Neue IFRS-Pflichten

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Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2024. Foto: jchizhe - stock.adobe.com
Fachbeitrag aus der Sonderbeilage zur Structured FINANCE 2024. Foto: jchizhe - stock.adobe.com

Um den Informationsbedürfnissen von Investoren und Ratingagenturen gerecht zu werden, müssen alle Unternehmen, die nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) bilanzieren, für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2024 begonnen haben, umfassende Informationen über ihre Lieferantenfinanzierungsvereinbarungen (Supplier Finance Arrangements, SFAs) veröffentlichen.

SFAs werden in den Änderungen als Vereinbarungen definiert, bei denen ein oder mehrere Finanzierungsanbieter anbieten, Beträge zu zahlen, die ein Unternehmen seinen Lieferanten schuldet. Das Unternehmen verpflichtet sich im Gegenzug, die übernommene Schuld entweder am selben Tag oder zu einem späteren Zeitpunkt an den Finanzierungsanbieter zurückzuzahlen. Durch den Einsatz von SFAs können Unternehmen die eigenen Zahlungsfristen ausdehnen und ihren Lieferanten gleichzeitig den Zugang zu vorzeitigen Zahlungen ermöglichen.

Offenlegung des Buchwerts

Doch die Bedingungen der SFAs müssen von bilanzierenden Unternehmen zukünftig detailliert aufgeführt werden. So sollen Abschlussadressaten die bestehenden vertraglichen Vereinbarungen zwischen Käufern – hier die bilanzierenden Unternehmen – und Lieferanten verstehen und nachvollziehen können.

Zudem sind quantitative Angaben wie zum Beispiel der Buchwert der finanziellen Verbindlichkeiten aus den SFAs zusammen mit den spezifischen Bilanzposten, in denen diese Verbindlichkeiten ausgewiesen werden, offenzulegen. Darüber hinaus ist der Betrag der finanziellen Verbindlichkeiten anzugeben, für die die Lieferanten bereits Zahlungen von Finanzierungspartnern erhalten haben. Auf diese Weise sollen die Auswirkungen des SFA auf die Liquidität des Unternehmens aufgezeigt werden.

Auch die Zahlungsziele für finanzielle Verbindlichkeiten, die Teil von SFAs sind, sowie für vergleichbare Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, die nicht Teil solcher Vereinbarungen sind, müssen offengelegt werden. Diese Informationen sollen es Investoren und Ratingagenturen ermöglichen, den Zeitpunkt der Mittelabflüsse zu beurteilen.

Darüber hinaus können so Anhaltspunkte über das Maß der Modifikation der Verbindlichkeit durch das SFA gesammelt werden. Schließlich müssen Unternehmen zukünftig Einzelheiten über die Konzentration des Liquiditätsrisikos bei einzelnen Finanzdienstleistern veröffentlichen. Dies soll Investoren helfen, die Abhängigkeit von und die Risiken in Verbindung mit bestimmten Finanzdienstleistern zu beurteilen.

SCF ist mehr als reine Bilanzierung

Die neuen Offenlegungspflichten nach IFRS zeigen, dass das Thema Supply Chain Finance (SCF) mehr ist als nur die Frage nach dem Bilanzausweis. Zur Einordnung von SCF-Programmen ist eine Gesamtschau mit Blick auf Bilanz, Kapitalflussrechnung und Anhangangaben notwendig.

Bei der Frage, welches SCF-Programm für ein Unternehmen geeignet ist, spielen jedoch auch Themen abseits vom Accounting eine wichtige Rolle. Beispielhaft zu nennen sind hier ein zeit- und kosteneffizientes Onboarding, Transparenz in der Nutzung und eine digitale Verarbeitung von Vertrags- und Rechnungsdaten sowie ausreichendes Finanzierungspotential. Am Ende stellt sich zudem die Frage, ob und wie Supply Chain Finance auf die Treasury-Strategie eines Unternehmens einzahlt und wie eine Vielzahl von zum Teil sich entgegenstehenden Zielen im Licht der zusätzlichen Transparenz zu erreichen ist.

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