Der insolvente Buchhändler Weltbild stellt zum Monatsende den Betrieb ein. Das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter und Restrukturierer Christian Plail von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz mit. Im Online-Shop und in den bereits über die Jahre stark zusammen gestrichenen Filialen in Deutschland läuft bereits der Abverkauf.
Der Buchhändler, Tochtergesellschaft der WB D2C Group und offiziell als Weltbild GmbH & Co. KG firmierend, befindet sich in Besitz von Private Equity: 2014, nach der ersten Insolvenz, erwarb das Düsseldorfer PE-Haus Droege Group zunächst einen Mehrheitsanteil an Weltbild, 2017 übernahm es das 1948 in Augsburg gegründete Unternehmen dann komplett.
Unter Droege-Regie hegte Weltbild umfassende Expansionspläne. Ziel war es, aufbauend auf dem Buch-Geschäft, eine europaweit aktive Online-Versandhandelsplattform mit 1 Milliarde Euro Umsatz zu schaffen. Dazu wurden über die Jahre auch reichlich M&A-Deals eingefädelt und die Zukäufe aus anderen Handelsbranchen später unter der neu geschaffenen Dachgesellschaft WB D2C Group gebündelt. Zur Gruppe gehören unter anderem auch die Marken Tausendkind, Gärtner Pötschke und Westfalia.
Gespräche zwischen Droege und Banken scheiterten
Zuletzt kämpfte die Gruppe mit der schwierigen Lage im Einzelhandel und der E-Commerce-Konkurrenz. Nach der Insolvenzanmeldung der größten operativen Gesellschaft Weltbild im Juni betonte CFO Sami Sagur noch die „finanzielle Rückendeckung“ des Gesellschafters Droege. Doch Mitte Juli wurde klar, dass kein weiteres Kapital von dem PE-Haus kommen würde.
Nachdem die „bereits fortgeschrittenen und erfolgversprechenden Verhandlungen“ zwischen dem Gesellschafter Droege Group und verschiedenen Banken „unerwartet gescheitert sind, kam damit auch ein geplantes Investment seitens der Droege Group in die verschiedenen Tochtergesellschaften der WB D2C Group nicht zustande“, meldete damals die WB D2C Group. Als Folge der gescheiterten Finanzierung mussten weitere Tochterunternehmen Insolvenz anmelden.
Investoren winken bei defizitärem Weltbild-Geschäft ab
Der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Plail sprach auch mit potenziellen neuen Investoren, doch auch die winkten ab. „Wir haben einen tragfähigen Fortführungsplan ausgearbeitet und zahlreiche wie gute Gespräche mit möglichen Investoren geführt. Wir müssen jedoch feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld sowie vor dem Hintergrund des notwendigen Investitionsvolumens und der hohen Transformationskosten nicht zu einer Betriebsübernahme, auch nicht im eingeschränkten Umfang, bereit sind“, sagt Plail nun.
Eine Betriebsfortführung ohne frisches Kapital sei aufgrund der „andauernden Verlustsituation“ nicht möglich. Die Kosten im operativen Geschäft waren demnach vor allem in der IT und im Marketing zu hoch. Es hätte eines „immensen finanziellen und zeitlichen Aufwands“ bedurft, um Weltbild profitabel aufzustellen. Die offenbar desolate Lage im operativen Geschäft könnte auch erklären, wieso Gruppen-CEO Christian Sailer und -COO Bjoern Minnier direkt mit der Insolvenzanmeldung im Juni gehen mussten.
Daraufhin übernahmen Christoph Honnefelder und Sami Sagur als kurz davor angetretener CFO das Ruder. Für Sagur war es somit ein kurzes Intermezzo bei Weltbild.
Zukunft anderer insolventer Weltbild-Gesellschaften offen
Derzeit laufen noch Gespräche über einzelne Vermögensgegenstände. Unter anderem soll es Interessenten für die Markenrechte und Warenvorräte geben. Die betroffenen 440 Mitarbeitenden sollen voraussichtlich im September die Kündigungen erhalten. Zuletzt betrieb Weltbild neben dem Online- und Versandhandel noch 14 stationäre Läden.
Ob und wie es für die weiteren insolventen Weltbild-Gesellschaften weitergehen kann, ist noch unklar. Christian Plail betreut auch sie als vorläufiger Insolvenzverwalter. Deren Ausgangslage für eine Zukunftslösung sei „sehr unterschiedlich“.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
