Warum ESG-Reporting kein Selbstzweck ist

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2024. Foto: jchizhe - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2024. Foto: jchizhe - stock.adobe.com

CSDDD, CSRD, SFDR: Wer sich mit den zunehmenden Nachhaltigkeitsanforderungen an Unternehmen und Banken beschäftigt, könnte auf die Idee kommen, die Einhaltung von ESG-Kriterien sei eine rein regulatorische Angelegenheit und bloß eine Frage des richtigen Reportings: Hauptsache, man hält sich an alle Regeln, berichtet schön fleißig und kann im Fragebogen die richtigen Häkchen setzen.

Bevor es zu Missverständnissen kommt: Wir haben nichts gegen internationale Standards und Richtlinien und wir befürworten die neuen Berichtspflichten. Doch mitunter verstellen sie den Blick darauf, worum es beim Nachhaltigkeitsmanagement eigentlich geht. Nämlich darum, das eigene Unternehmen vor externen Risiken zu schützen und zukunftssicher aufzustellen. Um die Essenz unternehmerischen Handelns also.

Beispiele hierfür lassen sich in jeder der drei Säulen des ESG-Modells finden. Environmental: Wer energieeffizient arbeitet, schützt sein Unternehmen vor steigenden Energiekosten. Social: Wer niedrigschwellige Beschwerdemechanismen einrichtet, muss keine überraschenden Protestaktionen oder medialen Shitstorms fürchten. Governance: Wer ethische Standards etabliert, wird es leichter haben, talentierte Arbeitskräfte im Unternehmen zu halten. Auch Kundinnen und Kunden fordern zunehmend nachhaltige Produkte und transparente Wertschöpfungsketten.

Mit ESG Zugang zum Kapitalmarkt sichern

Das bedeutet im Umkehrschluss: Agieren Unternehmen nicht nachhaltig, riskieren sie ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und ihr Kapital – denn auch die Rolle der Finanzgeber hat sich verändert. Die beiden Autoren sind „senior“ genug, um sich an Zeiten zu erinnern, als die Kreditvergabe noch ein reines CFO-Thema war. Ein kurzer Blick auf die Bilanz, schon konnte es losgehen. Heute nehmen wir unsere Kunden viel umfassender in den Blick, schauen auf die strategische Ausrichtung und die allgemeine Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells.

Das ESG-Management ist dabei nicht der einzige, aber ein entscheidender Faktor. Verfügt das Unternehmen über eine Umwelt- und Menschenrechtspolitik? Hat es eine Strategie zur Minderung physischer Klimarisiken wie Hitzewellen und Überschwemmungen? Gibt es ein dezidiertes Nachhaltigkeitsteam? Alles Fragen, die im Vorfeld einer Kreditvergabe überprüft werden. Man mag es gut finden oder nicht: Irgendwann wird jede Investition einen ESG-Bezug haben – in einigen Finanzinstituten früher, in anderen später. Wer diesbezüglich seinen Verpflichtungen zu spät oder nur halbherzig nachkommt, versperrt sich somit den Zugang zum Kapitalmarkt.

Strengere Nachhaltigkeitsanforderungen betreffen alle

Was klingen mag wie eine Drohung, möchten wir als freundschaftlichen Hinweis verstanden wissen. Denn am Ende gilt für Unternehmen wie für Banken: Wir sitzen im selben Boot. Wir alle unterliegen verstärkten Nachhaltigkeitsanforderungen. Wir alle müssen uns an neue Regeln halten, müssen Berichte erstellen, Fragebögen ausfüllen. Vor allem aber: Wir alle wünschen uns doch eine Wirtschaft, die in einer sich wandelnden Welt stark und widerstandsfähig bleibt, und zugleich eine Umwelt, die uns das Leben und Arbeiten nicht allzu schwer macht.

Die Maßnahmen und Investitionen, die notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen, können wir nur gemeinsam stemmen. Und wenn es darüber hinaus ein paar Häkchen zu setzen gilt, dann machen wir auch das gern gemeinsam.

Autor

Sponsorentax.