ESG-Kreditrisiken aus Bankensicht

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Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com

Unternehmen, die wachsen wollen, geht es wie uns Menschen im Job: Wer sich weiterentwickeln will, muss gesehen werden – mit all seinen Talenten. In jedem Team gibt es die Lauten, die auf sich aufmerksam machen und ungeheuer beliebt sind. Und dann gibt es die Stilleren, mitunter sogar Erfolgreicheren, die erst entdeckt werden wollen. Die Avista Oil AG zählt zu den Letzteren.

Das Unternehmen aus Dollbergen (Region Hannover) ist einer der weltweit führenden Altöl-Aufbereiter und Zulieferer der mittelständischen Schmierstoffindustrie. Avista Oil betreibt mit fast 1.000 Mitarbeitenden drei Raffinerien und sieben Sammelbetriebe für Altöle. Abgedeckt wird die gesamte Wertschöpfungskette des Altölrecyclings: sammeln, re-raffinieren, veredeln, vertreiben.

Oberflächlich betrachtet, würde man Avista Oil reflexhaft den nicht-nachhaltigen Branchen zuordnen – ein schwieriger Kandidat also für große Finanzierungen in Zeiten, in denen in der Finanzbranche alle von nachhaltiger Transformation sprechen. Dabei hat sich Avista schon früh mit Nachhaltigkeit beschäftigt und damit, was es im Rahmen seiner Geschäfte im fossilen Sektor dazu beitragen kann – ein Punkt, den es auch später beim Arrangieren des benötigten Konsortialkredits hervorzuheben galt.

Langfristige Finanzierungssicherheit

So hat das Unternehmen 2023 rund 500.000 Tonnen Altöl wiederaufbereitet und hauptsächlich neue Schmierstoffe daraus hergestellt. Bei dem von Avista Oil verwendeten Verfahren entsteht bei der Produktion von Schmierstoffen aus Altöl 90 Prozent weniger CO2 als bei der Produktion von Schmierstoffen aus neu gefördertem Rohöl. Jede gesammelte Tonne Altöl macht die Förderung von 29 Tonnen Rohöl überflüssig.

Umsatz und Ertrag des Unternehmens haben sich positiv entwickelt. Investitionen wurden bisher weitestgehend aus dem Cashflow getragen. Insgesamt verfügt Avista Oil über eine gute Eigenkapitalausstattung von über 50 Prozent der Bilanzsumme und hat praktisch keine Schulden.

Doch für die nächsten Schritte wie Investitionen in Maschinen- und Anlagentechnik brauchte es jetzt sowohl einen großen finanziellen Spielraum als auch langfristige Finanzierungssicherheit: eine Euro-Tranche (180 Millionen) mit flexiblen Abrufoptionen für Investitionen in Europa sowie eine ebenso flexible US-Dollar-Tranche (100 Millionen). Dazu kam die Vereinheitlichung der bisher bilateralen Betriebsmittellinien.

Finanzierung im Schulterschluss

Für eine Bank allein ist dies nicht darstellbar. Aber wie soll man einen Kredit vermarkten für ein Unternehmen mit „Öl“ im Namen und Betriebsstätte in den USA, wenn die Bankenaufsicht in Europa gerade die ESG-Regulatorik ausrollt und US-Präsident Trump regelmäßig mit neuen Vorstößen die Weltpolitik verändert?

In der Tat beschäftigten diese Themen die Risikoabteilungen. Ein eventueller Malus bei der Bewertung durch die Banken beim Thema ESG kehrte sich beim Blick auf den deutlich minimierten CO2-Fußabdruck und die über die gesamte Wertschöpfungskette geschlossene Kreislaufwirtschaft ins Gegenteil. Und während einige Unternehmen gerade Überlegungen über eine eigene Produktion in den USA anstellen, ist Avista Oil bereits seit Jahren vor Ort.

Diese Aspekte adressieren zu können, erforderte tiefe Kenntnisse des Geschäftsmodells und eine gute Vorbereitung bei den Arrangeuren. Hinzu kam ein Management, das auf alle anderen Fragen schnell und präzise reagierte. Am Ende wurden so drei weitere Banken gewonnen, die nun mit Überzeugung dabei sind. Bei Avista Oil würde man sagen: „Lief wie geschmiert.“

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