Der Versicherer Allianz fädelt eine milliardenschwere Komplettübernahme des Kreditversicherers Euler Hermes ein. Der Münchener Dax-Konzern, der bereits rund 63 Prozent an Euler Hermes hält, ist bereit, über 1,8 Milliarden Euro für die ausstehenden Anteile zu bezahlen. Wie die Allianz am heutigen Montagmorgen mitteilte, hat der Konzern sämtlichen Minderheitsaktionären von Euler Hermes ein Angebot von 122 Euro je Aktie gemacht. Das ist eine ordentliche Prämie: Am Freitag hatte die Euler-Hermes-Aktie einen Schlusskurs von 101,50 Euro vorzuweisen. Derzeit befinden sich rund 35 Prozent der Euler-Hermes-Aktien im Streubesitz.
Allianz hat Vereinbarung mit Aktionären getroffen
Laut Unternehmensangaben hat die Allianz bereits mit einigen Aktionären, die zusammen 11,34 Prozent an Euler Hermes halten, eine Vereinbarung für eine Übernahme ihrer Anteile getroffen. Damit kommt der Versicherer auf einen Besitz von 74,34 Prozent der Anteile.
Den übrigen Aktionären bietet die Allianz ebenfalls 122 Euro je Aktie im Rahmen eines vereinfachten Erwerbsangebots („Simplified Cash Tender Offer“). Die Allianz geht davon aus, dass eine Angebotsunterlage in den nächsten Wochen erfolgen könne, nach der Freigabe der französischen Wertpapieraufsichtsbehörde AMF.
Der Münchner Konzern betonte, dass im Anschluss an eine Übernahme die aktuelle Strategie von Euler Hermes nicht verändert würde. Auch die Zusammensetzung des Aufsichtsrats von Euler Hermes werde nicht verändert. Vorsitzender des Gremiums ist mit Axel Theis bereits ein Vorstandsmitglied der Allianz.
Nach der Übernahme-Ankündigung legt die Euler-Hermes-Aktie zu
Allianz will Euler Hermes von der Börse nehmen
Die Allianz plant nach eigenen Angaben, Euler Hermes von der Pariser Börse zu nehmen, sobald die Anteilsschwelle von 95 Prozent überschritten ist. Sollte ein Squeeze-out nicht gelingen, will die Allianz eine Verschmelzung prüfen.
Zweite Milliarden-Investition in drei Monaten
Die Übernahme von Euler Hermes ist die dritte M&A-Investition der Allianz binnen weniger Monate. Erst im August hatte sich der Versicherungskonzern Anteile an dem britischen Konkurrenten Liverpool Victoria sowie an dem spanischen Gasversorger Versorgers Gas Natural gesichert. Beide Deals zusammen kosteten die Münchener rund 1,3 Milliarden Euro.
Zudem hatte die Allianz kürzlich angekündigt, ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 2 Milliarden Euro aufzulegen. Die Euler-Hermes-Transaktion soll darauf keinen Einfluss haben.
