Banken verlieren Vertrauen zu Knaus Tabbert

Bei dem Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert überschlagen sich die Ereignisse: Razzia, Produktionsstopp und innerhalb von zwei Wochen zwei CFO-Wechsel. Doch damit ist nicht genug. Wie FINANCE aus Insiderkreisen erfahren hat, soll Knaus Tabbert bei den ersten Banken in den Sanierungsbereich gerutscht sein. Insgesamt steht Knaus Tabbert laut den aktuellen Neunmonatszahlen bei den Kreditinstituten mit rund 315 Millionen Euro in der Kreide. Die Schulden insgesamt beziffern sich auf über 500 Millionen Euro. Zudem sollen die Banken ein Sanierungsgutachten (IDW S6) beauftragen wollen. Knaus Tabbert antwortete auf FINANCE-Nachfrage, ob das Unternehmen mittlerweile von Workout-Bankern begleitet wird und ein IDW S6 erstellen lassen muss, ausweichend: „Bezugnehmend auf die Pressemitteilung vom 5.12. haben wir FTI‐Andersch mit einem Independent Business Review (IBR) beauftragt.“ Ein IDW-S-6-Gutachten ist im Gegensatz zu einem IBR ein vollwertiges Sanierungsgutachten. Ein IBR ist dagegen eine unabhängige Meinung zum Zustand eines Unternehmens. Keine Ruhe bei Knaus Tabbert Bei dem Unternehmen aus Bayern geht es zurzeit heiß her. Mitte November wurde bekannt, dass die Lager von Knaus Tabbert zu prall gefüllt sind und gleichzeitig zu wenige Wohnmobile verkauft werden. In der Konsequenz legte Knaus Tabbert die Produktion bis Jahresende still. Daneben hatte der Wohnmobilbauer zuletzt viele Managementwechsel zu verkraften. Ende Oktober verließ CEO Wolfgang Speck das Unternehmen. Speck hatte gleichzeitig interimistisch die CFO-Rolle inne, nachdem die Finanzvorständin Carolin Schürmann ihrerseits nach nur eineinhalb Jahren gegangen war. Wim de Pundert war zwei Wochen CFO Kurz darauf wurde bekannt, dass Wim de Pundert mit sofortiger Wirkung die Konzernführung und die Verantwortung über die Finanzen übernehmen soll. De Pundert ist Chef des niederländischen Private-Equity-Investors HTP Investments, der mit 41 Prozent an Knaus Tabbert beteiligt ist. Er war davor Mitglied des Aufsichtsrates von Knaus Tabbert. Parallel ernannte der Wohnmobilhersteller Radim Ševčík zum neuen Financial Director. Auch er kommt von HTP Investments. Drei Tage später flatterte die nächste Hiobsbotschaft herein: Aufgrund eines mutmaßlichen Korruptionsverdachts gab es eine Razzia bei Knaus Tabbert. In diesem Zusammenhang wurden die Vorstände Werner Vaterl (COO) und Gerd Adamietzki (Chief Sales Officer) mit sofortiger Wirkung entlassen. Knaus Tabbert sieht sich als Geschädigter und betont, dass „dem Unternehmen selbst derzeit kein Fehlverhalten vorgeworfen wird“. Das Ausmaß dieses Schadens werde derzeit noch geprüft. Eine interne Untersuchung sei eingeleitet. Der Hersteller habe die Zusammenarbeit mit allen Lieferanten, mit denen die beiden inzwischen entlassenen Vorstände mutmaßlich zusammengearbeitet haben, beendet. Insider bezweifeln CFO-Auswahl bei Knaus Tabbert Rund zwei Wochen später kam dann die Rolle rückwärts: Der Wohnmobilhersteller ernannte den Ex-Investmentbanker Radim Ševčík zum neuen Finanzvorstand, nachdem er erst wenige Tage vorher zum Financial Director bei Knaus Tabbert berufen wurde. De Pundert bleibt weiterhin CEO. Wie ein Insider, der anonym bleiben möchte, gegenüber FINANCE berichtet, hätten die Vorstandswechsel einige Fragezeichen bei den Banken hervorgerufen: „Den Kreditgebern ist die Rolle des holländischen Investors bei Knaus Tabbert nicht richtig klar. Zudem hat Ševčík keine CFO-Erfahrung. Dabei braucht Knaus Tabbert gerade jetzt Spezialisten mit viel Erfahrung.“ Das neue holländische Vorstandsduo soll sich bei den Banken sehr selbstbewusst geben und betonen, die Situation unter Kontrolle zu haben, will der Unternehmenskenner wissen. Die Finanziers sollen dennoch Bedenken haben und schon vor Tagen die Suche nach einem CRO eingeleitet haben, der „die Kontrolle zurückgewinnt“. „Die Karten werden neu gemischt“, ist sich der Insider sicher.

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