ESG für Treasurer

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Fachbeiträge aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2023. Foto: Tinnakorn-stock.adobe.com
Fachbeiträge aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2023. Foto: Tinnakorn-stock.adobe.com

Ob Investoren, Ratingagenturen oder Regulatoren: Wenn es um die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen geht, schauen immer mehr Stakeholder den Unternehmen genau auf die Finger. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Treasurer daher ihre ESG-Ratings im Blick haben.

In den Fokus sind diese zuletzt vor allem seitens der Investoren gerückt. Diese integrieren zunehmend ESG-Ratings und anderweitige ESG-Daten in ihre Entscheidungsfindung: 87 Prozent der Teilnehmer einer von Natwest geführten Kapitalmarkt-Investoren-Umfrage für 2022/23 gaben an, dass sie mindestens einen externen ESG-Datenanbieter nutzen, um bestehende und potentielle neue Investments mit Hilfe von ESG-Punktzahlen zu evaluieren und auf dieser Basis Investitionsentscheidungen zu treffen. Dieser Fokus bedeutet auch, dass schwächere ESG-Rating-Bewertungen durchaus den Kapitalmarktzugang erschweren können.

Dialog mit Ratingagenturen als Chance

Eine gute ESG-Bewertung ermöglicht es Unternehmen, diese proaktiv in Gesprächen mit Equity- und Debt-Stakeholdern einzubringen. Während kritische Stimmen darauf verweisen, dass die Methodik der verschiedenen Ratings noch nicht perfekt ist, liefern gute ESG-Bewertungen einen wertvollen, da unabhängigen Beleg für die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsstrategie. Dies ist umso wichtiger, wenn es darum geht, Transparenz zu schaffen, um unter anderem auch „Greenwashing“-Bedenken mit fundierten Daten auszuräumen.

Für viele Unternehmen immer noch eine Überraschung: ESG-Ratings werden häufig unaufgefordert und ohne Wissen des Unternehmens erstellt, da es oft Investoren sind, die diese in Auftrag geben. Doch umfangreiche Fragebögen von Ratingagenturen werden häufig ignoriert, da das Beantworten viel Zeit in Anspruch nimmt und spezifische ESG-Daten verfügbar sein müssen. In solchen Fällen behelfen sich die Agenturen mit öffentlich verfügbaren ESG-Informationen, die oft unvollständig und teilweise veraltet sind. Sie reflektieren daher selten die Nachhaltigkeitsinitiativen und bereits erreichten Ziele. Dagegen lohnt es sich, mit einer ausgewählten Anzahl von Ratingagenturen aktiv den Dialog zu suchen. Unternehmen, die einen Schritt weitergehen wollen, geben ESG-Ratings selbst in Auftrag – und gewinnen damit deutlich mehr Kontrolle über Prozesse wie die Bewertung und Veröffentlichung.

Einfluss von ESG-Kriterien auf Kreditratings

S&P, Moody’s und Fitch veröffentlichen alle separate ESG-Bewertungen als Teil ihrer Kreditratings. Wenngleich ESG- und Kreditratings verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Zielsetzungen sind, beeinflussen ESG-Kriterien jedoch beide. Daher ist es wichtig für Treasurer, die ESG-Bewertungen beider Ratings zu verstehen, um sowohl das Resultat positiv beeinflussen zu können als auch im Vorhinein die eigene Darstellung von ESG-Zielen, Maßnahmen und Resultaten effektiv vorbereiten zu können.

Mehr als 50 ESG-Ratinganbieter sind derzeit auf dem Markt, meist mit unterschiedlichen Methodiken. Letzteres gilt selbst für die Top-4-Anbieter. Das führt auch dazu, dass Unternehmen möglicherweise nicht korrelierende Ergebnisse von mehreren ESG-Ratinghäusern bekommen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Ratingmarkt bald reguliert wird, um Transparenz und Vergleichbarkeit sicherzustellen. Bis dahin bleibt es eine Herausforderung, ESG-Ratings proaktiv zu managen. Diese Rolle übernimmt der Treasurer in seiner zentralen Steuerungsfunktion. Er muss das Bewusstsein für ESG-Ratings schärfen und entscheiden, welche Ratings priorisiert werden sollten.

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