Experten rechnen 2025 mit Deal-Feuerwerk

Neues Jahr, neues Glück – nachdem der deutsche M&A-Markt im vergangenen Jahr vor allem von schlechten Konjunkturprognosen, gestiegenen Zinsen und immer noch hohen Energiekosten ausgebremst wurde, könnte das noch junge Jahr 2025 die Wende bringen. Zumindest sind sich Experten einig darüber, dass der Markt für Fusionen und Übernahmen von der schon Ende vergangenes Jahr spürbaren Erholung auch weiterhin profitieren wird. Das gilt sowohl für den Bereich Private Equity als auch für Corporate-M&A. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung KPMG rechnen 85 Prozent der befragten Unternehmen mit deutlich mehr Dynamik im M&A-Markt, unter Private-Equity-Gesellschaften sind es sogar 91 Prozent. Comeback der mittelgroßen Milliarden-Deals Vor allem Deals mit Transaktionsvolumina zwischen 500 Millionen Euro und 1 Milliarde Euro dürften verstärkt vorkommen, so die KPMG-Prognose. Und fast 20 Prozent der befragten Firmen und Finanzinvestoren stellen sich sogar auf großkalibrige Deals mit Volumina zwischen 1 Milliarde und 10 Milliarden Euro ein. An solchen einstelligen Milliarden-Deals habe es im vergangenen Jahr gemangelt, resümiert im FINANCE-Gespräch auch Lukas Poensgen, seit einem Jahr DACH-M&A-Chef bei der Bank of America. „Die deutschen Firmen waren als Käufer in dieser Größenordnung recht inaktiv“, so Poensgens Beobachtung. Ein möglicher Grund: Investoren und Firmen wollen derzeit vor allem das Wachstum und den Wert ihrer Organisationen strategisch langfristig sichern oder M&A nutzen, um in neue Marktsegmente und Kundengruppen vorzudringen, was sie eher mit arrondierenden Zukäufen erreichen als mit transformatorischen Deals. Dennoch habe es hierzulande im vergangenen Jahr eine stattliche Anzahl an wirklich großen Transaktionen, so Poensgen. So traten beispielsweise die Konzerne Covestro, Schenker und Siemens jeweils mit Deals auf, die deutlich oder zumindest knapp über der Grenze von 10 Milliarden Euro lagen. Transformationsdruck drängt Firmen zu Deal-Strategien Oft ist die Motivation zu regem M&A bei Unternehmen nicht nur intrinsisch, sondern geht auch auf den externen Transformationsdruck sowie Nachfolgethemen zurück. Geschäftsmodelle müssten angesichts technologischer und ökologischer Umwälzungen schnell angepasst werden, erklärt Michael Buhl, Bereichsvorstand Deal Advisory bei KPMG in Deutschland. Das dürfte 2025 die Entscheidung zu mutigen Akquisitionsstrategien von Unternehmen befeuern und alternative Transaktionsstrukturen wie Joint Ventures oder Allianzen fördern, da diese Ressourcen und Risiken aufteilen, glaubt Buhl. Ein weiterer Grund für mehr Transaktionsaktivität im neuen Jahr dürfte der Ablauf der Investitionsperiode bei einer Vielzahl an Continuation- beziehungsweise Rollover-Fonds sein, nachdem dieses Investmentvehikel zu Corona-Zeiten bei Private Equity besonders populär wurde, schätzt zudem Sidley-Partnerin Nicole Janssen. Sie geht sogar von einer „Exit-Welle“ aus. Finanzierung ist kein Hemmschuh für Deals mehr Die wirtschaftliche Gesamtlage bleibt zwar unsicher und angespannt, weshalb auch 2025 wieder Disstressed-M&A seinen Teil zum Deal-Geschehen beitragen werde, so Janssen. Aber zumindest in Sachen Akquisitionsfinanzierung dürfte sich die Lage wieder aufhellen. So sind etwa durch die jüngsten Zinssenkungen der Federal Reserve Bank (FED) und der Europäischen Zentralbank (EZB) die Rentabilitätsaussichten, insbesondere für großvolumige, fremdfinanzierte Transaktionen, wieder besser. Das untermauern auch die Ergebnisse der KPMG-Umfrage: Nur noch rund ein Drittel der befragten Deal-Entscheider führt schwierige Finanzierungsbedingungen als Hindernis an. Größere Hürde bleibt eher die Unternehmensbewertung. Sie spielt im Rahmen der konkreten Verhandlung eine übergeordnete Rolle, nämlich dann, wenn zu hohe Verkäufererwartungen die Einigung mit den Vertragspartnern erschweren. Gerade in volatilen wirtschaftlichen Situationen bleibt der Drang, bereits vereinbarte Vertragsbedingungen nochmal zur Disposition zu stellen, hoch. Über 40 Prozent der Firmen und auch der Finanzinvestoren spüren diesen Druck, so die KPMG-Ergebnisse. Keine Sorgen vor dem „Trump-Effekt“ Ein wesentlicher Faktor, der das Jahr 2025 sicher über das M&A-Treiben hinaus aufwirbeln wird, ist der Amtswechsel in den USA. Anders als beim ersten Mal ist der „Trump-Effekt“ nun keine unvorhersehbare Blackbox mehr, so fast durchweg die Meinung der M&A-Experten. Clifford-Chance-Partner Christoph Holstein etwa rechnet nach dem Amtsantritt Trumps und angesichts dessen America-First-Politik, die mit Steuererleichterungen und erhöhten Einfuhrzöllen in den Startlöchern steht, mit einer Zunahme von Investitionen deutscher Unternehmen in den USA. Auch Markus Käpplinger, Partner bei der Kanzlei Goodwin, glaubt an den positiven Trump-Effekt: „Wollen Unternehmen Strafzölle vermeiden und sich weiter einen Zugang zum US-Markt sichern, müssten sie frühzeitig die Initiative ergreifen und nach strategisch sinnvollen Zielunternehmen Ausschau halten.“ Vor allem kartellrechtlich dürften Akquisitionen und Zukäufe leichter werden als unter Joe Biden, wenn Trump seine geplante Deregulierungspolitik umsetzt, schätzen Experten. Doch auch Inbound-Deals, also jene, bei denen deutsche Unternehmen zum Target ausländischer Käufer werden, könnten als indirekter Effekt der neuen US-Regierung zunehmen. Denn mit einem Euro der sich nahe an der Parität mit dem US-Dollar bewegt, sind deutsche Unternehmen für US-Investoren und -Strategen günstig geworden. Software und Pharma bleiben hoch im Kurs Mit wenig Überraschung ist bei den beliebten Branchen für M&A zu rechnen. Zu den Dauerbrennern werden wohl auch 2025 wieder der Software- und Gesundheitssektor, darunter auch Biotech und Medtech, zählen. Auch hier rücken die USA zunehmend in den Fokus: So schätzt Sidley-Partnerin Janssen etwa, dass zumindest Software-Investoren im amerikanischen Markt in der Regel höhere Multiples für ihr Unternehmen erzielen als im deutschen Markt. Es bleibe also abzuwarten, so Janssen, ob sich Exit-Transaktionen eher in die USA orientieren werden. Für Investoren dürften laut Clifford-Chance-Partner Jörg Rhiel zudem die Branchen Technologie, Business Services und Chemie interessant werden.

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