Nach schwerem Jahr 2023: Gehaltseinbuße für Bayer-CFO Nickl

Bayer steckt in herausfordernden Zeiten und hat mit einigen Problemen zu kämpfen: Die Pharmasparte des Dax-Konzerns steht unter Druck, eine mögliche Abspaltung von Geschäftsteilen steht seit längerem im Raum und ein immenser Schuldenberg belastet die Transformation des Unternehmens. Während das Management von Bayer in der Vergangenheit trotz der wirtschaftlichen Schieflage noch hohe Boni eingefahren hatte, sieht die Welt im abgelaufenen Geschäftsjahr anders aus. So wurde CFO Wolfgang Nickl im vergangenen Jahr mit knapp 1,3 Millionen Euro vergütet. Zum Vergleich: In den Vorjahren 2022 und 2021 erhielt der Manager für seine Arbeit in dem Chemiekonzern noch knapp 3 Millionen Euro. Bayer: Ziele für 2023 verfehlt Nickls Gehalt kann sich durchaus sehen lassen. Doch der erste Blick täuscht. Seine Vergütung für 2023 besteht zum Großteil aus seinem Fixgehalt in Höhe von 900.000 Euro sowie Nebenleistungen von 156.000 Euro. Auffällig ist dabei, dass der 55-Jährige für das abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 niedrige Bonuszahlungen erhalten hat. So belief sich sein Jahresbonus lediglich auf 77.000 Euro. Und auch der Long-Term Incentive lag 2023 mit 157.000 Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 818.000 Euro. Die Boni der Bayer-Vorstände und somit auch von Finanzchef Nickl sind stark von der Unternehmensperformance des Dax-Konzerns abhängig. Für 2023 hat das Unternehmen seine zuvor festgelegten Ziele verfehlt, wie ein Bayer-Unternehmenssprecher auf FINANCE-Nachfrage bestätigte. Wolfgang Nickl ist seit 2018 CFO des Pharmakonzerns Bayer. Foto: Bayer AG Der Short-Term Incentive (STI) bei Bayer orientiert sich vor allem am bereinigten Konzernergebnis je Aktie, dem Free Cashflow sowie am Erfolg der Divisionen. Im vergangenen Jahr hat Nickl die Ziele auf Konzernebene nicht erreicht. Mit dem Gewinn pro Aktie von 6,39 Euro wurde der Zielwert von 7,30 Euro verfehlt. Und auch die Zielerreichung in Bezug auf den Free Cashflow lag 2023 für den Vorstand bei Null. Die Kennzahl belief sich auf 3,4 Milliarden Euro, der Zielkorridor war zuvor zwischen 5 und 5,5 Milliarden Euro festgelegt worden. Nickl erhielt lediglich für Teilerfolge in den Divisionen einen kleinen Bonus. Alles zum Thema Gehalt Ob in der Finanzabteilung, im Firmenkundengeschäft oder bei Corporate-Finance-Beratern: Wer wie viel verdient und wie man sein Gehalt steigern kann, ist fast immer eines der Top-Themen. Wie sich die Gehälter von CFOs, Treasurern & Co. entwickeln, welche Trends den Recruitingmarkt dominieren und wie man den nächsten Karrieresprung schafft, erfahren Sie auf unserer Themenseite. Mehr lesen Bayer machte 2023 drei Milliarden Euro Verlust Dass die Ziele verfehlt wurden, ist wenig verwunderlich, so schrieb Bayer für das Geschäftsjahr 2023 einen Verlust in Höhe von fast 3 Milliarden Euro. Im Vorjahr 2022 hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Konzernumsatz sank 2023 auf 47,6 Milliarden Euro und das Ebitda, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, schrumpfte um 13,4 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Während sich der STI auf die Jahresentwicklung bezieht, betrachtet der Long-Term Incentive die Geschäftsentwicklung über vier Jahre hinweg. Die Zielerreichung bei dem Langzeitbonus ist vor allem an die Aktienkursperformance sowie an den Kurs im Vergleich zum Euro Stoxx 50, also den 50 größten Unternehmen Europas, gekoppelt. Auch hier konnte Nickl keine Ziele erreichen, denn die Bayer-Aktie rauschte 2023 stark ab. Lag der Aktienwert zum Beginn der LTI-Laufzeit bei 69,95 Euro, betrug der Endkurs zum Zeitraumsende nur noch bei 38,27 Euro. Nach Kritik: Bayer ändert Vergütungssystem In der Vergangenheit war Bayer wegen seines Vergütungssystems in die Kritik geraten. Investoren und Aktionäre forderten von dem Unternehmen eine langfristigere Orientierung durch Aktienoptionen sowie die Berücksichtigung von milliardenschweren Abschreibungen im Zusammenhang mit den Glyphosat-Klagen. Der Vergütungsbericht war 2022 lediglich von 52 Prozent der Aktionäre gebilligt worden – ab einem Wert von unter 85 Prozent sollten Unternehmen ihre Vergütungssysteme überdenken, heißt es im Markt. Mehr zum Thema Aktionäre rügen Managervergütung bei Bayer Wichtige Aktionäre wollen auf der heutigen Hauptversammlung von Bayer gegen den Vergütungsbericht des Konzerns stimmen. Was steckt dahinter? Mehr lesen Und das hat Bayer nun auch getan: In der Hauptversammlung am vergangenen Freitag hat der Pharmariese den Investoren und Aktionären ein neues System zur Abstimmung vorgelegt. Dieses sieht es unter anderem vor, ab dem laufenden Geschäftsjahr 2024 Rechtsstreitigkeiten in die Vergütung des Vorstands einfließen zu lassen sowie den LTI langfristiger zu gestalten. Der neue Vorschlag wurde mit 93 Prozent Zustimmung angenommen. Für Nickl und seine Vorstandkollegen dürfte es also in Zukunft nicht leichter werden, hohe Boni zu erhalten. Besonders laufende Rechtsstreitigkeiten und die Aktienkursentwicklung werden das Bayer-Management noch etwas länger begleiten.

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