtet, im Unternehmensumfeld werde die jüngste Finanzierungsrunde als „Flat Round“ eingestuft. Dies würde bedeuten, dass die Unternehmensbewertung gegenüber der vorherigen Finanzierungsrunde stagniert. Damals wurde die Bewertung von Omio am Markt auf rund 1 Milliarde Dollar geschätzt.

Omio will bald profitabel werden

Omio-CEO Naren Shaam will sein Unternehmen nach den schwierigen Corona-Jahren nun wieder auf den Wachstumskurs zurückführen und setzt darauf, „dass das menschliche Bedürfnis zu reisen unerschütterlich ist“. Während der Coronakrise hatte Omio phasenweise überhaupt keine Umsätze, die 350 Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit.

Das Magazin „Techcrunch“ zitiert Shaam mit der Aussage, man wolle künftig stärker auf organisches Wachstum als auf M&A-Transaktionen setzen – wobei gezielte Zukäufe etwa für bestimmte Technologien trotzdem noch denkbar seien. Die Einnahmen seiner Plattform lägen inzwischen wieder bei dem Doppelten des Vor-Corona-Jahres 2019, zitiert „Techcrunch“ den CEO. Auf dem Weg zur Profitabilität komme man gut voran.

]]>
Ermittlungen gegen Ex-HSBC-Deutschlandchefin von Schmettow https://www.finance-magazin.de/banking-berater/firmenkundengeschaeft/ermittlungen-gegen-ex-hsbc-deutschlandchefin-von-schmettow-122876/ Mon, 20 Jun 2022 09:15:17 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=122876 Die Ermittlungen gegen HSBC Deutschland wegen möglicher Cum-Ex-Geschäfte ziehen immer weitere Kreise: Auch die ehemalige Deutschlandchefin Carola Gräfin von Schmettow steht nun im Fokus. Foto: HSBC Deutschland

War die HSBC Deutschland in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt? Die Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise. Nun ist auch die frühere Deutschlandchefin Carola Gräfin von Schmettow in den Fokus gerückt.

]]>
Die Ermittlungen gegen HSBC Deutschland wegen möglicher Cum-Ex-Geschäfte ziehen immer weitere Kreise: Auch die ehemalige Deutschlandchefin Carola Gräfin von Schmettow steht nun im Fokus. Foto: HSBC Deutschland

War die HSBC Deutschland in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt? Die Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise. Nun ist auch die frühere Deutschlandchefin Carola Gräfin von Schmettow in den Fokus gerückt.

Die frühere Deutschlandchefin der HSBC, Carola Gräfin von Schmettow, ist im Zuge der Cum-Ex-Ermittlungen gegen ihren früheren Arbeitgeber in den Fokus geraten. Nach Informationen des „Handelsblatts“ ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung gegen die prominente Bankerin. Von Schmettow kommentierte die Informationen bislang nicht öffentlich.

HSBC Deutschland: Ermittlungen gegen Ex-Vorstände

Die Ermittlungen wegen möglicher Beteiligungen an Cum-Ex-Geschäften gegen die HSBC Deutschland – und auch gegen eine Reihe anderer deutscher Banken – laufen seit 2016. Im Raum stand bei den mutmaßlichen Steuerhinterziehungen zunächst eine Summe von 19,6 Millionen Euro. Gegen von Schmettows Vorgänger Andreas Schmitz, bis 2015 Vorstandschef der Bank in Deutschland und anschließend Vorsitzender des Aufsichtsrats, wird bereits seit mehreren Jahren ermittelt. Die Untersuchungen sollen auch der Grund dafür gewesen sein, dass Schmitz im Frühjahr 2021 nach nur wenigen Wochen sein Amt im Aufsichtsrat der Commerzbank wieder niederlegte.

Auch ein HSBC-Deutschland-Aufsichtsrat ist ins Visier gerückt: Anfang Juni berichtete das „Handelsblatt“, dass die Staatsanwaltschaft Köln „wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen“ gegen den früheren HBSC-Deutschland-CFO Paul Hagen ermittle. Hagen wechselte 2019 nach seiner aktiven Zeit in den Aufsichtsrat und hat inzwischen den Vorsitz des Gremiums inne.

Ermittlungen gegen HSBC Deutschland ziehen Kreise

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft umfassen inzwischen offenbar einen Kreis von rund zwanzig aktuellen und ehemaligen HSBC-Deutschland-Mitarbeitern. Weder die Bank noch die früheren Vorstandsmitglieder Schmitz und Hagen äußerten sich bislang öffentlich.

