Deutschland mit PPPs zukunftsfähig machen

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Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com

Fehlende Glasfasernetze, kaputte Straßen oder zu wenig erneuerbare Energien: Die Infrastruktur in Deutschland muss dringend ausgebaut werden. Doch das kostet Geld. Laut einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln aus dem Jahr 2024 beläuft sich der Investitionsbedarf in Deutschland für die kommenden zehn Jahre auf mindestens 600 Milliarden Euro, wobei es sich hier eher um eine Untergrenze handelt. Immerhin sind derzeit rund 11.000 Fernstraßenbrücken sanierungsbedürftig.

Diese Notwendigkeit hat zum Glück auch die Bundesregierung erkannt und das neue Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität über 500 Milliarden Euro verabschiedet. Doch ob dieses Kapital allein reicht, um den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland zukunftsfähig zu machen, ist fraglich.

Sondervermögen plus Kooperation

Sinnvoll wäre daher die Kooperation der öffentlichen Hand mit der Privat- und Kreditwirtschaft. So kann die Transformation gelingen. Public Private Partnerships (PPPs) können hier eine entscheidende Rolle spielen, die deutsche Infrastruktur möglichst schnell voranzubringen. Sie bieten die Möglichkeit, die von der Regierung für die Transformation bereitgestellten 500 Milliarden Euro als Eigenkapital durch zusätzliche finanzielle Mittel aus der Privatwirtschaft zu „hebeln“. So lassen sich im besten Fall Investitionen von 1,5 bis 2,5 Billionen Euro umsetzen.

Auf EU-Ebene ist dies mit dem Invest-EU-Fonds bereits gelungen. Hier konnte sogar privates Kapital in vierzehnfacher Höhe der originären öffentlichen Mittel gehoben werden.

Damit dies funktioniert, braucht es eine enorme Kraftanstrengung und vor allem den Schulterschluss aller Beteiligten, von der Politik über Unternehmen bis hin zur Kreditwirtschaft. Die gute Nachricht: Es gibt bereits viele Beispiele funktionierender Partnerschaften, und die Bereitschaft zur Umsetzung ist hoch.

Zudem kann hier ein Blick ins Ausland helfen: So haben etwa in Australien, Großbritannien oder Kanada PPPs maßgeblich zur Realisierung hochwertiger Infrastrukturprojekte beigetragen, indem sie die Stärken des öffentlichen und privaten Sektors kombinierten. Hier zeigt sich der Vorteil solcher Partnerschaften. Der öffentliche Sektor stellt den notwendigen regulatorischen Rahmen und die Aufsicht, während der private Sektor Innovation, Effizienz und Kapital einbringt. Davon sollten wir in Deutschland lernen, um unsere Modelle auf die besonderen Anforderungen hierzulande anzupassen.

Doch auch in Deutschland gibt es schon erfolgreiche Projekte. So wurde etwa das 2016 in Betrieb genommene Terminal 2 des Münchener Flughafens im Rahmen einer Public Private Partnership umgesetzt. Zudem suchen sich Unternehmen im Besitz der öffentlichen Hand, wie beispielsweise Stadtwerke, vermehrt private Partner für die Umsetzung immer komplexer werdender Projekte wie Rechenzentren, den Glasfaserausbau oder die Energieerzeugung.

Als größte Volkswirtschaft Europas ist vor allem Deutschland in einer einzigartigen Position, um von einem PPP-Infrastrukturaufschwung zu profitieren. Wichtig ist dabei vor allem eine Konzentration auf zukunftsweisende Bereiche wie Mobilität, Digitalisierung oder etwa die Energiewende, um den Standort Deutschland zu stärken, Innovation zu fördern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Für diese Entwicklung können dann vor allem Public Private Partnerships ein wichtiger Treiber sein. Und letztendlich profitiert die gesamte Gesellschaft.

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