Refinanzierung in der Rezession

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Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com

In den nächsten drei Jahren stehen deutschen Unternehmen Refinanzierungen in Höhe von rund 450 Milliarden Euro bevor – und das bei rückläufigen Geschäftskennzahlen, wachsender Unsicherheit und erschwertem Kreditzugang. Banken reagieren zunehmend restriktiv, zusätzliche regulatorische Vorgaben verschärfen die Lage. Diese Herausforderungen verlangen nach innovativen und flexiblen Finanzierungsstrategien.

Erfreulicherweise herrscht kein Mangel an potentiellen Finanziers. Der Wettbewerb unter ihnen bleibt hoch. Neben klassischen Banken gibt es einen deutlichen Anstieg alternativer Finanziers wie etwa Debt-Fonds. Der Zugang zum Anleihe- und Nordic-Bond-Markt ist insbesondere für den Mittelstand interessant, da solche Instrumente ohne Prospektpflicht genutzt werden können. Auch Leasing, Factoring, Verbriefungen und Förderdarlehen gewinnen an Relevanz. Für Unternehmen mit Investmentgrade-Rating steht zusätzlich der Schuldscheinmarkt zur Verfügung.

Fünf Empfehlungen

Bei einer Refinanzierung gilt es fünf Punkte zu beachten. Zunächst ist die proaktive Planung und Kommunikation zu nennen: Refinanzierungen sollten frühzeitig angegangen werden, da mangelnde Vorbereitung die Verhandlungsposition schwächt. Auch die Transparenz gegenüber Finanziers lohnt sich. Ein vertrauenswürdiger Dialog über Herausforderungen und Lösungswege ist essentiell, ohne dabei die Bonität unnötig in Zweifel zu ziehen. Ein weiterer Aspekt ist die Diversifikation der Finanzierungsquellen: Ein diversifizierter Mix erhöht die Stabilität und die Flexibilität.

Drittens ist stets auch die Optimierung des Treasury Management und des Working Capital mitzudenken: In einem volatilen Umfeld, in dem Insolvenzen zunehmen und auch Lieferanten, Kunden oder andere Vertragspartner des Unternehmens treffen können, ist die Sicherstellung der kurzfristigen und langfristigen Zahlungsfähigkeit von größter Bedeutung. Eine belastbare Cashflow-Planung ist entscheidend. Effizientes Forderungsmanagement, Liquiditätssteuerung und Cash Pooling sowie bei Bedarf die Veräußerung nicht betriebsnotwendiger Vermögensteile, Factoring oder Verbriefungen entlasten die Bilanz. Die Vertragsdokumentation sollte ausreichend Spielraum bei den Finanzkennzahlen vorsehen, um Schwankungen abzufedern.

Vorausschauend und flexibel

Viertens empfiehlt sich ein aktives Stakeholder Management: Die frühzeitige Einbindung der Gesellschafter ist eine Voraussetzung für Finanzierungslösungen. Gezielte Eigenkapitalmaßnahmen oder stille Beteiligungen können erforderlich werden. Nicht zuletzt ist die richtige Herangehensweise bei der Umsetzung erfolgsentscheidend: Die Vorbereitung und Verhandlung der Refinanzierung sollten zentral gesteuert werden, um eine Ansammlung unterschiedlicher Vertragsbedingungen auf unterschiedlichen Ebenen zu vermeiden.

Um Komplexität zu vermeiden, sollte die gesamte Gruppenfinanzierung zentral über eine Gesellschaft zu einheitlichen Konditionen erfolgen. Einzelfinanzierungen auf Ebene der Tochtergesellschaften sollten allenfalls für spezielle Zwecke bestehen bleiben. Die Refinanzierung ist anspruchsvoller geworden, aber Unternehmen, die vorausschauend und flexibel agieren, können Chancen nutzen und Risiken minimieren. Klare Planung, Diversifikation und ein starkes Netzwerk sichern die Wettbewerbsfähigkeit.

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