Alle drei waren Urgesteine der Traditionsbank: Hagen und Schmitz waren jeweils mehr als 30 Jahre für das Institut und seine Vorgängergesellschaften tätig, von Schmettow arbeitete dort 29 Jahre lang. Sie gab ihren Posten im Frühjahr 2021 ab, es übernahm der damalige Firmenkundenchef Nicolo Salsano. Andere Teile des Aufgabenportfolios der scheidenden CEO gingen an Bereichsvorstand Ulrich Gericke über.

Von Schmettow kündigte „Auszeit“ an

Von Schmettow ließ sich damals mit den Worten zitieren, sie habe bereits „vor vielen Monaten den Entschluss gefasst, eine Auszeit zu nehmen, um danach ein neues Kapitel zu beginnen“. Die Auszeit dauert offenbar noch an, bislang wurde kein neues Engagement der Top-Bankerin bekannt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen dürften das Finden einer neuen Aufgabe erschweren.

Sollte sich der Verdacht gegen die frühere HSBC-Deutschland-Spitze erhärten, drohen auch strafrechtliche Konsequenzen: An verschiedenen deutschen Gerichten sind in den zurückliegenden Monaten Cum-Ex-Urteile gefällt worden, die Prozesse endeten mit teils langjährigen Haftstrafen. Unter anderem wurden zwei ehemalige Banker der Privatbank M.M.Warburg zu dreieinhalb und fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

]]>
Das sind die Themen der Distressed-Assets-Konferenz 2022 https://www.finance-magazin.de/distressed-debt/das-sind-die-themen-der-distressed-assets-konferenz-2022-122024/ Thu, 09 Jun 2022 06:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=122024 Networking darf bei der Distressed-Assets-Konferenz nicht zu kurz kommen.

Was bedeuten gestörte Lieferketten, hohe Inflation und steigende Zinsen für den Umgang und den Handel mit Distressed Assets? Darüber diskutiert die Community am 5. Juli auf der Distressed-Assets-Konferenz in Frankfurt. Das sind die Highlights.

]]>
Networking darf bei der Distressed-Assets-Konferenz nicht zu kurz kommen.

Was bedeuten gestörte Lieferketten, hohe Inflation und steigende Zinsen für den Umgang und den Handel mit Distressed Assets? Darüber diskutiert die Community am 5. Juli auf der Distressed-Assets-Konferenz in Frankfurt. Das sind die Highlights.

Die Herausforderungen für Unternehmen sind so zahlreich wie selten zuvor – und nicht jeder Marktteilnehmer wird sie bewältigen können: Bereits für 2023 erwarten Risikomanager einen signifikanten Anstieg bei notleidenden Forderungen, ergab eine vorläufige Auswertung des NPL-Barometers 2022 der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing sowie der Frankfurt School of Finance & Management. Das FINANCE-Restrukturierungsbarometer zeigte jüngst, dass sich die Banker in den Workout-Units der Institute mit Blick auf die kommenden Monate ebenfalls schon auf steigende Fallzahlen einstellen. Der Ukraine-Krieg, steigende Inflation und Lieferkettenprobleme hinterlassen ihre Spuren. Viele der aktuellen Krisenfälle aus dem Unternehmenssektor und speziell dem Fahrzeugbau kämpfen mit den Folgen.

Diese spannungsgeladene Situation bietet mehr als genug Gesprächsstoff für die Distressed-Assets-Konferenz 2022. Zu dem Branchentreffen für Restrukturierer sowie Käufer und Verkäufer von Distressed Assets begrüßt die FINANCE-Redaktion gemeinsam mit den Mitveranstaltern CMS, Deloitte und Pluta am Dienstag, 5. Juli, ab 12.30 Uhr im Westhafen Pier in Frankfurt am Main.

Schlote-CFO über Lessons Learned bei staatlichen Finanzhilfen

Viele Unternehmen müssen steigende Zinsen, Rohstoffknappheit und hohe Inflation in einer Phase bewältigen, in der sie eigentlich nach den wirtschaftlich zähen Jahren der Corona-Pandemie wieder auf Wachstum schalten wollten. Auch der Mittelständler Schlote hat während der Pandemie staatliche Finanzhilfen in Anspruch genommen. Doch wie weit tragen diese Hilfen in Zeiten steigender Energiepreise? Und welche Herausforderungen gibt es mit Blick auf die Rückführung? Darüber steht Schlote-Holding-CFO Michael Bormann auf der Konferenz Rede und Antwort.

