Viele CFOs halten in Krisenzeiten den Ball flach und hoffen, dass drastische Einsparungen ausreichen, um durch den Sturm zu kommen. Dabei könnte eine andere Herangehensweise für sie viel interessanter sein: darauf zu vertrauen, auch ohne Rotstift und Massenentlassungen mit der Rezession fertig zu werden. Jede Organisation, die jetzt in ihr Backoffice investiert, kann Wirtschaftskrisen überstehen und gestärkt daraus hervorgehen. Natürlich ist eine Rezession kein Kinderspiel, aber diese Situation muss nicht zu einem Absturz führen. Das hängt auch von der Vorbereitung ab: Denn CFOs, die die Weichen richtig gestellt haben, können selbst in Krisenzeiten Wachstumschancen ergreifen.
Nicht weniger, sondern smarter zu investieren sollte die Devise lauten. Dabei spielt das Backoffice eine zentrale Rolle – denn dort laufen alle Fäden, welche die Liquidität betreffen, zusammen. CFOs, die genau wissen, wie sie auf der Cash- und Kostenseite dastehen, können wohlüberlegt und smart investieren, zum Beispiel in Forschung und Entwicklung oder in Akquisitionen – und so Chancen zu ihrem Vorteil nutzen.
Smarter investieren
Ein multinationales Pharmaunternehmen, das in über 100 Ländern tätig ist, konnte beispielsweise nicht weiter wachsen, da die Beschaffungs- und Zahlungsabwicklungsprozesse in 40 Teilprozesse mit mehr als 20 Einzelsystemen fragmentiert waren. Die Silos führten zu erheblichen Ineffizienzen, verhinderten Transparenz und erschwerten es, lokale Vorschriften einzuhalten.
Durch die digitale Transformation der Backoffice-Prozesse erhielt der Pharmariese global die Kontrolle über Ausgaben in Höhe von mehr als 10 Milliarden US-Dollar, steigerte Compliance und Benutzerakzeptanz. Dadurch, dass sich der Konzern intelligent, agil, hochgradig kollaborativ und digital organisierte, konnte sich das Unternehmen stärker auf Verbesserungen im Gesundheitswesen und in der Wissenschaft konzentrieren.
Besondere Aufmerksamkeit verdient in wirtschaftlichen Krisenzeiten die Lieferkette. Sie trägt maßgeblich zum Umsatz und Gewinn bei und stellt gleichzeitig das größte geschäftliche Risiko dar, wie 84 Prozent der CFOs in einer Umfrage von BDO angaben. Doch die volatile Marktsituation zwingt Unternehmen dazu, ihre Lieferkette ständig anzupassen und neu aufzustellen.
„Es lohnt sich, jetzt in Geschäftsabläufe zu investieren.“
Tony Tiscornia, CFO von Coupa
Vor zwei Jahren stand ein führender Nahrungsmittelhersteller vor großen Problemen in seiner Lieferkette. Doch anders als die Konkurrenz investierte das Unternehmen in eine Logistiklösung mit digitalen Zwillingen.
Damit konnten die Entscheidungswege um bis zu 80 Prozent verkürzt und gleichzeitig die Produktverfügbarkeit erhöht werden. So ist das Unternehmen viel besser auf die Marktanforderungen eingestellt – und damit auch auf Probleme durch eine mögliche Rezession.
Es lohnt sich, jetzt in Geschäftsabläufe zu investieren. CFOs sollten mit Zuversicht in diese unsichere Phase gehen. Finanzleiter, die gut vorbereitet sind, können Chancen nutzen und schnell und effektiv auf Veränderungen reagieren. Eine Krise muss nicht zwingend im Chaos enden, und keine Rezession dauert ewig. Unternehmen, die jetzt aktiv werden, sich agiler und resilienter aufstellen, werden gestärkt aus der Rezession hervorgehen und besser dastehen als zuvor.
Autor
Tony Tiscornia ist CFO von Coupa in San Mateo, USA.
tony.tiscornia@coupa.com