Warum Varta ein Debt-Equity-Swap bevorstehen könnte

Vor etwas mehr als zwei Wochen gab der Batteriehersteller Varta bekannt, dass er sich im Starug-Verfahren sanieren will. Nachdem ein entsprechender Antrag am Amtsgericht Stuttgart gestellt und Dietmar Haffa von der Kanzlei Schultz & Braun von diesem zum Restrukturierungsbeauftragten bestellt wurde, wird mittlerweile immer deutlicher, wie Varta gerettet werden soll. Varta liegen eigenen Aussagen zufolge zwei Vorschläge zur Restrukturierung vor. Ein Vorschlag sähe eine Bereitstellung von Liquidität als Fremdkapital vor, der andere eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital. Das Unternehmen nannte in seiner Pressemitteilung zwar keine weiteren Details, doch FINANCE kennt die Pläne. Die Details der diskutierten Sanierungspläne für Varta Der erste Vorschlag stammt FINANCE-Informationen zufolge von Michael Tojner und Porsche. Dieser soll vorsehen, dass Porsche Anteile am Batteriehersteller übernimmt, gemeinsam mit Tojner 40 Millionen Euro Eigenkapital einbringt und Varta selbst weitere 40 Millionen Euro neue Schulden aufnimmt. Der zweite Vorschlag stammt von den Debt-Fonds Blantyre Capital, RBC Bluebay Asset Management, Deutsche Bank Desk und Hayfin Capital, die rund 40 Prozent des 250 Millionen Euro schweren Konsortialkredits, also rund 100 Millionen Euro, im Frühjahr aufgekauft haben sollen. Wie FINANCE erfahren hat, sieht der Vorschlag der sogenannten Adhoc-Gruppe vor, dass diese über einen Debt-Equity-Swap 80 Millionen Euro einbringen. Beide Vorschläge sollen zudem beinhalten, dass Porsche Varta für rund 20 Millionen Euro Rechte am geistigen Eigentum abkauft, sodass Varta insgesamt 100 Millionen Euro an frischem Kapital zur Verfügung stünde. Zurzeit sollen Verhandlungen über den Sanierungsplan zwischen Tojner, Porsche und den Fonds laufen. Porsche, Hayfin, Blantyre Capital, und Deutsche Bank wollten gegenüber FINANCE keinen Kommentar abgeben. RBC Bluebay Asset Management und Varta ließen eine FINANCE-Anfrage unbeantwortet. Ein Sprecher von Michael Tojner teilte FINANCE mit, dass dieser weiterhin auf die Innovationskraft von Varta vertraue und deshalb als Investor Teil einer Neuaufstellung des Unternehmens sein möchte. „In welcher Weise dieses Investment innerhalb seiner Unternehmensgruppe erfolgt, wird rechtzeitig bekanntgegeben werden“, heißt es daher lediglich in einem Statement. Porsche will sich an Vartas Rettung beteiligen Der Autobauer Porsche hatte schon vor zwei Wochen mitgeteilt, dass er mit Varta in Verhandlungen über eine Mehrheitsbeteiligung am V4Drive-Geschäft steht. Die Stuttgarter setzen die Hochleistungszellen im Porsche 911 GTS ein. Darüber hinaus stünde das Unternehmen in Gesprächen über eine Beteiligung an der finanziellen Neuaufstellung Vartas. Entscheidend für den Erfolg einer der beiden Vorschläge ist die Bereitschaft der Gläubiger, einen massiven Schuldenschnitt hinzunehmen. Dieser muss FINANCE-Informationen zufolge mindestens 50 Prozent, vermutlich aber deutlich mehr betragen, damit eine Sanierung erfolgreich sein kann. Laut des Berichts zum 3. Quartal 2023 drücken Varta Schulden in Höhe von 970 Millionen Euro, darunter vier Schuldscheindarlehen in einer Gesamthöhe von 250 Millionen Euro, die fünf und sieben Jahren laufen. Beide Pläne sehen zudem eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null bei einem Bezugsrechtsausschluss der freien Aktionäre vor und eine anschließende Löschung der Börsennotierung. Die freien Aktionäre, die rund 49,9 Prozent der Anteile halten, laufen gegen den Vorschlag Sturm. Die Varta-Kleinaktionäre formieren sich Eine gemeinsame Online-Informationsveranstaltung am 30. Juli der Deutschen Schutzvereinigung für Wertbesitz (DSW), der Beratungsgesellschaft One Square Advisory und den Kanzleien Niedig + Barth und K&L Gates war heillos überfüllt, viele Interessierte konnten sich nicht einwählen, da nur eine begrenzte Zahl an Plätzen zur Verfügung stand. Konkrete Aussagen, wie gegen die Sanierungspläne vorgegangen werden soll, konnten jedoch noch nicht getroffen werden. „Erst wenn wir wissen, wie der konkrete Sanierungsplan aussieht, können wir entsprechende Schritte in die Wege leiten“, sagt Rechtsanwalt Georg Bernsau von der Kanzlei K&L Gates im Gespräch mit FINANCE. Neben dem Restrukturierungsplan müssen die Gläubiger auch eine Vergleichsrechnung beim Amtsgericht einreichen, aus der hervorgeht, warum sie sich für den eingereichten Sanierungsplan entschieden haben und nicht für eine andere Lösung. Bei Varta soll SGP Schneider Geiwitz die Vergleichsrechnung erstellen. Zu Mandatsverhältnissen äußere man sich nicht, teilte die Kanzlei gegenüber FINANCE mit. Dass nur die freien Aktionäre von dem Bezugsrechtausschluss betroffen sein sollen, nicht aber Mehrheitsaktionär Michael Tojner, der über seine Montana Tech Company 50,1 Prozent der Aktien hält, verstößt nach Ansicht Bernsaus gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz. Hier böten sich für die herausgedrängten Aktionäre vielleicht Angriffspunkte, um auf dem Verhandlungsweg eine Entschädigung für das ersatzlose Ausscheiden zu erhalten, so Bernsau, der gleichzeitig festhält: „Unser Ziel ist es nicht, Varta in die Insolvenz zu treiben, sondern lediglich, die Aktionäre fair zu entschädigen.“ Kleinaktionäre wollen alle rechtlichen Mittel ausschöpfen Wenn auf dem Verhandlungsweg keine Lösung zu finden ist, wollen die freien Aktionäre gegen den Plan stimmen und gleichzeitig den Minderheitenschutz geltend machen, um eine gerichtliche Bestätigung des Plans zu verhindern. Stimmt das Amtsgericht trotzdem dem Sanierungsplan zu, soll sofort Beschwerde eingelegt werden. „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, gibt sich Bernsau kämpferisch. Aus Finanzkreisen ist zu hören, dass Varta sich zu Fragen des Starug-Verfahrens von der Kanzlei Grub Brugger und den finanziellen Implikationen von DLA Piper beraten lässt. Für Montana Tech Components sollen FWP und Clifford Chance aktiv sein sowie die Kanzleien Noerr und Freshfields für die beteiligten Debt-Fonds. Schon vor einigen Monaten hatte Varta zudem die Investmentbank Rothschild & Co als Financial Advisor engagiert, um potentielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten. Der Debt Advisor Herter & Co. berät Porsche bei den Verhandlungen zur geplanten Übernahme des V4Drive-Geschäfts. Mit der Sache vertraute Personen gehen davon aus, dass der Erörterungstermin vor dem Amtsgericht Stuttgart noch im August stattfinden wird.

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