Zwei Neuzugänge aus Spanien für Scout24
Nach dem Aufstieg in den Dax die nächsten guten Nachrichten für Scout24: Der Anbieter des Marktplatzes für Wohn- und Gewerbeimmobilien, Immoscout24, übernimmt die spanischen Immobilienplattformen Fotocasa und Habitaclia von der Private-Equity-Gesellschaft EQT. Diese Akquisition ermöglicht Scout24 den Zugang zu über 8 Millionen monatlich aktiven Nutzern und rund 1 Million Immobilienanzeigen. Scout24 erhofft sich von der Übernahme Synergien zwischen den Plattformen in Deutschland, Österreich und Spanien zu schaffen und die Digitalisierung im Immobiliensektor voranzutreiben.
Scout24 lässt sich die Transaktion rund 153 Millionen Euro kosten und zahlt damit ein Ebitda-Multiple von 13,9. Branchenüblich für Midcap-Unternehmen im Softwarebereich sind normalerweise 7,1 bis 11.
Fotocasa und Habitaclia werden voraussichtlich im Jahr 2025 etwa 60 Millionen Euro Umsatz und ein Pro-forma-Ebitda von rund 11 Millionen Euro erzielen. Die Finanzierung erfolgt über Barmittel und bestehende Kreditfazilitäten. Die Übernahme steht unter Vorbehalt der regulatorischen Genehmigungen und dem Abschluss der EQT-Übernahme von Adevinta Spanien.
Norma Group konzentriert sich auf das Kerngeschäft
Die Norma Group treibt ihre Transformation voran. Der laut eigenen Aussagen Marktführer für Verbindungstechnologie sowie Fluid-Handling-Technologie hat eine Vereinbarung zur Veräußerung seiner Geschäftseinheit Water Management an Advanced Drainage Systems unterzeichnet. Der Deal hat einen Wert von 1 Milliarde US-Dollar (rund 852 Millionen Euro) und soll im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden.
Der Verkauf ist Teil der strategischen Transformation der Norma Group, die sich auf ihr Kerngeschäft mit Verbindungstechnik konzentrieren will. Außerdem umfasst die Transformation Wachstumspläne, Kostensenkungen sowie Kapazitätsoptimierungen und soll bis 2028 abgeschlossen sein. Der Geschäftsbereich Water Management umfasst sechs Werke in den USA, Mexiko, Indien, Malaysia und Italien und erzielte 2024 einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Der Käufer, Advanced Drainage Systems, ist ein führender Hersteller von Lösungen für Regen- und Abwassermanagement und sieht in der Übernahme eine strategische Ergänzung seines Portfolios.
Knorr-Bremse kauft in der Schweiz ein
Knorr-Bremse erweitert sein internationales Rail-Geschäft durch die Übernahme der Duagon Group mit Sitz in der Schweiz. Verkäufer ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Beteiligungs AG. Diese Akquisition stärkt das bestehende Geschäft mit Elektronik- und Softwarelösungen für Schienenfahrzeuge und eröffnet neue Marktchancen in Europa. Der Kaufpreis beträgt rund 500 Millionen Euro, mit einer möglichen Erfolgsprämie bei Erreichung bestimmter Ziele. Die Übernahme ist ein weiterer Schritt in der BOOST-Strategie von Knorr-Bremse, um das Wachstum der Rail Division zu fördern.
Durch die Integration von Duagon in das Portfolio von Knorr-Bremse werden Synergieeffekte erwartet, die zu einheitlicheren Elektronikplattformen führen. Dies unterstützt digitale Innovationen wie Remote-Monitoring und -Diagnose für den Bahnbetrieb. Der Vollzug des Erwerbs steht unter dem Vorbehalt regulatorischer Zustimmungen.
BKW treibt Wachstum in Deutschland voran
Der Energieversorger BKW aus Bern hat Südvolt übernommen, einen nach eigenen Angaben der letzten unabhängigen Regelenergiedienstleister in Deutschland. Südvolt verfügt über einen direkten Zugang zu allen vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern und einem Kundenportfolio von über 1 Gigawatt Leistung.
