Unternehmensbewertung allgemein

Erfahren Sie mehr über Unternehmensbewertungen, ihre Rolle in M&A-Prozessen und die verschiedenen Arten sie zu ermitteln.

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Unternehmensbewertungen sind Bestandteil jedes M&A-Prozesses: Unternehmer, die ihre Firma verkaufen möchten, müssen eine Preisvorstellung für ihr Unternehmen haben – und auch Käufer müssen wissen, wie viel sie bereit sind, für eine Firma zu bezahlen.

Unternehmensbewertung: Die 3 wichtigsten Verfahren

Im Kern gibt es drei Spielarten mit jeweils unterschiedlichen Ansätzen:

  1. Einzelwertverfahren
  2. Gesamtwertverfahren
  3. Vergleichswertverfahren.

M&A-Bewertungsmethode 1: Vergleichswertverfahren

Eine der gebräuchlichsten und gleichzeitig praxisnahen Methoden ist die Bewertung über das Vergleichswertverfahren, sogenannte Multiples, das darauf abzielt, das zu bewertende Unternehmen mit seiner „Peer-Group“ zu vergleichen, um den Unternehmenswert zu ermitteln. Die „Peer-Group“ besteht aus Unternehmen, die ähnlich groß sind, in einer ähnlichen Branche oder Nische tätig sind und ähnliche Wachstumsraten und Margen erzielen. Dabei kann man entweder die Bewertungen anderer (börsennotierter) Wettbewerber miteinander vergleichen, oder die Kaufpreise bereits stattgefundener M&A-Transaktionen von Wettbewerbern, um den Unternehmenswert zu berechnen. Wichtig ist hierbei, dass die „Peer-Group“ so definiert ist, dass sie mit der eigenen Firma vergleichbar ist.

Deal- und Trading-Multiples

Die Methode, die am häufigsten zur Anwendung kommt, ist die Ermittlung des Unternehmenswerts mit Deal- oder Trading-Multiples. Bei den Deal-Multiples ist die Basis eine Umsatz- oder Gewinngröße, in der Regel das Ebit oder Ebitda. Diese Kennzahl wird mit einem für die jeweilige Branche und Unternehmensgröße festgelegten Multiple multipliziert, der meistens auf bereits abgeschlossenen, ähnlichen Transaktionen beruht. Das Ergebnis ist der Unternehmenswert. Genau hier setzen die FINANCE Multiples an. Das Tool bietet exklusiven Zugang zu umfangreichen Bewertungsdaten Unternehmen aus der DACH-Region. Anders als viele öffentliche Datenquellen basieren die FINANCE Multiples auf anonymisierten Angaben direkt aus der Corporate-Finance-Praxis – erhoben in enger Zusammenarbeit mit dem FINANCE Multiples Partnernetzwerk. Aktuelle Multiples für 20 Branchen finden Sie hier.

Bei den Trading-Multiples werden die Finanzkennzahlen einer börsennotierten „Peer-Group“ miteinander verglichen und ein Mittelwert gebildet. Dividiert man den durchschnittlichen Börsenwert dieser „Peer-Group“ durch den Mittelwert der gewählten Finanzkennzahl, ergibt sich ein Multiplikator, den man zur Bewertung von nicht-börsennotierten Gesellschaften verwenden kann. Vergleichswertverfahren sind einfach anzuwenden, allerdings beruhen diese Methoden stets auf Durchschnittswerten. Daher sollte man eine Unternehmensbewertung mit Multiples als eine erste Orientierung für den Unternehmenswert betrachten und weitere Bewertungsverfahren hinzuziehen.

