Wieso Deutschland bei Private-Equity-Gehältern hinterherhinkt

Der M&A-Markt hat ein turbulentes Jahr hinter sich, von dem die Deal-Experten hoffen, dass es dieses Jahr deutlich besser laufen wird. Das raue Marktumfeld haben auch die Professionals in der europäischen Private-Equity-Branche zu spüren bekommen – auch mit Blick auf ihre Gehaltsentwicklung, wie die neue „Private Capital Compensation Survey“ der Personalberatung Heidrick & Struggles zeigt. Auf den ersten Blick mag zwar nicht auffallen, dass der Marktdruck auf die Gehaltsentwicklung durchschlägt, aber der Teufel steckt im Detail. Info Seit 2013 veröffentlicht die Private-Equity-Praxis von Heidrick & Struggles eine europaweite Studie über die Einkommen von Führungskräften der Private-Capital-Branche. In dem aktuellen Report „2024 Europe Private Capital Compensation Survey“ fließen Angaben von 364 Professionals des Sektors ein, 16 Prozent davon aus Deutschland. Private-Equity-Gehälter wachsen langsamer Blickt man auf die Gehaltsentwicklung in Europa im vergangenen Jahr, hat die deutliche Mehrheit der befragten Professionals einen Anstieg der Gehälter verzeichnet. Konkret haben 63 Prozent der Befragten angegeben, dass sich ihr Gehalt 2024 verbessert hat. Bei dem überwiegenden Rest von 35 Prozent hat keine Veränderung stattgefunden, lediglich 2 Prozent berichteten von einem fallenden Grundeinkommen. Damit freuen sich aktuell wieder weniger Investment Professionals über steigende Gehälter: Im Jahr davor waren es noch 70 Prozent, die bei der Umfrage gestiegene Grundgehälter verzeichnet hatten, bei nur 29 Prozent stagnierten die Saläre und bei nur 1 Prozent sank das Gehalt. Ein ähnliches Bild lässt sich beim Bonus zeichnen, der zweiten erhobenen Einkommenskomponente. Hier erzielten laut der Survey 54 Prozent der Umfrageteilnehmer eine Erhöhung (Vorjahr 59 Prozent). Dem gegenüber stehen wie auch im Jahr zuvor 11 Prozent, die Bonuseinbußen hinnehmen mussten. Bei 35 Prozent stagnierte die Bonuszahlung (Vorjahr: 30 Prozent). Dass weniger Teilnehmende in den Genuss einer Gehaltserhöhung kamen, liegt auch an der Marktentwicklung. „Es herrscht weiterhin ein Menge Unsicherheit, zudem rangiert die Anzahl der Deals deutlich niedriger als in den Vorjahren“, resümiert Andreas Jäger, Partner Financial Services von Heidrick & Struggles in Deutschland. Damit gibt es also weniger Anlässe für Gehaltserhöhungen. Mehr zum Thema Wann endet der Höhenflug bei den Private-Equity-Gehältern? Trotz eines widrigen Marktumfelds sind die Private-Equity-Gehälter in Kontinentaleuropa weiter gestiegen. Es mehren sich jedoch die Zeichen, dass der Höhenflug bald ein jähes Ende finden könnte. Mehr lesen Strikte Kostenstruktur drückt PE-Gehälteranstieg Die deutsche Private-Equity-Szene zieht ein noch pessimistischeres Resümee mit Blick auf die Gehälterentwicklung: Hier zeigen die Umfrageergebnisse, dass lediglich 53 Prozent der Private-Equity-Professionals einen Anstieg des Grundgehalts verzeichnet haben, 43 Prozent meldeten keine Veränderungen und 4 Prozent der Befragten – also doppelt so viele wie im europäischen Gesamtvergleich – mussten beim Grundgehalt sogar Einbußen hinnehmen. Gleiche Tendenz bei den Boni: 43 Prozent erzielten einen höheren Bonus, 28 Prozent verzeichneten einen niedrigeren Bonus und 30 Prozent berichteten über keine Veränderungen. Für die Einkommensentwicklung in Deutschland, die hinter dem europäischen Durchschnitt hinterherhinkt, sieht Jäger zwei wesentliche Gründe: „Dies hängt unter anderem mit einer strikteren Kostenstruktur zusammen, was dazu führt, dass Gehälter nicht so stark steigen wie in wettbewerbsintensiveren europäischen Märkten. Wo mehr Wettbewerb herrscht, sind auch größere Fondsvolumina und damit höhere Management-Fees und dynamischere Gehaltsentwicklungen möglich.