Mit dieser Akquisition treibt der Energieversorger seine Strategie „Solutions 2030“ voran, nach dieser er dezentrale Flexibilitäten ausbauen und in neue geografische Märkte expandieren will, und betritt den deutschen Markt für Regelenergie. Der Schritt unterstreicht damit die Wachstumsambitionen der Schweizer auf dem deutschen Markt, wo sie bereits die gesamte Wertschöpfungskette für die Energiewende abdecken. Poellath hat die Verkäufer bei dieser Transaktion beraten.
Weitere M&A-Deals
Expansion nach Lateinamerika: Der Kunststoff-Distributor Albis erwirbt die Mehrheit an Tecnomatiz Resinas Limitada in Brasilien. Das Unternehmen aus São Paulo ist auf die Distribution von technischen Kunststoffen spezialisiert und verfügt über ein etabliertes Netzwerk in der Region. Diese Transaktion markiert einen bedeutenden Meilenstein für das globale Wachstum von Albis, das Teil der Otto Krahn Gruppe ist. DLA Piper hat Albis bei diesem Deal beraten.
Proalpha, ein führender Anbieter von ERP- und Business-Applications-Lösungen für den Mittelstand, hat Insiders Technologies übernommen. Das Unternehmen ist spezialisiert auf KI-basierte Dokumentenverarbeitung und kognitive Prozessautomatisierung. Mit dieser Akquisition stärkt Proalpha seine Industrial-AI-Plattform und integriert Fähigkeiten zur intelligenten Dokumentenklassifizierung und Automatisierung von Poststellenabläufen. Sidley beriet Proalpha bei diesem Deal.
Das Berliner Unternehmen Giata hat den Zukauf des KI-Unternehmens Smartseer bekanntgegeben. Smartseer bietet KI-gestützte Lösungen zur automatisierten Erstellung von Buchungsangeboten in der Reisebranche. Diese Akquisition ermöglicht es Giata, seine Technologie zur Verwaltung und Distribution von Reiseangeboten weiter zu optimieren.
M&A-Berater-News
Armin von Falkenhayn verlässt Mitte Dezember auf eigenen Wunsch die Position des Country-CEO DACH bei der Bank of America. Nach über zehn Jahren will er sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Unter seiner Führung hat die Bank ihren Marktanteil in den Bereichen Mergers and Acquisitions, Equity Capital Markets und Debt Capital Markets erheblich gesteigert, insbesondere im Bereich M&A fast verdreifacht. Ein Nachfolger für die Leitung des deutschsprachigen Raums ist noch nicht benannt.
Neben dem Wechsel auf der Position des Deutschlandchefs, gab das Kreditinstitut außerdem bekannt, dass Lukas Poensgen neuer Co-Chef des M&A-Geschäfts in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA-Region) wird. Er wird die Rolle gemeinsam mit Geoff Iles übernehmen, der seit sieben Jahren den Bereich in Großbritannien leitet.
M&A-Gerüchteküche
Das Bundeswirtschaftsministerium erwägt einen Zusammenschluss der verstaatlichten Energiekonzerne Uniper und Sefe. Insidern zufolge ist das Ministerium offen für eine vollständige oder teilweise Fusion der Unternehmen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Bereits im Juni hieß es, dass ein Zusammenschluss als Option für den Ausstieg aus Sefe in Betracht gezogen werden soll. Während das Wirtschaftsministerium die Fusion befürworten soll, zeigt sich das Bundesfinanzministerium offenbar skeptischer.
Info
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Frederic Haupt ist Redakteur bei FINANCE und betreut schwerpunktmäßig die Themen Private-Equity und M&A. Er hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Media University (ehemals HMKW) studiert. Nach dem Studium hat er sein Volontariat bei F.A.Z. Business Media absolviert und dabei neben FINANCE für weitere Publikationen des Verlags gearbeitet, unter anderem für die Personalwirtschaft und das Wir-Magazin.