M&A-Bewertungsmethode 2: Einzelwertverfahren

Wird der Unternehmenswert nach dem Einzelwertverfahren berechnet, dann werden hierfür die Vermögenswerte des zu bewertenden Assets in Einzelteile zerlegt und ihr Wert getrennt voneinander ermittelt. Das kann etwa Grundstücke, Gebäude oder Maschinen betreffen. Im nächsten Schritt werden alle Einzelwerte addiert. Von dieser Summe werden zuletzt die Verbindlichkeiten subtrahiert. Das Ergebnis ist der Unternehmenswert. Diese Methode geht davon aus, dass das Unternehmen so viel wert ist, wie die Summe der Teile, aus denen es besteht.

Substanzwert- und Liquidationsverfahren

Es gibt zwei Spielarten des Einzelwertverfahrens: Das Substanzwert- sowie das Liquidationsverfahren. Beim Substanzwertverfahren ist die zugrundeliegende Frage: „Was würde es mich kosten, das Asset in seiner aktuellen Verfassung – mit allen einzelnen Vermögenswerten – neu aufzubauen?“ Ein Beispiel hierfür ist das Errichten einer Produktionsstätte. Beim Liquidationsverfahren lautet die zugrundeliegende Frage hingegen: „Was würde es mich kosten, das Asset in seiner aktuellen Verfassung inklusive aller Vermögenswerte aufzulösen?“ Bei beiden Varianten wird durch eine Addition der Vermögenswerte sowie eine Subtraktion der Schulden der Unternehmenswert ermittelt. Das Besondere am Liquidationsverfahren ist, dass hierbei zusätzlich Liquidationskosten sowie Ablösungsbeträge für die bestehenden Verbindlichkeiten errechnet und abgezogen werden. Der Vorteil dieser Berechnungsmethoden: Sie eignen sich gut dafür, um zu entscheiden, ob Eigentümer das Unternehmen zu einem bestimmten Preis verkaufen sollten, oder ob sich ein höherer Wert erzielen lässt, wenn das Unternehmen zerschlagen wird. Die Herausforderung dabei ist, dass nicht alle Vermögenwerte einfach zu taxieren sind, zum Beispiel immaterielle Vermögenswerte wie eine gute Markenreputation oder Kundenbeziehungen. Diese Methoden eignen sich daher eher zur Ermittlung von Untergrenzen bei der Unternehmensbewertung.

M&A-Bewertungsmethode 3: Gesamtwertverfahren

Anders als bei Einzelwertverfahren, die nur die Vermögenswerte einer Firma in den Blick nehmen, betrachten Gesamtwertverfahren die wirtschaftliche Leistung und die potentielle Ertragskraft des Unternehmens. Unterscheiden lassen sich hier die zwei Varianten Ertragswert- und Discounted-Cashflow (DCF)-Verfahren. Beim Ertragswertverfahren errechnet sich der Unternehmenswert auf der Grundlage von Erträgen, die der Erwerber in den Jahren nach der Übernahme erwarten darf. Die Prognosen erstellt der Käufer auf der Basis des bereinigten Ergebnisses der vergangenen Geschäftsjahre, abgezinst um einen vorher festgelegten Mindestzinssatz für eine angemessene Rendite. Bei der Discounted-Cashflow-Methode werden nicht die künftigen Erträge, sondern die in der Zukunft erwarteten Zahlungsüberschüsse um bestimmte Kapitalkosten wie zu zahlende Steuern abgezinst. Aus diesem diskontierten Zahlungsstrom errechnet sich dann die Unternehmensbewertung. Die Ertragswertmethoden sind sehr detailliert und zukunftsgerichtet, allerdings auf Prognosen und zahlreiche Annahmen wie zum Beispiel zur Marktentwicklung gestützt. Je weiter in die Zukunft gerechnet wird, desto ungenauer wird die Bewertung. Hinzu kommt, dass diese Bewertungsmethoden statische Ergebnisse liefern, die eine atypische Entwicklung des Unternehmens oder des Marktes nicht berücksichtigen. Nichtsdestotrotz ist zumindest die Bewertung auf der Grundlage eines Discounted Cashflow gängige Praxis und auch international anerkannt, während das Ertragswertverfahren vor allem in Deutschland genutzt wird.

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