Vier Mythen über Übergangspläne

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Fachbeiträge aus der Sonderbeilage Structured FINANCE 2022
Fachbeiträge aus der Sonderbeilage Structured FINANCE 2022 Foto: Eduardo - stock.adobe.com

Viele Unternehmen haben bereits ihre Netto-Null-Ziele festgelegt. Nun verlagert sich der Schwerpunkt darauf, wie ihre Übergangspläne diese Ziele erreichen sollen. Bei der Erstellung von Umstellungsplänen gibt es aber einige Missverständnisse.

Ein Mythos bei der Entwicklung des Übergangsplans für ein Unternehmen ist beispielsweise, dass es nur um das Netto-Null-Ziel ginge. Investoren legen zwar Wert auf Netto-Null-Ziele, die branchen- und länderübergreifend verglichen werden können, dennoch müssen Umstellungspläne messbare Zwischenziele mit einem Plan zum Erreichen dieser Ziele enthalten, für den das Management Rechenschaft ablegt. Fernziele sind wichtig, aber kürzere Zwischenziele sind besser geeignet, um den Teams Orientierung für ihre konkrete Arbeit zu bieten.

Übergänge sind Kulturveränderungen


Ein weiterer Mythos ist die Annahme, dass es bei einem Übergangsplan nur um Zahlen ginge. Aber Zwischenziele stellen ein praktikables Ziel dar. Die eigentliche Methode, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, ist noch wichtiger. Wenn sich der Übergangsplan auf eine noch zu entwickelnde Technologie stützt, könnten Investoren und andere Interessengruppen die Erreichbarkeit des Plans anzweifeln. Übergänge sind immer Kulturveränderungen. Die neue Landschaft der Messgrößen und Ziele bietet einen Raum für Mitarbeiter und Unternehmen, um ihren Erfolg auf neuartige Weise zu messen. Einen qualitativen Kontext für diese Neubewertung zu schaffen ist von zentraler Bedeutung.


Mythos Nummer 3 lautet: Der Transitionsplan ist endgültig und wird ausschließlich vom Nachhaltigkeitsteam erstellt. Frühere Übergangspläne wurden oft isoliert und starr erstellt, aber das gilt heute nicht mehr als Best Practice. Ein Übergangsplan sollte die gesamte Organisation durchdringen. Anstatt den Plan isoliert zu erstellen, ist es besser, ihn unter Berücksichtigung aller Aspekte eines Unternehmens zu entwerfen, wie frühere ESG-Initiativen größerer Unternehmen gezeigt haben. Da sich Ziele und Vorgaben auf jeden Aspekt eines Unternehmens auswirken, ist es wichtig, dass auch andere Funktionen einen Beitrag leisten.


Die Mitarbeiter sollten das Gefühl haben, dass ihre Geschäftseinheit den Plan unterstützt und versteht – und dem Zweck des Unternehmens dient, neudeutsch „Purpose“. Die Auswirkungen des Umstellungsplans sind vielfältig, jeder Teil des Unternehmens bringt seine eigenen Erkenntnisse und speziellen Fähigkeiten ein. Ähnlich wie die Dynamik einer Unternehmensstrategie bleibt auch der Übergangsplan nicht statisch und muss sich an externe und interne Bedingungen anpassen. Zwischenziele sind dabei wichtige Gradmesser, indem sie aufzeigen, was funktioniert und was geändert werden muss.


Außerdem wird häufig die Ansicht vertreten, dass Investoren Übergangspläne nicht schätzten und sich auf andere Aspekte konzentrierten. Das stimmt aber so nicht, denn viele Investoren interessieren sich für mehr als eine Sache gleichzeitig. Auch wenn die aktuellen makroökonomischen Ereignisse im Vordergrund stehen mögen, zeigen längerfristige Strategien und Übergangspläne den Anlegern, wie ein Unternehmen schwierige Zeiten meistern will. Investoren schauen auf die kurz- und langfristigen Pläne. Beide können in einem umfassenden Übergangsplan kommuniziert werden und gleichzeitig den Kontext dafür liefern, wie und warum ein Unternehmen kurzfristige Herausforderungen in einer bestimmten Weise angeht. «

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