Die Transition der Energieversorgung wird immer wichtiger für die Wirtschaft. Ganz oben auf der Agenda vieler großer und mittelständischer Unternehmen stehen Themen wie eine sichere und saubere (CO2-freie) Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Aspekte, die auch bei Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen eine große Rolle spielen. Doch wie gelingt den Unternehmen eine Transformation?
Grundlage ist zunächst ein mehrdimensionaler Transitionsplan zum Abbau von CO2-Emissionen, der sich nicht nur mit der technischen Machbarkeit auseinandersetzt, sondern auch mit der Profitabilität und den Investitionskosten. Der Transitionsplan hat dabei eine Art Lotsenfunktion. Er entsteht in der Zusammenarbeit von Unternehmen mit Beratern und Finanziers, die die technischen Anforderungen genauso fest im Blick haben wie die finanziellen Erfordernisse. Neben On- und Off-Balance-Strukturen sind auch Investitionen aus eigenen Pensionskassen möglich.
Entscheidend ist und bleibt jedoch der individuelle Business Case. Denn nur profitable Transitionspläne werden sich langfristig durchsetzen. Hierbei ist die sektorspezifische Perspektive von zentraler Bedeutung, also welche Technik zu welchem Geschäftsmodell passt und wie das mit einem langfristigen Finanzierungskonzept verbunden werden kann. Als Finanzierungsquellen kommen Banken, Förderinstitute und der Kapitalmarkt in Frage.
Netto-Null-Ziel fest im Blick
Gleichzeitig bleibt die Dekarbonisierung von Bankbilanzen auch im Blick der Bankenregulierung. Der Weg lässt sich daher nur gemeinsam von Unternehmen und ihren Finanziers beschreiten. Außerdem verlangen Regulierer wie die Europäische Zentralbank und die European Banking Authority von Geldhäusern Transparenz bezüglich der Geschwindigkeit und der Mittel, mit denen sie die von ihnen finanzierten Emissionen reduzieren wollen.
Ungeachtet der Austritte einiger US-amerikanischer Banken aus der Net Zero Banking Alliance bleibt das Netto-Null-Ziel im Fokus der Nachhaltigkeitsbestrebungen von Finanzinstitutionen. Auf der Seite der Unternehmen wirkt gleichzeitig der Druck aus den Lieferketten unverändert. Die grundlegende Frage hierbei bleibt: Wie lassen sich wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz so miteinander verbinden, dass die Emissionen im Einklang mit den EU-Klimazielen sinken?
Schrittweise transformieren
Der Business Case für Nachhaltigkeit lässt sich am besten Schritt für Schritt umsetzen. Ein Transitionsplan schafft hierfür die Struktur. Entscheidend ist, dass sowohl die branchenspezifischen Möglichkeiten zur CO2-Reduktion ausgeschöpft als auch die regulatorischen Anforderungen berücksichtigt werden. Das gilt besonders in Branchen, die schwierig zu dekarbonisieren sind, wie die Papier-, Glas- oder Chemieindustrie. Hier ist eine sorgfältige Transitionsplanung unerlässlich.
Mit einem strategisch angelegten Transitionsplan, der die Finanzierung hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell von Anfang bis Ende regelt, können Unternehmen auch in der Übergangsphase ihre ökonomische Flexibilität und Stabilität wahren. Der Weg zur nachhaltigen Transformation ist anspruchsvoll. Aber mit strategischer Planung und der richtigen finanziellen Unterstützung verbessern Unternehmen nicht nur ihre Kostenstruktur, sondern erhöhen auch ihre Resilienz gegenüber Krisen.
Autor
Wolfgang Vitzthum
Wolfgang Vitzthum ist Leiter des Teams „Sustainable & Transition Finance Advisory“ bei der Commerzbank in Frankfurt am Main.