BayernLB, Helaba & Co: Wie Banken mit ihren IT-Projekten kämpfen

An der Spitze der IT bei der BayernLB ging es im Dezember 2024 Schlag auf Schlag: Zuerst sollte sich eigentlich Markus Wiegelmann als COO auf die IT-Projekte der Landesbank konzentrieren, dazu gab er extra das CFO-Ressort ab. Wenige Wochen später gaben die Münchner aber bekannt, dass er die Bank Ende Juni verlässt – wer das Projekt weiterführen wird, ist derzeit nicht bekannt. Im Kern ging es um das IT-Großprojekt „Kopernikus“, das von Rückständen geplagt ist. Ursprünglich sollte das 2021 gestartete Projekt 2026 abgeschlossen sein, doch der Zeitplan wurde bereits überarbeitet. Ziel des Umbaus ist eine Banksteuerung, die auf moderne Technologien und „wenige Standardanwendungen fokussiert ist“. Der Teilbereich „Finance“ soll im Januar 2026 an den Start gehen, zwei weitere sind für die Jahre 2027 bis 2029 geplant. Die BayernLB ist nicht die einzige Bank, die derzeit mit ihrem IT-Projekt zu kämpfen hat: Auch bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hinkt der IT-Umbau dem Plan hinterher. Den Zeitplan des seit 2021 laufenden Projekt „Atlas“ musste die Bank ebenfalls überarbeiten. Banken geben hunderte Millionen Euro für IT aus An mangelndem finanziellen Engagement kann es kaum liegen. Die beiden Geldhäuser gaben in den vergangenen beiden Jahren jeweils deutlich mehr als 300 Millionen Euro für EDV aus. Sie lagen damit verglichen mit anderen Landesbanken im Mittelfeld. Bei der LBBW lagen die EDV-Kosten 2024 bei über 500 Millionen Euro, bei der Nord/LB beliefen sie sich auf 184 Millionen Euro. LBBW gibt unter den Landesbanken am meisten für IT aus Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Nicht nur bei der Helaba und der BayernLB ist die IT eine Dauerbaustelle. Bei vielen Banken verschlingt sie große Summen und kommt scheinbar nie zu einem Ende – erst recht nicht mit dem zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Das zeigt ein Blick auf die Großbanken im deutschsprachigen Raum. Die Deutsche Bank gibt seit mehreren Jahren über 3,6 Milliarden Euro jährlich für IT-Technologie aus. Sie kämpft unter anderem mit der IT-Integration der Postbank und der DSL Bank im Privatkundengeschäft. Ende September 2023 bestellte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) für das Geldhaus deswegen sogar einen Sonderbeauftragten. Bei der UBS ist vor allem auffällig, wie stark der Aufwand in den vergangenen beiden Jahren gestiegen ist: Allein von 2023 auf 2024 legte er um mehr als 27 Prozent zu und belief sich zuletzt auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Ein Teil der erhöhten Ausgaben bei der UBS erklärt sich daraus, dass sie die zusammengebrochene Wettbewerberin Crédit Suisse verdaut. Dagegen fallen die Zahlen bei Unicredit und Commerzbank vergleichsweise überschaubar aus, auch wenn die Frankfurter ihre Ausgaben zuletzt deutlich nach oben schraubten: Die Commerzbank bezifferte ihren IT-Aufwand 2024 auf 666 Millionen Euro, ein Plus von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In all diesen Zahlen sind sowohl laufende Kosten als auch Investitionen enthalten. Commerzbank steigerte die IT-Ausgaben um rund 20 Prozent Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Markus Bender von Accenture versteht die IT als die „Produktionsstraße der Bank“. Foto: Accenture Ein Grund für die hohen IT-Kosten ist, dass die Banken unablässig ihre IT optimieren müssen. Denn die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen ändern sich laufend: neue Produkte, neue Sicherheitsmaßnahmen, neue regulatorische Auflagen – all das führt zu einem hohen Aufwand bei der IT. „Das ist die Produktionsstraße der Bank“, sagt Markus Bender, Managing Director Financial Services bei dem weltweiten Dienstleistungskonzern Accenture. Deshalb ist die IT für die Geldhäuser zentral. Die Anwältin und Aufsichtsrechtsspezialistin Nasim Jenkouk spricht von einem „Dauerimplementierungsprozess“, weil das Aufsichtsrecht immer neue