Info

Das vollständige Programm der Distressed-Assets-Konferenz finden Sie hier. Sie sind noch nicht dabei? Dann melden Sie sich direkt hier an.

In der großen Podiumsdiskussion wagen Michael Cherubim (DZ Bank), Andreas Jaufer (Robus Capital Management), Oskar von Kretschmann (Morgan Stanley) udn Ansgar Kugelstadt (Coface Finanz) einen Ausblick darauf, was den Markt für Non-Performing Loans und Distressed M&A erwartet. Welche Warnsignale lassen sich beobachten? Welche Perspektiven gibt es im Umgang mit Distressed Debt? Von A wie Automotive-Krise bis Z wie Zombie-Unternehmen gibt es jede Menge Diskussionsstoff.

Anregende Diskussionen und intensives Networking

Welche Unternehmen zwischen Transformation, Lieferkettenchaos und Pandemie-Folgen bestehen können, ist Thema im „Deep Dive Automotive“ von Maximilian Pluta (Pluta). Außerdem wirft Thomas Sittel (Deloitte Corporate Finance Advisory) einen vertiefenden Blick darauf, was sich aus Konzern-Carve-outs für Distressed-Fälle lernen lässt. Und im Programmpunkt „Ask the Lawyer“ können die Teilnehmer der CMS-Partnerin Alexandra Schluck-Amend ihre Fragen zu StaRUG, Krisenfrüherkennung, ESG-Vorgaben & Co. stellen.

Darüber hinaus gibt es natürlich jede Menge Gelegenheit für intensives Networking mit Top-Experten in entspannter Atmosphäre am Main. Das Programm der diesjährigen Distressed-Assets-Konferenz am 5. Juli finden Sie hier in der Übersicht. Sie möchten mitdiskutieren? Dann melden Sie sich direkt hier an.

]]>
KPMG will Singulus immer noch nicht testieren https://www.finance-magazin.de/finanzierungen/bilanzierung/kpmg-will-singulus-immer-noch-nicht-testieren-121803/ Fri, 03 Jun 2022 11:07:56 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=121803 Der Maschinenbauer Singulus ist unter anderem im Bereich Photovoltaik tätig. Foto: Björn Wylezich - stock.adobe.com

Der Maschinenbauer Singulus Technologies wartet immer noch auf das Testat von KPMG für den Jahresabschluss 2020. Trotz jüngst abgeschlossener Finanzierung hat der Konzern die eigentlich für heute geplante Veröffentlichung kurzfristig verschoben.

]]>
Der Maschinenbauer Singulus ist unter anderem im Bereich Photovoltaik tätig. Foto: Björn Wylezich - stock.adobe.com

Der Maschinenbauer Singulus Technologies wartet immer noch auf das Testat von KPMG für den Jahresabschluss 2020. Trotz jüngst abgeschlossener Finanzierung hat der Konzern die eigentlich für heute geplante Veröffentlichung kurzfristig verschoben.

Der Maschinenbauer Singulus Technologies hat seine Aktionäre mit Blick auf den testierten Jahresabschluss kurzfristig vertröstet: Am gestrigen Donnerstagabend teilte der Konzern in dünnen Worten mit, die eigentlich für den heutigen Freitag geplante Vorlage des Abschlusses für 2020 verschieben zu müssen. Erst kürzlich war die Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts für das Geschäftsjahr 2020 von Mitte auf Ende Mai gerückt, inzwischen lautet das neue Zieldatum 30. Juni.

Für den testierten Jahresabschluss will der Prüfer offenbar weiter ins Detail gehen: Der von der Hauptversammlung gewählte Abschlussprüfer habe „kurzfristig zusätzliche Prüfungsunterlagen angefragt“, teilte das Unternehmen zur Begründung für die Verschiebung mit.

Singulus hat Kapitalspritze erhalten

Bereits im August 2021 war bekannt geworden, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG eine Finanzspritze als Voraussetzung für ein Testat ansah. Hintergrund war die Sorge um eine nicht ausreichend gesicherte Fortführungsprognose („Going Concern“).

