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Commerzbank kämpft gegen Einbußen im Firmenkundengeschäft

Über Jahre war die Mittelstandsbank die Goldgrube der Commerzbank, doch zuletzt brachen die operativen Ergebnisse im Firmenkundengeschäft stark ein.
Commerzbank AG

Die Commerzbank lässt erneut Federn im Firmenkundengeschäft. Wie Deutschlands zweitgrößte Bank heute mitteilte, ist das operative Ergebnis der Mittelstandsbank in der ersten Jahreshälfte von 679 Millionen Euro im Vorjahr auf 412 Millionen Euro eingebrochen. Schuld daran sei das anhaltend niedrige Zinsumfeld, das die Kreditmargen der Banken seit Jahren unter Druck setzt. In der Mittelstandsbank bündelt die Commerzbank ihr gesamtes Kreditgeschäft mit Firmenkunden.

Bereits die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr fielen bei der Commerzbank schwächer aus. Das operative Ergebnis der Mittelstandsbank schrumpfte im vergangenen Jahr um 13,3 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Damals konnte die Bank allerdings noch einen leichten Anstieg der Kreditvolumina verbuchen. Im ersten Halbjahr 2016 ist auch dieser passé, denn die Kreditvolumina war laut Bankangaben bei inländischen Mittelstandskunden nur noch „stabil“.

Für Wachstum sorgten lediglich die auch in der Mittelstandsbank verbuchten Großkunden und Multinationals. Deren Kreditvolumen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent an.

Commerzbank verteuert manche Kredite für Firmenkunden

Immerhin erzielte die Commerzbank bei den Mittelständlern höhere Margen, und zwar auf zwei Wegen: Zum einen, indem die Bank das Volumen der Einlagen gedrückt hat. So stieg die Loan-to-Deposit-Ratio von 80 Prozent im ersten Halbjahr 2015 auf 92 Prozent an. Das bedeutet, dass die Bank mit weniger Kundeneinlagen mehr Kredite vergibt.

Zum anderen dreht die Commerzbank punktuell an der Preisschraube. Ein Unternehmenssprecher betonte gegenüber FINANCE allerdings, dies geschehe nicht flächendeckend. Die Kreditbepreisung erfolge risikoadjustiert und richte sich weiterhin nach dem gesamten Engagement des Firmenkunden bei der Bank.

Im Februar dieses Jahres wurde zudem bekannt, dass die Bank die Strafzinsen auf die Guthaben ihrer größten Firmenkunden wohl auch auf Mittelstandskunden ausweiten will. Der Zinsüberschuss in der gesamten Mittelstandsbank ist allerdings trotz der Gegenmaßnahmen um 7 Prozent gesunken. Zudem gibt es Gerüchte, dass der neue Commerzbank-Vorstand Marin Zielke im Herbst bei der Vorstellung seiner neuen Strategie einen Stellenabbau bei der Mittelstandsbank verkünden wird.

Commerzbank schwächelt in fast allen Segmenten

Mit dem Firmenkundengeschäft schwächelt nicht nur das Herzstück der Commerzbank. Konzernweit erwirtschaftete die Commerzbank im ersten Halbjahr nur noch 615 Millionen Euro. Zum Vorjahreszeitpunkt war es noch etwas mehr als eine Milliarde Euro. Allein die Mittelstandsbank erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2015 mehr als die gesamte Bank im ersten Halbjahr 2016. Die Commerzbank hat daraufhin ihre Prognose für das Gesamtjahr kassiert. Die Bank rechnet mit einem Ergebnis, das unter dem Vorjahresniveau liegen wird.

In den meisten Geschäftsbereichen musste die Commerzbank im ersten Halbjahr Ergebnisrückgänge hinnehmen. Das Segment Corporates & Markets – hier bündelt die Commerzbank ihr Investmentbanking – erwirtschafte operativ nur noch etwas mehr als 200 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 473 Millionen Euro gewesen. Schuld war vor allem der Rückgang im Zins- und Kredithandel, da die Bank auch hier mit den niedrigen Zinsen ringt. Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten schlug sich ebenso im Bereich Equity Markets & Commodities nieder.

Einen operativen Ergebnisanstieg um 29 Millionen Euro auf 186 Millionen Euro verbuchte die Commerzbank im Segment Central & Eastern Europe – allerdings nur weil der Verkauf Visa-Europa-Anteile 65 Millionen Euro in die Kassen spülte. Voran kommt die Bank beim Abbau ihrer Bad Bank. Im Segment Asset & Capital Recovery – dort liegt inzwischen ein Großteil der faulen Kredite der Bank – konnte der operative Verlust um 43 Prozent auf 256 Millionen Euro vermindert werden. 

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Wie Deutschlands Banken um die wertvollen Firmenkunden konkurrieren, zeigt die FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft