Die regelbasierte Ordnung tritt auf der Weltbühne immer stärker in den Hintergrund. Breitbeinig steht inzwischen eine andere Figur im Scheinwerferlicht: die machtbasierte Ordnung. Man erkennt die Ablösung rund um den Globus. Wer Macht hat, setzt sie ein – ökonomisch in Form einseitiger Deals oder militärisch in Form neo-imperialistischer Ausdehnung.
Auf Unternehmen hat das neue und unverhohlen ausgelebte Primat staatlicher Macht deutliche Auswirkungen. Die Verwerfungen der vergangenen Jahre haben gerade deutsche Unternehmen durchgeschüttelt. In beeindruckender Manier konnten sie den Widrigkeiten bislang trotzen, die mit der neuen Ordnung für sie einhergegangen sind: gestiegene Energiepreise, beschädigte Lieferketten, erhöhte Zollbarrieren, unsichere Marktaussichten.
Resilienz ist CFO-Aufgabe
Doch der Stress dürfte auf absehbare Zeit anhalten. Auf die Finanzplanung hat das nachhaltige Auswirkungen: Wo früher Strategien mit einem Zeithorizont von fünf Jahren und mehr möglich waren, sind es heute oft nur noch ein bis zwei Jahre, in manchen Branchen sogar weniger.
Wie reagieren Finanzvorstände bestmöglich darauf? Die Fähigkeit, finanzielle Schocks zu überstehen, ist für alle Unternehmen zentral geworden und damit eine der primären CFO-Führungsaufgaben. Auf einzelne Prognosen zu vertrauen, greift zu kurz. Es braucht eine umfassende Analyse, die mehrere Szenarien berücksichtigt und jedem konkrete Maßnahmen zuordnet.
Risikomanagement wird damit zu einer der wichtigsten Disziplinen in der Finanzplanung. Es geht längst nicht mehr nur um klassische Versicherungen oder Währungsabsicherungen, es geht um ein ganzheitliches Vorgehen. Dazu gehört auch die Absicherung von Lieferketten. Unternehmen prüfen zunehmend alternative Bezugsquellen oder bauen regionale Zulieferer in ihre Produktionsprozesse ein, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Finanzabteilungen unterstützen diese Strategien, indem sie entsprechende Liquiditäts- und Finanzierungspuffer einplanen.
Bestmöglich vorbereiten
In der Zusammenarbeit mit ihrer Bank können Finanzabteilungen die Herausforderungen reduzieren, Chancen nutzen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Dazu gehört etwa die Liquiditätssteuerung, die durch forderungsbasierte Supply-Chain-Finance-Lösungen wie (Reverse) Factoring, Forfaitierungen oder strukturierte ABCP-Programme erfolgen kann.
Für international tätige Unternehmen bieten sich Akkreditive, Garantien und hermesgedeckte Bestellerkredite zur Absicherung und Finanzierung ihrer Importe und Exporte an. Ebenso wichtig ist die Absicherung von Wechselkursrisiken, etwa durch Devisentermingeschäfte oder -optionen. Je nach Ausgestaltung und Kursentwicklung können diese Instrumente auch zur Ergebnisverbesserung beitragen. Darüber hinaus ergeben sich im Fall strategischer Zukäufe oder Verkäufe einzelner Geschäftsfelder über Corporate Finance facettenreiche Lösungen. Kurzum: Die Möglichkeiten für resiliente Finanzplanung sind zahlreich.
Wie das Stück auf internationaler Bühne weitergeht, kann niemand sagen. Für den nächsten Akt gilt, auf das Beste zu hoffen und sich bestmöglich vorzubereiten. In Finanzabteilungen muss dabei das oberste Ziel lauten, die Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten. Ein enger Austausch mit regional verankerten und international vernetzten Banken als Partnern hilft dabei, dass aus dem geopolitischen Drama der jüngeren Vergangenheit keine unternehmerische Tragödie wird.
Autor
Stefan Beismann
Stefan Beismann ist Firmenkundenvorstand der DZ Bank in Frankfurt am Main.