Bei der Finanzierung hatte Finanzchef Markus Ehret zuletzt eigentlich Fortschritte gemacht: Am 24. Mai gab Singulus bekannt, mit einer internationalen Großbank einen Darlehensvertrag über eine Betriebsmittellinie in Höhe von 10 Millionen Euro abgeschlossen zu haben. Die gesamte Kreditsumme wurde demnach abgerufen, die Mittel stünden „zur Finanzierung des operativen Geschäfts uneingeschränkt zur Verfügung“, teilte der Konzern mit. Singulus sah damit eine „weitere Voraussetzung für die Erteilung des Testats für den Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2020 erfüllt“.

FINANCE Köpfe

Markus Ehret

Singulus Technologies AGMehr lesen

Doch beim Prüfer KPMG fiel das Urteil offenbar weniger eindeutig aus. Singulus Technologies erwartet nun den Abschluss der Prüfung und die Erteilung eines uneingeschränkten Bestätigungsvermerks „im Zuge des Monats Juni“.

Singulus muss Ordnungsgeld bezahlen

Wegen Verzögerungen in der Finanzberichterstattung hat das Bundesamt für Justiz bereits Ende März Ordnungsgelder gegen Singulus Technologies verhängt, wie aus zwei Ende Mai bei der BaFin publizierten Meldungen hervorgeht: In beiden Veröffentlichungen ist von einem Ordnungsgeld von jeweils 50.000 Euro die Rede, da Rechnungslegungsunterlagen beziehungsweise Konzernrechnungslegungsunterlagen für das Geschäftsjahr 2020 nicht beim Betreiber des Bundesanzeigers elektronisch zur Offenlegung eingereicht worden seien. Singulus hat demnach gegen die Ordnungsgeldentscheidung keine Beschwerde eingelegt.

]]>
Sylwia Maria Bea steigt bei Norton Rose Fulbright auf https://www.finance-magazin.de/restrukturierer-personalien/sylwia-maria-bea-steigt-bei-norton-rose-fulbright-auf-121721/ Thu, 02 Jun 2022 08:45:34 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=121721 Sylwia Maria Bea wird neue Co-Leiterin in der EMEA-Region bei Norton Rose Fulbright in Frankfurt.

Norton Rose Fulbright erweitert die Führungsstruktur im Bereich finanzielle Restrukturierung und Insolvenz: Sylwia Maria Bea wird neue Co-Leiterin in der Region EMEA.

]]>
Sylwia Maria Bea wird neue Co-Leiterin in der EMEA-Region bei Norton Rose Fulbright in Frankfurt.

Norton Rose Fulbright erweitert die Führungsstruktur im Bereich finanzielle Restrukturierung und Insolvenz: Sylwia Maria Bea wird neue Co-Leiterin in der Region EMEA.

Die auf Finanzrestrukturierungen spezialisierte Juristin Sylwia Maria Bea wird neue Co-Leiterin für finanzielle Restrukturierung und Insolvenzrecht in der EMEA-Region bei Norton Rose Fulbright. Bea war im Juni 2020 von White & Case als Partnerin für Restrukturierung und Insolvenzrecht ins Frankfurter Büro der Kanzlei gewechselt.

Die Leitung des Bereichs in Europa, dem Nahen Osten und Asien teilt Bea sich mit James Stonebridge, der von London aus tätig ist. 

Sylwia Maria Bea begleitete StaRUG-Verfahren

Bea ist auf finanzielle Restrukturierungen spezialisiert und hat in den zurückliegenden Monaten auch mehrere präventive Sanierungen unter dem Anfang 2021 eingeführten StaRUG-Verfahren betreut. Bereits nach wenigen Monaten zeichnete sich ab, dass das Verfahren in finanziellen Restrukturierungen auch als Drohkulisse dienen würde: „Es gibt Fälle, in denen das präventive Sanierungsverfahren vorzeitig aufgehoben werden konnte, weil die Banken sich dann doch noch außerhalb des Verfahrens geeinigt haben“, berichtete Bea bereits im vergangenen Sommer im Gespräch mit FINANCE.

Mehr zum Thema

Präventive Sanierung: Das kleine Würfchen

FINANCE+Seit Jahresanfang können Unternehmen die präventive Sanierung nutzen, doch der geplante große Wurf ist das neue Verfahren nicht. Für welche Fälle eignet es sich überhaupt noch?Mehr lesen

Neben der Beratung von Unternehmen in Krisensituationen und deren Gläubigern ist Bea auch bei Transaktionen eingebunden, im Bereich Distressed M&A begleitete sie etwa auf Verkäuferseite den Verkauf des Drahtartikelherstellers Dradura an die mittelständische Beteiligungsgesellschaft FMC.