“ So viel verdienen deutsche Managing Partner Heidrick & Struggles ermittelt in der Studie auch die Gehaltsentwicklung auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen in der Private-Equity-Branche. Auch hier zieht sich der europaweite Trend steigender Grundgehälter durch. Unter den Managing Partnern und Partnern kamen 48 Prozent auf einen Gehaltsanstieg, bei 51 Prozent blieb die Vergütung unverändert zum Vorjahr. Deutlich stärker entwickelten sich die Vergütungen auf den Ebenen darunter. 75 Prozent der Principals und 70 Prozent der Associates verbesserten im vergangenen Jahr ihre Entgelte. Und wie viel verdienen deutsche Private-Equity-Professionals nun konkret? In absoluten Zahlen gesprochen: Managing Partner oder Partner gaben an, für 2024 im Durchschnitt ein Gesamteinkommen, also Gehalt plus Bonus, von 595.260 Euro erhalten zu haben – das durchschnittliche jährliche Wachstum der Gehälter in den vergangenen drei Jahren liegt damit bei 4,3 Prozent. Principals kamen auf ein Gesamtgehalt von 277.820 Euro im Schnitt und damit auf ein Drei-Jahres-Durchschnittsplus von 5,9 Prozent. Mit Abstand die größten Entwicklungschancen hat die unterste Leistungsebene der Associates. Sie kamen auf durchschnittlich 169.860 Euro. Die durchschnittlichen jährlichen Steigerungen der Vergütung über die vergangenen drei Jahre belaufen hier auf satte 14,6 Prozent. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Für den Heidrick-Partner Jäger ist das hohe Wachstumspotential eine Reaktion auf den Fachkräftemangel: „Vor dem Hintergrund der Knappheit bei den Nachwuchskräften stiegen deren Gesamtvergütungen zuletzt stärker als die der Partner. Allerdings schwächt sich dieser Trend derzeit ab.“ Doch auch bei der absoluten Höhe der gezahlten Gehälter kann Deutschland im europäischen Vergleich nicht mithalten. So erzielten die befragten Managing Partner und Partner 2024 europaweit durchschnittlich ein Einkommen von rund 654.000 Euro (+10 Prozent zum deutschen Durchschnitt), die Teilnehmer auf Principal-Ebene 350.000 Euro (+26 Prozent) und die Associates 177.000 Euro (+4 Prozent). „In Deutschland ist die PE-Branche stärker auf Transaktionen mit kleineren Transaktionsvolumina orientiert. Das Gehaltsniveau spiegelt dies wider. Hinzu kommt ein strengeres regulatorisches Umfeld, das teilweise die Transaktionsgeschwindigkeit und die Marktdynamik hemmen kann.“ Andreas Jäger, Partner bei Heidrick & Struggles Frauen auf Einsteiger-Level verdienen mehr als Männer Ein Problem bleibt europaweit weiterhin der Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau in vergleichbaren Führungspositionen – mit einer interessanten Ausnahme: Auf Associate-Level überholten Frauen 2024 mit 189.000 Euro Jahresgesamtvergütung ihre männlichen Kollegen, die auf 172.000 Euro kamen – ein Gehaltsunterschied von fast 10 Prozent. Diese Entwicklung zieht allerdings nicht durch alle Hierarchie-Ebenen hindurch, denn auf Partner-Level existiert die bekannte Vergütungslücke wieder. Hier stehen dem Gesamtjahresgehalt männlicher Managing Partner und Partner von 657.000 Euro die 507.000 Euro gegenüber, die weibliche Teilnehmerinnen der Erhebung an Einkommen erzielten. Neuer Spitzenreiter beim Carry Doch nicht nur Berufserfahrung und Geschlecht beeinflussen das Gehalt, ein wesentlicher Faktor ist auch die Investment-Strategie des Fonds. Spitzengehälter zahlen demnach Distressed-Häuser, die auf Partnerebene mit 600.000 Euro Grundgehalt und 326.000 Euro Bonus im Schnitt mehr als doppelt so viel zahlen wie etwa Private-Equity-Gesellschaften aus dem Buyout- oder Growth-Segment. Beim Carry hat sich außerdem eine interessante Entwicklung aufgetan: Mit 17 Millionen Euro über alle Fonds hinweg haben Managing Partner und Partner, die bei sogenannten Fund-of-Funds tätig sind, den höchsten durchschnittlichen Carry kassiert. Damit übertrafen sie die Carry-Spitzenreiter der Buy-out-Gesellschaften aus dem Vorjahr. Auch für Einsteiger lohnt sich ein Blick auf den Bereich Fund-of-Funds, verzeichneten Associates 2024 mit 228.000 Euro hier doch deutlich das höchste Gesamtgehalt (174.000 Euro Grundverdienst, 54.000 Euro Bonus).

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