ProSiebenSat.1 Media hat einen Teil seines Online-Angebots abgegeben: Der Medienkonzern aus Unterföhring verkaufte das Vergleichsportal Verivox für 232 Millionen Euro an die Moltiply Group aus Italien. Parallel dazu plant er, die Minderheitsanteile an zwei Tochtergesellschaften zu erwerben: der Parshipmeet Group und der NCG Nucom Group. Deren Beauty- und Lifestyle-Geschäft Flaconi ist nicht Teil der Transaktion.
Der Verkaufserlös geht vor allem in den Schuldenabbau, teilte ProSiebenSat.1 am Freitagnachmittag mit. Zusammen mit den Einnahmen aus der Veräußerung von zwei Beteiligungen durch seinen Venture-Capital-Arm Seven Ventures plant das Unternehmen, die Schulden um mehr als 250 Millionen Euro zu reduzieren. Der Verschuldungsgrad sinke dadurch leicht.
Verivox-Verkauf ist bereits vollzogen
Der Verkauf von Verivox sollte noch am Freitag in Kraft treten, so der Medienkonzern. Damit ist eine Bedingung für das Closing der Transaktion mit General Atlantic (GA) erfüllt. Es steht jedoch die Bestätigung der zugrundeliegenden Bewertungen durch einen Sachverständigen aus.
Die niederländische Beteiligungsgesellschaft General Atlantic hielt bislang mittelbar Minderheitsanteile an den beiden Pro-Sieben-Töchtern. Bei der NCG Nucom Group mit Sitz in Unterföhring beläuft er sich auf 28,4 Prozent. Infolge der Transaktion hält General Atlantic seinen Anteil von 28,4 Prozent an Flaconi nun direkt. Bei der Hamburger Parshipmeet Group lag der GA-Anteil bislang bei 45 Prozent; zu der Gruppe gehören unter anderem die Online-Dating-Plattformen Eharmony, Parship, Elitepartner und Lovoo.
Im Geschäftsbericht 2024 meldete ProSiebenSat.1 für den Bereich Commerce & Ventures einen Außenumsatz von gut 1 Milliarde Euro, ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon entfielen rund 185 Millionen Euro auf Verivox, meldete die Käuferin Moltiply Group. Wichtigster Umsatztreiber sei das Beauty- und Lifestyle-Geschäft mit Flaconi gewesen, so ProSiebenSat.1. Dieses habe trotz anhaltender Konsumzurückhaltung erneut zugelegt. Zudem habe Verivox sein Umsatzwachstum in einem stabilen Marktumfeld fortgesetzt. Für die Umsätze des Erlebnis- und Freizeitgeschäfts von Jochen Schweizer Mydays meldete ProSiebenSat.1 ebenfalls ein zweistelliges Wachstum.
Parshipmeet schwächelte beim Umsatz
Der Außenumsatz des Segments Dating & Video, zu dem die Parshipmeet Group gehört, betrug 2024 rund 375 Millionen Euro, ein Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei sanken die Umsätze des Dating-Bereichs mit 16 Prozent etwas stärker als der Gesamtbereich.
ProSiebenSat.1 kommunizierte im Geschäftsbericht 2024 ein angepasstes Ebitda, das im Segment Commerce & Ventures um gut 80 Prozent auf 106 Millionen Euro stieg. Vor allem Verivox und Flaconi hätten die Profitabilität erhöht. Im Bereich Dating & Video lag das Ebitda bei 59 Millionen Euro, also um 19 Prozent unter dem Vorjahr. Die anderen Geschäftsbereiche verzeichneten 2024 ebenfalls geringere Gewinne als in den zwölf vorangegangenen Monaten.
Moltiply kommt auf den deutschen Markt
Die italienische Moltiply-Gruppe tritt mit dem Kauf von Verivox in den deutschen Markt ein. Sie ist in Mailand an der Börse notiert und unterhält zwei Geschäftsbereiche: ein Broking-Segment unter der Marke Mavriq, in den das Unternehmen Verivox einzugliedern plant, und ein IT-Dienstleistungssegment unter der Marke Moltiply BPO&Tech. Der Umsatz der Gruppe lag 2024 bei 454 Millionen Euro, das Ebitda betrug knapp 123 Millionen Euro.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
