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Restrukturierung bei Meyer Burger steht auf der Kippe

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Der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger hat seinen wichtigsten Kunden verloren. Foto: Meyer Burger
Der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger hat seinen wichtigsten Kunden verloren. Foto: Meyer Burger

Jetzt kommt es richtig dick für Meyer Burger. Dem schwer angeschlagenen Photovoltaik-Spezialisten könnte womöglich das Aus drohen – mitten in seiner bereits laufenden finanziellen Restrukturierung. Denn der Hauptkunde D.E. Shaw Renewable Investments (Desri) hat seinen Rahmenvertrag für die Lieferung von Solarmodulen mit sofortiger Wirkung gekündigt. Das teilte das Unternehmen aus Gwatt in der Schweiz am Freitag mit.

Auf die schlechte Nachricht reagierte Meyer Burger zudem, indem es die Aktien aus dem Handel nahm. Der Kurs der Anteilsscheine brach am Freitagmorgen um rund 60 Prozent ein.

Fortbestand könnte gefährdet sein

Die Hiobsbotschaft kommt für den Solarmodulhersteller zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Ob diese Kündigung des Liefervertrags gültig ist, steht für Meyer Burger zwar noch nicht fest. Die Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung, die weit fortgeschritten seien, könnten davon dennoch beeinträchtigt werden, stellte das Unternehmen klar. Die Befürchtung: „Sollte die finanzielle Restrukturierung scheitern, könnte das Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, seine Unternehmensfortführung zu gewährleisten.“

Meyer Burger steckt seit Jahren in den roten Zahlen. 2023 verbuchte das Unternehmen bei einem Umsatz von 135 Millionen Franken, umgerechnet rund 144 Millionen Euro, und schrieb unter dem Strich einen Verlust vor Steuern und Abschreibungen in Höhe von 164 Millionen Franken (rund 175 Millionen Euro).

Werk in Freiberg geschlossen

Ursprünglich wollte der Vorstand die Produktion weitgehend in die USA verlagern. Diese Pläne musste er aber mangels Finanzierungsmöglichkeiten aufgeben. Bereits im Frühjahr hatte der Konzern zudem die nach eigenen Angaben größte Solarmodulproduktion Europas im sächsischen Freiberg geschlossen. Den Standort hatte das Unternehmen aus der Insolvenz des ehemaligen Bonner Photovoltaik-Pioniers Solarworld herausgekauft.

Desri entwickelt und betreibt Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien in den USA. Das Portfolio des Investors zählt aktuell 70 Wind- und Solarparks, deren Kapazität 9 Gigawatt beträgt. Das Unternehmen ist Teil der D.E. Shaw-Gruppe, die Investments in Höhe von umgerechnet 57 Milliarden Euro verwaltet. Unter anderem ist die Gruppe mit gut 5 Prozent an der Commerzbank beteiligt.

Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.