Fresenius hat weitere Schritte angekündigt, um sukzessive aus seiner Beteiligungsgesellschaft Vamed auszusteigen. Bislang ist der Gesundheitskonzern mit 77 Prozent an Vamed beteiligt. Die restlichen Anteile halten die österreichische B&C Industrieholding (10 Prozent) und der österreichische Staat über seine Beteiligungsgesellschaft Öbag (13 Prozent).
Nachdem Fresenius erst vor wenigen Tagen angekündigt hatte, die Mehrheit am Vamed-Rehabilitationsgeschäft an den Private-Equity-Investor PAI Partners zu verkaufen, gibt es jetzt Lösungen für die verbleibenden Geschäftsteile, mit denen das Engagement beim Sorgenkind Vamed heruntergefahren wird.
Österreich-Geschäft geht an Konsortium aus Porr und Strabag
Für die Vamed-Aktivitäten im Heimatmarkt Österreich hat Fresenius ein österreichisches Käuferkonsortium gefunden: Die Bauunternehmen Porr und Strabag übernehmen das Geschäft für einen Kaufpreis von 90 Millionen Euro. Enthalten im Paket sind jene Einheiten, die für die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) verantwortlich sind, das österreichische Projektgeschäft des Segments Health Tech Engineering sowie die Anteile an mehreren Thermen in Österreich. Die Behörden müssen dem Deal noch zustimmen.
Vamed-Dienstleistungssparte wird bei Fresenius angedockt
Der Vamed-Geschäftsbereich High-End-Services (HES), der für Fresenius Helios und andere Krankenhäuser Dienstleistungen erbringt, wird dagegen auf Fresenius übertragen. Bereits heute entfällt rund die Hälfte des HES-Umsatzes auf Helios-Kliniken.
HES ist laut Fresenius „ein stabiles Geschäft mit guten Wachstumsaussichten“, dessen Profitabilität im mittleren einstelligen Prozentbereich liegt. Die Sparte steht für etwa 30 Prozent der Vamed-Umsätze.
Internationales Projektgeschäft wird eingestellt
Das internationale Projektgeschäft, das in der Vamend-Sparte Health Tech Engineering gebündelt ist und ungefähr 15 Prozent des Vamed-Gesamtumsatzes ausmacht, soll laut Fresenius bis 2026 sukzessive heruntergefahren werden. Laufende Projektverträge werden noch erfüllt.
Für den Ausstieg aus dem Projektgeschäft veranschlagt Fresenius Sondereinflüsse im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Diese werden sich über mehrere Jahre strecken und überwiegend zahlungswirksam sein.
Fresenius schließt strategischen Portfolioumbau ab
Die angekündigten Vamed-Desinvestitionen führen zu nicht zahlungswirksamen Sondereinflüssen in Höhe von rund 0,6 Milliarden Euro und markieren für Fresenius das Ende des Konzernumbaus. „Fresenius ist durch die konsequente Umsetzung von #FutureFresenius bereits heute ein einfacheres, stärkeres und innovativeres Unternehmen“, sagt Vorstandschef Michael Sen.
Der Gesundheitskonzern wird künftig noch aus den beiden Bereichen Fresenius Kabi und Fresenius Helios sowie der 32-Prozent-Beteiligung Fresenius Medical Care bestehen. Fresenius verspricht sich mit dem Exit aus Vamed eine um 50 Basispunkte verbesserte Profitabilität. Hinzu kommen eine Reduktion der Nettoverschuldung und eine verbesserte Kapitalrendite (ROIC).
Gerade erst hat das Unternehmen nach einem starken ersten Quartal den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Das organische Umsatzwachstum des Konzerns soll 2024 bei 4 bis 7 Prozent liegen, das EBIT-Wachstum währungsbereinigt bei 6 bis 10 Prozent.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
