Liquide durch die Krise

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Foto: Coloures-Pic - stock.adobe.com

Die Coface-Wirtschaftsprognosen sind alles andere als rosig. Neben deutlich verschlechterten Länderbewertungen erwartet der Kreditversicherer bis Ende 2021 einen starken Anstieg der Unternehmensinsolvenzen – ein Krisenszenario, auch für Liquidität und Finanzierung.

Zur Risikolage: Coface hat im Juli insgesamt 71 Länder und 134 Branchen in 28 Ländern herabgestuft. Das heißt, die Risikosituation hat sich weltweit in einem bislang nicht dagewesenen Maße verschlechtert. Insgesamt soll die Wirtschaftsleistung der Welt in diesem Jahr um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr abnehmen, um dann im kommenden Jahr eine Aufholtour zu starten. 2021 dürfte das globale Wachstum dann wieder 5,1 Prozent betragen. Gestützt wird dies von der Konjunkturentwicklung, die in den meisten Ländern in diesem Jahr gesunken ist.

Insolvenzen steigen

Corona und die konjunkturelle Entwicklung machen sich auch bei den Insolvenzfällen bemerkbar. Es ist damit zu rechnen, dass die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland in diesem und im nächsten Jahr um 12 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum steigen. Dies ist der stärkste prozentuale Anstieg seit 2002 – nach dem Platzen der Internetblase. Mit einem Anstieg von 12 Prozent bleibt Deutschland jedoch deutlich unter dem Durchschnitt des weltweiten Insolvenzwachstums. Das liegt für die Jahre 2020 sowie 2021 bei 33 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Den stärksten Anstieg wird es wohl in den USA (43 Prozent) und Großbritannien (37 Prozent) geben. Unter den Emerging Markets sind Brasilien (44 Prozent) und die Türkei (50 Prozent) besonders stark betroffen.

„Es ist wichtig, dass das Management im Fall einer Restrukturierung möglichst frühzeitig Factoringlösungen in Betracht zieht.“

Die Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, aus der Krise in einen Aufschwung zu kommen. Dabei ist die Ausgangslage je nach Unternehmen ganz anders: Es kann sich in einer relativ starken Position befinden, in der die Ertragskraft nicht gelitten hat. Oder es durchlief einen Sanierungsprozess. Gerade in einem Sanierungsprozess eröffnet Factoring viele Freiräume, die ein klassisches Darlehen allein nicht bieten kann. Beim Factoring wird weniger auf die Bonität des Forderungsverkäufers abgestellt als vielmehr auf die Bonität der eigenen Kunden. Dass die Liquidität sichergestellt ist, steht dabei stets im Vordergrund. Die zügige, flexible und unkomplizierte Verfügbarkeit der liquiden Mittel ist dabei ein großer Vorteil gegenüber klassischen Finanzierungslösungen.

Gerät ein Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, kommen auch die bestehenden Finanzierungspartner oft unter Zugzwang und stehen einer Ausweitung der Finanzierung kritisch gegenüber. Die Situation spitzt sich zu, wenn die Bank ein sogenanntes IDW-S6-Gutachten vom Management einfordert. Dann dürfte allen Beteiligten klar sein, dass die Lage als kritisch eingestuft wird und besondere Anforderungen gestellt werden. Im Kern geht es dabei um die Fragen: Kann das Unternehmen die Krisensituation überwinden? Welche Maßnahmen sind zur Krisenbewältigung notwendig? Und wie bildet sich der Sanierungsweg in der finanzwirtschaftlichen Planung ab?

Schon in diesem ersten Schritt kann ein Factoringpartner einen maßgeblichen Beitrag leisten. Denn er ist in der Lage, eine Liquiditätsprognose sowie eine Analyse der Machbarkeit zu erstellen, was das Sanierungsgutachten belastbarer machen kann. Daher ist es wichtig, dass das Management im Fall einer Restrukturierung möglichst frühzeitig Factoringlösungen in Betracht zieht.

Zum Vorteil der vorübergehend hinzugewonnenen Liquidität kommt ein nicht unwesentlicher psychologischer Effekt: Mit einem Factoringpartner an der Seite kann auf Augenhöhe mit den Vertretern weiterer Finanzierungspartner verhandelt werden. Denn es ist davon auszugehen, dass dieser Partner die Sanierungswürdigkeit und Sanierungsfähigkeit des Unternehmens überprüft hat und er zudem den Prozess begleiten wird.

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