Digitale Souveränität Europas stärken

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Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2025. Foto: tostphoto - stock.adobe.com

Der Markt für Rechenzentren in Europa wächst signifikant, denn digitale Dienste, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz (KI) erfordern eine immer leistungsfähigere und zugleich resiliente Infrastruktur. Zudem will die Politik einen Gegenpol zu der 500 Milliarden US-Dollar schweren „Stargate“-Initiative der USA zum Ausbau der digitalen Infrastruktur schaffen. Das Ziel der Europäischen Union ist es, die digitale Souveränität Europas zu stärken und die Abhängigkeit von US-Hyperscalern zu reduzieren.

Zukunftstechnologien gezielt fördern

Allerdings droht Europa, technologisch und wirtschaftlich abgehängt zu werden. Die Abhängigkeit von US-Cloud-Anbietern wächst, während europäische Initiativen wie Gaia-X oder die geplanten KI-Factories bislang nicht die nötige Schlagkraft entfalten. Die aktuelle wirtschaftliche Schwäche, hohe Energiepreise und politische Unsicherheiten verstärken den Handlungsdruck. Europas Antwort darauf muss Deregulierung, Bürokratieabbau und gezielte Förderung von Zukunftstechnologien sein.

Der Ausbau von Rechenzentren wird jedoch zunehmend durch Engpässe bei der Stromversorgung und den Mangel an geeigneten Flächen gebremst. Der steigende Bedarf durch KI- und Cloud-Lösungen verschärft dieses Problem weiter. Mit dem deutschen Energieeffizienzgesetz und der EU-Energieeffizienzrichtlinie gelten zudem ab 2026 strengere Vorgaben für Energieeffizienz, Abwärmenutzung und den Einsatz erneuerbarer Energien. Hyperscaler wie AWS, Microsoft oder Google dominieren das Marktwachstum, investieren massiv in neue Regionen und treiben die Entwicklung von Gigawatt-Campus voran. Co-Location, also Rechenzentren, die von mehreren Kunden genutzt werden, bleibt das Rückgrat für Unternehmen, die Flexibilität und Compliance benötigen. In Deutschland wächst der Co-Location-Markt jährlich um 15,6 Prozent.

Die EU fördert gezielt Großprojekte für KI-Anwendungen. Standorte wie Frankfurt am Main, Berlin und München sind attraktiv, da sie über exzellente Netzanbindung, Fachkräfte und regulatorische Sicherheit verfügen. Frankfurt ist Europas größter und dynamischster Markt, dank zentraler Lage, des weltgrößten Internet-Knotenpunktes De-Cix und hoher Investitionen. Engpässe bei Strom und Flächen belasten allerdings auch hier. Berlin zeigt ebenfalls eine starke Wachstumsdynamik mit günstigen Flächen, Zugang zu Windenergie und neuen Hyperscale-Projekten. München, Hamburg, die autonome Region Aragonien, Mailand und Helsinki sind wachsende Sekundärmärkte, besonders für nachhaltige und KI-fähige Rechenzentren.

Smarte Finanzierungsmodelle gefragt

Bei der Entwicklung neuer Rechenzentren ist die frühzeitige Einbindung von Energieversorgern und Kommunen essentiell. Öffentliche Förderung spielt bei Giga-Factories und nachhaltigen Projekten eine wachsende Rolle. Banken begleiten die Projektfinanzierungen und binden auch Nachhaltigkeitsaspekte in die Finanzierung ein. Sollte angesichts des enormen Wachstums die klassische Bankfinanzierung an ihre Grenzen stoßen, bietet der Kapitalmarkt mit Anleihen und Private Placements eine interessante Alternative für Rechenzentrumsbetreiber. Insgesamt bleibt festzuhalten: Im intensiven Wettbewerb um Standorte, Energie und Kapital werden sich jene Modelle durchsetzen, die Nachhaltigkeit, Skalierbarkeit und regionale Wertschöpfung intelligent verbinden.

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