Digital Trade Finance vor dem globalen Durchbruch

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Fachbeiträge aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2023. Foto: Tinnakorn-stock.adobe.com
Fachbeiträge aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2023. Foto: Tinnakorn-stock.adobe.com

Die Handelsfinanzierung beginnt der digitalen Entwicklung in Zahlungsverkehr und Treasury zu folgen: Der dynamische Prozess hin zu Multi-Bank-Plattformen wird überwiegend von Industrie und Regierungen beziehungsweise Gesetzgebern vorangetrieben. Finanzinstitute, also Banken und Versicherer, sind aufgefordert, sich den neuen Ökosystemen anzuschließen, sich so an der Absicherung und Finanzierung von Handelsgeschäften zu beteiligen und damit zur Kooperation auf globaler Ebene beizutragen.

Der elektronische Austausch kommt

Digitale Lösungen spielen eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Ineffizienzen der traditionellen Handelsfinanzierungspraktiken und helfen, Sondersituationen zu bewältigen, wie sich während der Covid-19-Krise gezeigt hat. Diese Entwicklung gewinnt weiter an Schwung, da nach und nach nationale Gesetzgeber das „Model Law for Electronic Transferable Records“ (MLETR) übernehmen, das die Digitalisierung von Traditionspapieren wie Konnossementen und Wechseln ermöglicht. Dieser Schritt stellt die letzte Etappe auf dem Weg zur digitalen Transformation der Handelsfinanzierung dar und bringt sowohl für Großunternehmen als auch für kleinere Betriebe erhebliche Effizienzvorteile mit sich.

Politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt zeigen ein starkes Engagement, indem sie die Einführung digitaler Lösungen, einschließlich Rahmenwerken wie Eidas (Electronic Identification, Authentication and Trust Services) in Europa ermöglichen. Durch die Ablösung veralteter rechtlicher Rahmenbedingungen können Unternehmen aller Größenordnungen ohne Systembrüche den elektronischen Austausch von Dokumenten vornehmen.

Offene Systeme klar im Vorteil

Bislang haben sich am Markt Softwarelösungen behauptet, die spezielle Fragestellungen im Fokus haben: Treasury-Management-Systeme, Supply Chain Finance, traditionelle Handelsfinanzierung, Transport & Logistik und mehr. Einheitliches Merkmal ist, dass es sich um geschlossene Ökosysteme handelt. Der globale Handel benötigt hingegen einen offenen Ansatz, die Systeme müssen miteinander kommunizieren können.

Das MLETR geht auf diesen Bedarf ein, indem es die papierlose Übertragung von Eigentum und Vermögenswerten durch die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und die Einführung digitaler Vermögenswerte ermöglicht. Diese Spitzentechnologien können die Schaffung neuer digitaler Inseln verhindern und den Weg zur digitalen Transformation ebnen.

Brancheninitiativen für Interoperabilität

Zwei Brancheninitiativen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der nötigen Interoperabilität. Zum einen handelt es sich dabei um die im Jahr 2020 von der Internationalen Handelskammer (ICC), der Asian Development Bank (ADB) und Enterprise Singapore ins Leben gerufene „ICC Digital Standards Initiative“: Sie beschleunigt die Digitalisierung und harmonisiert die Standards, die zur besseren Zusammenarbeit auf globaler Ebene führen sollen. Zum anderen gibt es seit Juli 2019 gestartete ITFA-DNI-Initiative, die sich auf die Zusammenarbeit der Interessenten an MLETR fokussiert.

Voraussichtlich im Herbst wird Großbritannien ein Gesetz verabschieden, durch das die traditionelle Vorschrift von Papierdokumenten abgeschafft wird. Die Hälfte des Welthandels wird betroffen sein, wenn Frankreich, Deutschland, die USA und Großbritannien bis Ende dieses Jahres alle rechtlichen Hindernisse für die Digitalisierung des Handels beseitigen. Die ICC geht davon aus, dass 90 Prozent des Welthandels ab Februar 2024 digitalisiert sein werden.

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