Commerzbank-Übernahme entscheidet sich in den nächsten 12 Monaten

Die Commerzbank hat ein solides drittes Quartal hinter sich. Die Erträge blieben mit 2,7 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Gestiegene Kosten, eine höhere Risikovorsorge und ein niedrigerer Zinsüberschuss haben hingegen für ein niedrigeres Konzernergebnis gesorgt. Dieses lag mit 642 Millionen Euro rund 6,2 Prozent unter dem Ergebnis des dritten Vorjahresquartals. Den größten Beitrag auf der Ertragsseite steuerte erneut das Firmenkundegeschäft bei. Die Erträge in dem Geschäftsfeld sanken im Jahresvergleich um 4,4 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss stieg im dritten Quartal um rund 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 345 Millionen Euro. Hier profitierte die Commerzbank vom Syndizierungsgeschäft und den Handelsfinanzierungen. Steigender Provisionsüberschuss Der gestiegene Provisionsüberschuss konnte jedoch nicht das niedrigere Zinsergebnis im Firmenkundengeschäft ausgleichen. Dort sank der Überschuss aufgrund der jüngsten Zinssenkungen um 12,4 Prozent auf 629 Millionen Euro. Das Kreditvolumen erhöhte sich dagegen im dritten Quartal auf rund 100 Milliarden Euro, davon kamen 72 Milliarden Euro aus dem Mittelstandsgeschäft. Das operative Segmentergebnis sank um 36 Prozent auf 412 Millionen Euro. Mehr zum Thema Der Übernahme-Krimi Mit dem Kauf der Commerzbank-Anteile hat Unicredit-Chef Andrea Orcel für eine Überraschung gesorgt. Bei CFOs und Treasurern stößt die Aussicht auf eine Fusion auf geteiltes Echo. Mehr lesen Grund für den Rückgang ist laut Commerzbank vor allem das Risikoergebnis, das sich im Vergleich zum Vorjahr vervielfachte. Es stieg von 4 Millionen Euro auf 188 Millionen Euro. Nach neun Monaten des Geschäftsjahres lag das operative Ergebnis im Firmenkundengeschäft mit 1,6 Milliarden nahezu auf dem Vorjahresniveau. Drei Einzelfälle verdoppeln die Risikovorsorge Die Risikovorsorge hat sich im dritten Quartal über alle Segmente hinweg auf 255 Millionen Euro erhöht, im Vorjahr hatte sie noch 91 Millionen Euro betragen. Einen großen Anteil an der Zunahme hätten „drei große Einzelfälle“ gehabt, die allein das Risikoergebnis mit 130 Millionen belastet hätten. Die Gesamtkosten stiegen um 2,9 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Sowohl höhere Pflichtbeiträge als auch Verwaltungskosten haben dazu beigetragen. Die Combined-Ratio verschlechterte sich um 2,1 Prozentpunkte auf 58,3 Prozent, die Eigenkapitalrendite verschlechterte sich um 3,3 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent. Bettina Orlopp, frischgebackene CEO der Commerzbank, bekräftigte, dass die Gelben an ihrem Gewinnziel von 2,4 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2024 festhalten wollen. Das gleiche gilt für die Absicht, mindestens 70 Prozent des Konzerngewinns an die Aktionäre zurückzugeben. Neben dem schon angekündigten und für die erste Tranche genehmigten Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 600 Millionen Euro gab Orlopp an, weitere Aktienrückkäufe in Höhe von 400 Millionen Euro bei der EZB und Finanzagentur beantragen zu wollen. „Um die Profitabilität der Bank in den kommenden Jahren weiter zu steigern und nachhaltigen Wert für unsere Aktionärinnen und Aktionäre zu schaffen, arbeiten wir derzeit intensiv an einer Weiterentwicklung unserer Strategie für die kommenden Jahre. Das Ergebnis werden wir am 13. Februar 2025 vorstellen“, sagte Orlopp. Analysten sind enttäuscht von Commerzbank Ob die Performance der Commerzbank jedoch ausreicht, um eine mögliche Übernahme durch die Unicredit zu erschweren oder gar zu verhindern, bleibt abzuwarten. Ein steigender Aktienkurs könnte den Preis einer möglichen Übernahme so in die Höhe treiben, dass die Unicredit das Interesse verliert. An der Frankfurter Börse sank der Kurs der Commerzbank-Aktie zunächst um mehr als 2,5 Prozent auf 16,08 Euro zur Mittagszeit. Thomas Hallett, Analyst der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods (KBW), bezeichnete das Quartalsergebnis der Commerzbank als enttäuschend. „Die Commerzbank hat ein gutes operatives Ergebnis vorgelegt. Eine weitere Verfehlung der Erwartungen bei den Rückstellungen und die effektive Herabsetzung der Prognose für den Zinsüberschuss 2025 könnten jedoch alles überstrahlen.“ In einem Pressecall sagte Orlopp zudem, dass sich die Unicredit bisher nicht sehr entgegenkommend verhalten habe. „Miteinander reden ist besser als übereinander“, meinte sie. „Insgesamt könnten die Zinsüberschuss-Prognosen für 2025, der CEO-Kommentar zu Unicredit und die fehlenden Rückstellungen unserer Meinung nach zu einer negativen Marktreaktion führen“, kommentierte Hallet. Unicredit strotzt vor Selbstbewusstsein Anders sieht es dagegen bei der Unicredit aus, die ebenfalls am Mittwoch ihre Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt hat. Der Nettogewinn stieg um 8 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, die Erträge um 2,6 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Die Kosten sanken um 1,2 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro, die Eigenkapitalrendite verbesserte sich um 2,3 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent. „Das ist das fünfzehnte aufeinanderfolgende profitable Quartal in Folge“, erklärte Unicredit-CEO Andrea Orcel. Der Kauf der Commerzbank-Anteile bezeichnete er als eine strategische Investition, „die möglicherweise zu einem vollständigen Zusammenschluss führen wird oder nicht“. Eine Entscheidung soll innerhalb der nächsten zwölf Monate fallen. Orcel betonte erneut, dass sich HVB und Commerzbank gut ergänzen würden und es bei den Firmenkunden sowohl nach Segmenten und Regionen kaum Überschneidungen gäbe. Und auf die Ratings würde ein Zusammenschluss ebenfalls keine negativen Auswirkungen haben. „Zehn Prozent Gewinnsteigerung, mit besseren Ergebnissen in allen Bereichen, einschließlich Zinsüberschuss, operative Kosten und Risikokosten. Die CET1-Quote wurde ebenfalls übertroffen und ist mit 16,1 Prozent sehr hoch, trotz vollständiger Ausschüttung. Der Ausblick des Managements wurde erneut angehoben. Mit Blick auf die Commerzbank hält man sich alle Optionen offen. Der Kurs der Unicredit-Aktie hat den Euro Stoxx Banks über einen Monat um 5 Prozent übertroffen, aber wir denken, dass die heutigen Ergebnisse weiterhin unser Rating Outperform rechtfertigen“, kommentierte KBW-Analyst Hugo Cruz die Unicredit-Zahlen.

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