Bea rechnet mit hoher Auslastung bei Restrukturierern

Bea ist in der Restrukturierer-Szene in Deutschland auch als Mitgründerin und Vorstandsmitglied des Vereins „Distressed Ladies – Women in Restructuring“ bekannt, einem beruflichen Netzwerk von Frauen aus dem Insolvenz- und Restrukturierungsmarkt. 

Für ihren Tätigkeitsbereich der Finanzrestrukturierung und Insolvenz erwartet Bea künftig eine hohe Auslastung: „Es war eine arbeitsreiche Zeit für unsere Praxis in der gesamten Region, und in diesen unsicheren Zeiten erwarten wir, dass es noch arbeitsreicher werden wird.“

]]>
CFO vor der Wahl: Karin Dohm, Hornbach Holding https://www.finance-magazin.de/cfo/cfo-interviews/cfo-vor-der-wahl-karin-dohm-hornbach-holding-115286/ Fri, 27 May 2022 06:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=115286 Remote Work und soziale Netzwerke gehören für sie dazu: Hornbach-CFO Karin Dohm beantwortet den FINANCE-Fragebogen.

Bei dem Familienunternehmen Hornbach managt Karin Dohm seit einem Jahr die Finanzen. Wofür sie soziale Netzwerke nutzt und wie sie zu mobilem Arbeiten steht, verrät sie im FINANCE-Fragebogen.

]]>
Remote Work und soziale Netzwerke gehören für sie dazu: Hornbach-CFO Karin Dohm beantwortet den FINANCE-Fragebogen.

Bei dem Familienunternehmen Hornbach managt Karin Dohm seit einem Jahr die Finanzen. Wofür sie soziale Netzwerke nutzt und wie sie zu mobilem Arbeiten steht, verrät sie im FINANCE-Fragebogen.

Soziale Online-Netzwerke: nutzen oder lieber nicht?
Definitiv nutzen! Jedoch nicht alle und nicht ständig, sondern fokussiert. Als Führungskraft schätze ich insbesondere den Austausch zu Leadership-Themen und digitaler Transformation sowie spannende Beiträge zu meinen Fachthemen.

Das Ordnungssystem auf dem Schreibtisch: verstehen nur Sie oder verstehen auch andere?
Mein Schreibtisch ist relativ aufgeräumt und (bilde ich mir ein 😊) gut zu verstehen. Ich arbeite im Wesentlichen papierfrei.

Telefonieren oder Mailen?
Beides. Häufig lässt sich etwas schnell über Chat oder Mail abstimmen und klären. Das ist gut für eine effiziente Zusammenarbeit, gerade auch über Zeitzonen und remote arbeitende Teams hinweg. Manchmal braucht es aber gerade auch das bilaterale Telefonat, um die nächste Etappe zu erreichen und Menschen gut zu verstehen und abzuholen.

„Ich mag alles, was lecker ist und verantwortungsvoll produziert wurde.“

Karin Dohm, Hornbach Holding

Gourmetmenu oder Currywurst?
Ich mag alles, was lecker ist und verantwortungsvoll produziert wurde. Als gebürtige Bochumerin natürlich auch die Currywurst! Gerne die vegetarische Variante.

Kaffee oder Tee?
Kaffee, am liebsten einen Espresso am Nachmittag.

Der CFO: Stratege oder Spezialist?
Die CFO ist Strategin und  eine breit aufgestellte, visionäre Sparrings-Partnerin für den oder die CEO und die relevanten Stakeholder.

FINANCE Köpfe

Karin Dohm

Continental AGMehr lesen

Controlling: Bottom-up oder Top-down?
Gutes Controlling muss immer gesamtheitlich denken und handeln. Das ist für mich keine Frage des Bottom-up oder Top-down, sondern der Verknüpfung zwischen dem analysierenden Blick in die Vergangenheit und dem Entwurf agiler Zukunftsszenarien – das eine lebt mit und von dem anderen.

Mails checken im Urlaub: ja oder nein?
Ich genieße die Tatsache, dass ich in meinem Beruf mobil arbeiten kann. Dazu gehört für mich auch, dass ich im Urlaub erreichbar bin und den Kontakt zu meinen Stakeholdern und dem Team halte, mir aber auch „Off-Zeiten“ einräume.

]]>