Die USA nehmen die Auslandsbanken in die Pflicht: Banken, deren US-Bilanzsumme 50 Milliarden US-Dollar übersteigt, müssen künftig mehr Liquidität und Eigenkapital in den Vereinigten Staaten vorhalten und verschärfte aufsichtsrechtliche Standards erfüllen. Damit gelten für große Auslandsbanken in den USA künftig ähnliche Vorschriften wie für die einheimischen Kreditinstitute. Die Fed geht mit ihrem Beschluss neue Wege: Bisher hielt man sich stets an den Grundsatz, dass Banken nur in ihrem Heimatland reguliert werden.
Insbesondere die Deutsche Bank trifft diese Regulierung hart: Nach Schätzungen der Citigroup und Morgan Stanley fehlen der größten deutschen Bank unter den neuen Regeln rund 7 bis 8 Milliarden Dollar an Eigenkapital. Die Analysten erwarten, dass die Deutsche Bank, ebenso wie Barclays die Bilanzen ihrer US-Töchter verkürzen werden. Das bedeutet: Weniger Geschäft in den USA. Die Regulierung könnte aber auch auf den Heimatmarkt der Bank und damit das hiesige Firmenkundengeschäft zurückwirken, wenn die Bank Eigenkapital in die USA transferieren müsste. Dieses stünde ihr diesem Szenario nach dann für Unterlegung hiesiger Kredite nicht mehr zur Verfügung. Die Deutsche Bank war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Commerzbank nicht von US-Regulierung betroffen
Wie aus Marktkreisen bestätigt wird, bleibt die Commerzbank dagegen von der Regulierung verschont. Die zweitgrößte deutsche Bank macht keine Angaben über ihr Geschäftsvolumen in den USA. Sie könnte allerdings davon profitieren, dass die Fed – anders als ursprünglich geplant – den Schwellenwert für die US-Bilanzsumme von 10 Milliarden auf 50 Milliarden US-Dollar angehoben hat. Nach Schätzungen der Fed werden wegen der Entschärfung nun lediglich 15 bis 20 ausländische Institute unter die Regulierung fallen, statt wie ursprünglich gedacht 25 Banken. Die Regeln greifen außerdem erst am 1. Juli 2016 und damit ein Jahr später als im ersten Entwurf geplant. Die Grenzen für die Verschuldung (Leverage Ratio) gelten für Auslandsbanken erst ab 2018.
Mit der Entscheidung setzt die Fed eine Vorgabe des Dodd-Frank-Act von 2010 um. Während der Finanzkrise hatte die US-Notenbank Hilfskredite von Hunderten Milliarden Dollar an Auslandsbanken vergeben. Dem will sie nun vorbeugen, in dem die Auslandbanken künftig für 30 Tage Liquiditätspuffer in den USA halten müssen. Die Fed rechtfertigt ihren Schritt als Beitrag zur Stabilität des Finanzsystems.
Der Aufschrei in Europa – wo die Mehrheit der betroffenen Banken ihren Sitz hat – war dennoch groß: Der deutsche Bankenverband spricht von einer „Benachteiligung europäischer Banken“. Schließlich würden US-Banken hierzulande nicht reguliert. Auch EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier äußerte sich deutlich: „Wir werden keine diskriminierenden Maßnahmen akzeptieren können, die den Effekt haben, dass europäische Banken schlechter behandelt werden als amerikanische“, erklärte er in einer Stellungnahme. Schon als die Fed diesen Vorschlag 2012 erstmals unterbreitete, war die Aufregung groß gewesen. Ein Vergeltungsschlag der EU ist nicht ausgeschlossen, ein Regulierungswettrüsten wäre aber sicher für keinen ratsam.