Portallösungen und Zahlungsverkehr im Wandel
Die Digitalisierung der Unternehmen schreitet voran und macht auch vor den Finanzabteilungen nicht halt. Doch wie steht es wirklich um Webportale und digitalen Zahlungsverkehr? Haben sich E-Signatur und digitale Bezahlmethoden bereits durchgesetzt? Diesen und weiteren Themen gehen wir mit einer befragungsbasierten Studie auf den Grund. Die ausführliche Fassung steht als Download zur Verfügung.
Webportale werden für Prozesse der Finanzabteilungen genutzt
Vor allem im Haupttätigkeitsfeld Zahlungsverkehr, der in der Regel auch als Erstes digitalisiert wurde, werden Portallösungen am häufigsten bereits genutzt. Außerdem bestehen in vielen Fällen bereits standardisierte Schnittstellen, die eine elektronische Abwicklung erleichtern. Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Treasurer und Finanzentscheider verwendet ein elektronisches Postfach als Kommunikationskanal zu ihren Banken. Immerhin knapp die Hälfte der Befragten setzt beim Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement auf webbasierte Portale. Bei komplexeren Themen wie Kontoeröffnungen ist der Digitalisierungsgrad in der Regel noch nicht groß, weshalb auch Portallösungen kaum genutzt werden. Auch Geschäftsvorfälle, die einen hohen Beratungsbedarf benötigen, werden in der Regel eher analog abgewickelt.
Antwort auf die Frage: „Für welche Zwecke nutzt Ihr Unternehmen Portallösungen?“; in Prozent der Befragten, die webbasierte Portale bereits nutzen; n = 129¹
¹Mehrfachnennungen möglich
²elektronisches Postfach & Dokumenten-Sharing/-Signing
³Anfrage und Abschluss
Quellen: FINANCE/F.A.Z. Business Media | research, LBBW
Elektronische Signaturen werden bei Bankengeschäften vermehrt eingesetzt
Elektronische Signaturen (E-Signaturen) kommen im Bankgeschäft zunehmend zum Einsatz. Dass die Anteile nicht größer sind, liegt nicht unbedingt am fehlenden Willen der Unternehmen, sondern an der Akzeptanz von digitalen Signaturen bei Banken. Obwohl die Rechtsgrundlage für E-Signaturen mit der e-IDAS-Verordnung der EU bereits 2016 geschaffen wurde, haben viele Banken hier noch Nachholbedarf. Überwiegend bieten die Banken die sicherste Form der E-Signatur an, die qualifizierte elektronische Signatur. Diese benötigt ein qualifiziertes Zertifikat, das die Echtheit einer elektronischen Signatur bescheinigt und als Nachweis der Identität dient. In Ländern mit höheren regulatorischen Anforderungen sollen auch qualifizierte elektronische Signaturen möglich sein. Wer erst einmal in der Lage ist E-Signaturen im Bankgeschäft zu verwenden, nutzt sie in vielfältiger Weise: Sie kommen bei den Befragten bei Avalen, Kreditverträgen und Kontoverträgen häufig zum Einsatz, werden zum Teil auch bei Verfügungsberechtigungen und Electronic-Banking-Verträgen eingesetzt.
Unterschied E-Signatur/digitale Signatur
Antwort auf die Frage: „Verwenden Sie zur Auftragsabwicklung von Bankgeschäften bereits die elektronische Signatur?“ und die Frage: „Für welche Bankaufträge verwenden Sie die elektronische Signatur?“; in Prozent der Befragten, n = 238 bzw. in Prozent der Befragten, die die erste Frage mit Ja beantwortet haben, n = 69¹
*detaillierte Angaben derjenigen, die E-Signatur bereits einsetzen bzw. sich in der Pilotphase befinden¹
wdt_ID | Verwendung für: | Befragte in % |
---|---|---|
1 | Avale | 48 |
2 | Kreditverträge | 45 |
3 | Kontoverträge | 39 |
4 | Verfügungsberechtigungen (elektronisch & beleghaft) |
28 |
5 | Electronic-Banking-Verträge | 17 |
¹Mehrfachnennungen möglich
Quellen: FINANCE/F.A.Z. Business Media | research, LBBW
Digitale Bezahlmethoden sind noch nicht die Regel
Weniger als die Hälfte der Befragten setzt in ihrem Unternehmen innovative digitale Bezahlmethoden ein. Nur ein knappes Drittel nutzt oder plant Instant Payments. Fast alle deutschen Banken sind heute echtzeitzahlungsfähig. Aber um einen Nutzen aus der Echtzeitzahlung zu ziehen, müssen Unternehmen auch ihre internen Systeme und Prozesse entsprechend anpassen. Das ist aufwendig und erfolgt nur, wenn ein konkreter Nutzen ersichtlich ist. Request to Pay stößt auf Interesse: Europäische Zahlungsverkehrsexperten schreiben RTP ein revolutionäres Potential zu. Dennoch hat zum Marktstart von SEPA RTP am 15. Juni 2021 kein einziges deutsches Kreditinstitut entsprechende Produkte öffentlichkeitswirksam angekündigt. Sicherlich ist die Einführung von RTP für die Banken alles andere als trivial. Der neue Standard kann aber die Prozesskosten für die Rechnungsbearbeitung in Unternehmen signifikant senken. Andere digitale Bezahlmethoden wie Central Bank Digital Currency (CBDC) und Kryptowährungen spielen derzeit noch keine Rolle. Weitere Anwendungsfelder wie z. B. DLT-Lösungen (Distributed Ledger Technology) haben für die Mehrheit der befragten Unternehmen derzeit eine geringe Relevanz.
Antwort auf die Frage: „Welche digitalen Bezahlmethoden nutzt oder plant Ihr Unternehmen, künftig zu nutzen?“; in Prozent der Befragten; n = 182¹
¹Mehrfachnennungen möglich
²Central Bank Digital Currency
³z.B. Bitcoin, Ethereum etc.
Quellen: FINANCE/F.A.Z. Business Media | research, LBBW
Instant Payments
Request to Pay
KYC braucht oft fünf Tage und mehr
Der KYC-Prozess dauert für viele Unternehmen immer noch lang. Die Digitalisierung bietet hier Optimierungsmöglichkeiten. Dazu ist allerdings eine E-Signatur notwendig, am besten sogar mit einer Standardisierung. Treasurer setzen aktuell weiter Hoffnung auf das KYC-Register von SWIFT, auch wenn das Projekt gerade etwas stockt. Man sei grundsätzlich bereit, den Aufbau des Registers zu unterstützen, ist von allen Treasurern zu hören. Doch oftmals mangele es an Kapazitäten, um sich um das Befüllen der Profile zu kümmern. Der initiale Aufwand dafür sei sehr hoch, berichten die Unternehmensvertreter. Das lohne sich nur, wenn ausreichend Banken KYC-Daten über das Register abriefen und auch unvollständige Profile freigeschaltet werden könnten. Das sei derzeit nicht möglich.
Antwort auf die Frage: „Wie lange dauert der Prozess Know Your Customer (KYC) für Ihr Unternehmen bei Ihrer Bank?“; in Prozent der Befragten; n = 182
Quellen: FINANCE/F.A.Z. Business Media | research, LBBW