Viele Industrien stehen im aktuellen Marktumfeld vor individuellen Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen über Unsicherheiten bei Zöllen bis hin zu einer sich wandelnden Regulatorik. CFOs sind gefordert, Finanzierungsfragen frühzeitig und strategisch anzugehen sowie Herausforderungen klar zu benennen und aktiv zu adressieren. Konsortialfinanzierungen bilden dabei häufig die zentrale Säule der Unternehmensfinanzierung und können gerade in volatilen Zeiten die dringend benötigte Stabilität sichern.
Prozess früh starten
Zentral ist eine schlüssige und transparente Debt Story, die Mittelverwendung, Investitionsvorhaben und geplantes Wachstum im Einklang mit dem Marktumfeld und der Wettbewerbssituation darstellt. Der Planungshorizont sollte die gesamte Kreditlaufzeit abdecken, die zugrunde liegenden Annahmen müssen klar und nachvollziehbar sein. Ebenso entscheidend ist es, potentielle Risiken proaktiv zu adressieren, um Vertrauen bei den Finanziers zu schaffen. Da sich der Prozess über mehrere Monate erstrecken kann, ist eine vorausschauende Ressourcenplanung unverzichtbar.
Der Finanzierungsprozess sollte idealerweise mindestens ein Jahr vor Ablauf der bestehenden Finanzierung angestoßen werden. Da Transaktionssicherheit Priorität hat, kommt der Auswahl leistungsstarker Finanziers in ausreichender Zahl besondere Bedeutung zu. Zu Beginn empfiehlt sich ein bilateraler Austausch, um die aussichtsreichsten Banken zu identifizieren und Wettbewerb zu schaffen. In den Verhandlungen erleichtert eine interne Priorisierung der kommerziellen Eckpunkte (Margen, Covenants, Baskets) den Dialog. Ergänzend ist ein strukturierter Marktangang mittels Term Sheet unerlässlich, um Angebote vergleichbar zu machen und Missverständnisse von vornherein auszuschließen.
Offen kommunizieren
Wer frühzeitig informiert, Fristen einhält und gut vorbereitet in den Prozess geht, stärkt das Vertrauen der Kreditgeber und sichert das Momentum. Eine offene, konsistente Kommunikation schafft zudem langfristige Beziehungen zu den Partnerbanken und erhöht die Chance, auch bei komplexen Finanzierungen Unterstützung zu erhalten. Verzögerungen hingegen bergen das Risiko, dass unvorhersehbare Ereignisse oder eine schwächere Performance den Finanzierungserfolg gefährden. Nur ein klar strukturierter und wettbewerbsintensiver Prozess stärkt die Verhandlungsposition und ermöglicht bessere Konditionen.
Viele CFOs stehen vor der Entscheidung, ob externe Expertise eingebunden werden soll. Im Idealfall bringt ein Finanzierungsberater nicht nur tiefe Marktkenntnis und ein belastbares Netzwerk zu Finanziers mit, sondern eröffnet auch neue Perspektiven und entlastet das Management. Die Entwicklung einer überzeugenden Debt Story, individuelles Sparring sowie das Antizipieren möglicher Rückfragen in der Vorbereitung sparen wertvolle Zeit. Während Banken als Konsortialführer häufig auch eigene Interessen verfolgen, handelt ein externer Berater ausschließlich im Sinne des Unternehmens und übernimmt zeitintensive Aufgaben, so dass sich das Management auf das Wesentliche konzentrieren kann.
Konsortialfinanzierungen sind kein Verwaltungsvorgang, sondern ein strategisches Instrument. Wer früh plant, klar kommuniziert und situativ professionelle Expertise nutzt, gewinnt Sicherheit, Flexibilität und Verhandlungsmacht – kritische Erfolgsfaktoren in volatilen Zeiten.
Autor
Dennis Glatzel ist Senior Managing Director bei Herter & Co. | Teneo Capital Advisory in Frankfurt am Main.
Marvin Wruck ist Director bei Herter & Co. | Teneo Capital Advisory in Frankfurt am Main.