Anforderungen an Institute stelle. Die „Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT“ (BAIT) der (Bafin) seien schon relativ nah an der aktuellen EU-Verordnung „Digital Operational Resilience Act“ (Dora) gewesen, sagt die Partnerin bei RMS Ebner Stolz. Dennoch habe es einer europaweiten Harmonisierung der Anforderungen und Detailanpassungen bedurft. EU hat weitere Regulierungsschritte geplant „Die EU-Verordnung zu Künstlicher Intelligenz und die anstehende Regulierung zu ‚Financial Data Access‘ sind die nächsten Anforderungen, die die Institute wiederum in ihrer IT-Landschaft spiegeln müssen“, sagt Jenkouk. Und selbst wenn einzelne gesetzliche Anforderungen aus Sicht des Nutzers klein erscheinen, wie etwa bei Echtzeitüberweisungen, könnten aus deren Einführung große IT-Projekte erwachsen. Der hohe finanzielle Aufwand stellt die Geldhäuser vor die strategische Frage, auf welche Weise sie die nötigen Investitionen vornehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel brachte das bei der Vorlage der Jahreszahlen 2024 so auf den Punkt: „Bezogen auf Technologie und Daten ist es wichtig, in die richtige Initiative und zu den niedrigsten Stückkosten zu investieren.“ Weniger wichtig sei „die Höhe des Betrags, den man ausgibt“, so Orcel weiter. Bei dieser Gelegenheit kündigte er auch an, dass die italienische Großbank in den Jahren 2025 bis 2027 rund 2,5 Milliarden Euro in IT investieren will. Unicredit verkürzte Kreditvergabe auf halbe Stunde Ein Beispiel für die möglichen Einspareffekte durch die Digitalisierung lieferte er ebenfalls: Im Unicredit-Verbrauchergeschäft in Italien habe der Einsatz von Technologie die Kreditvergabe erheblich beschleunigt. Dort habe sich die Zeit, einen Verbraucherkredit freizugeben, von mehr als einem Tag auf rund 25 Minuten verringert. Nasim Jenkouk, Anwältin und Partnerin bei RSM Ebner Stolz, berät Banken aufsichtsrechtlich, unter anderem zum Einsatz von KI. Foto: RSM Ebner Stolz „In der Betrugs- und Geldwäscheprävention sind KI-gestützte Instrumente bereits gängige Praxis“, sagt die Aufsichtsrechtlerin Jenkouk. Schon das schiere Volumen mache es für Zahlungsdienstleister und auch Banken unerlässlich, die Betrugs- und Geldwäsche-Compliance mit KI zu unterstützen. Auch die Bafin als Aufsicht setzt in diesem Bereich verstärkt auf KI. Die Zahlen von Payment & Banking vom März 2025 bestätigen dies. Der Münchner Branchendienst für Fintechs wertete 49 Payment-Anbieter aus, 28 von ihnen nutzen KI bereits in diesem Bereich. Weit seltener ist dagegen der Einsatz im Dokumenten- und Datenmanagement oder gar der Bearbeitung von Kreditrisiken. Betrugs- und Geldwäscheprävention setzt auf Künstliche Intelligenz Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Dennoch sieht Markus Bender von Accenture die Chance, dass der Abschluss von Unternehmenskrediten weniger Zeit in Anspruch nehmen könne, wenn die zugehörigen Prozesse digital ablaufen. Oder gar mit Hilfe von (generativer) KI oder KI-Agenten, also spezialisierten Bots, die zumindest einzelne Teilaufgaben übernehmen: „So können bei Beraterinnen und Beratern freie Kapazitäten entstehen, und der Service im Hintergrund lässt sich besser und effizienter gestalten“, sagt Bender. Die Commerzbank versucht im Firmenkundengeschäft bereits verstärkt digitale Technologien einzusetzen. In ihrem Geschäftsbericht 2024 hebt sie ihre Kooperation mit der bankenunabhängigen Plattform für Schuldscheine VC Trade hervor. Diese ermögliche etwa eine „vollständig digitale Abwicklung“ solcher Finanzinstrumente. Die LBBW ist auf diesem Markt mit ihrer eigenen Tochter Debtvision aktiv. Damit solche Einzelelemente nicht vereinzelt bleiben, sondern sinnvoll nutzbar sind, bedarf es einer guten Datengrundlage. Bender von Accenture sieht umso mehr Chancen, „je flexibler eine Landschaft ist“. Solch eine Datenplattform umfasse allerdings weit mehr als das Kernbankensystem – es gehe um die gesamte IT-Architektur. Für Benedikt Höck, Head of Artificial Intelligence bei KPMG in Deutschland, ist bei Banken ein solides Datenfundament eine Grundvoraussetzung. Foto: KPMG Auch Benedikt Höck, Head of Artificial Intelligence bei KPMG in Deutschland, hält es für eine der zentralen Voraussetzungen, dass das Datenfundament einer Bank solide ist. Teilweise seien in diesem Bereich Altlasten noch nicht bereinigt, hat er beobachtet. Bislang seien nur bei einem Viertel der Geldhäuser unternehmensweit Cloud-Dienste oder hybride Cloud-Dienst am Werk, so die globale KPMG-Studie „Intelligent Banking“ vom Februar. Die Institute haben also ganz unterschiedliche Ausgangssituationen und müssen zugleich technologisch weitere Schritte unternehmen. Immerhin sehen der KPMG-Studie zufolge 70 Prozent der Banken vor, ihr Budget stärker für KI-Anwendungen zu nutzen. Viele setzen dabei auch auf das Auslagern von Aufgaben. Schon lange üblich ist das bei den oft kleineren Instituten im Genossenschafts- und Sparkassensektor. Deren Verbände unterhalten dafür spezialisierte Töchter. Unicredit setzt auf Google Cloud Dieser Trend greift jetzt weiter um sich: Unicredit hat mit Google Cloud eine Absichtserklärung unterzeichnet, um über die kommenden zehn Jahre die „digitale Transformation von Unicredit maßgeblich voranzutreiben“. Zu den „zentralen Säulen“ des Vorhabens gehöre „die Migration großer Teile der Anwendungslandschaft – einschließlich bestehender Altsysteme – auf die skalierbare und sichere Plattform von Google“, so die Bank in einer Mitteilung Mitte Mai. Die Mailänder Großbank will diese Migration Schritt für Schritt, Anwendung für Anwendung, in 13 Märkten vornehmen, also auch bei ihrer deutschen Tochter Hypovereinsbank. Die anstehenden Kosten sind in den angekündigten Ausgaben bis 2027 von 2,5 Milliarden Euro noch nicht enthalten. Accenture kaufte Banken ihren IT-Dienstleister ab Auch auf der Seite der Anbieter ist der Markt in Bewegung. Accenture etwa schloss Ende 2022 in Österreich den Kauf des Allgemeinen Rechenzentrums (ARZ) ab. Mit dem Deal gab eine Gruppe von Banken geführt von Volks- und Hypobanken in der Alpenrepublik ihren eigenen IT-Dienstleister an das börsennotierte Dienstleistungsunternehmen mit über 720.000 Mitarbeitern ab. Accenture plante, das ARZ zu einem grenzüberschreitenden IT-Anbieter für den Finanzsektor zu machen und dafür 50 Millionen Euro zu investieren. Die Zahl der Mitarbeiter bei Accenture Tigital in Tirol und Wien sollte von 600 auf rund 1.000 steigen. Dennoch gilt der Markt für IT-Auslagerungen im Finanzsektor als schwierig. Die Anforderungen sind hoch, die Zahl der Anbieter ist begrenzt, und eine weitere Regulierung durch die Europäische Union steht an. Finanzunternehmen in Deutschland mussten bis Ende April bei der Bafin Angaben für das Informationsregister über IT-Auslagerungen abgeben. Auf EU-weiter Basis sollen nun die europäischen Aufsichtsbehörden im Finanzsektor, darunter die EBA und die ESMA, über weitere Regulierungsschritte entscheiden. Unwahrscheinlich ist, dass die IT-Anbieter im Finanzsektor gänzlich außen vor bleiben.

Private-Equity-News: Auctus, Nord Holding, Indus

Die 5 spektakulärsten CFO-Wechsel 2025

KPMG überholt Deloitte knapp

Vom Vorstand zum Krisenmanager

BayernLB, Helaba & Co: Wie Banken mit ihren IT-Projekten kämpfen

Aktuelle Artikel

Brockhaus Technologies tütet Bikeleasing-Exit vor Weihnachten ein

Warum Investoren Deutschlands Infrastruktur im Visier haben

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Warum deutsche Banken bei der Digitalisierung hinterherhinken

Schuldscheinmarkt lässt 2024 erneut Federn – kommt 2025 die Wende?

BayernLB-Vorstand Wiegelmann ist auf dem Absprung

FINANCE Multiples-Blog

Multiples im E-Commerce: KI und faire Preise locken Investoren

Die neuen Multiples für November 2025 sind da!

Zu Hohenlohe will mit PE-Geld den Beratungsmarkt aufmischen

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

FINANCE Multiples

Research

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt