Die Commerzbank plant das Investmentbanking umzubauen. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die FINANCE vorliegen. Die bisher eigenständigen Bereiche Corporate Finance und Client Relationship Management sollen zusammengelegt und unter dem Namen „Advisory & Primary Markets“ gebündelt werden. Die Leitung soll zum 1. Januar 2016 Roman Schmidt übernehmen, der bisher den Bereich Corporate Finance verantwortet. Die Commerzbank wollte dies auf FINANCE-Anfrage nicht kommentieren.
Innerhalb von Advisory & Primary Markets sollen dann der größte Teil von CRM sowie die CF-Bereiche Corporate Advisory und Financial Institutions Advisory verschmelzen. Dadurch möchte die Commerzbank alle kundenbetreuenden Teams unter einer einheitlicher Führung vereinen. Das betrifft sowohl die Kundenbetreuer von multinationalen, als auch kleineren Konzernen sowie institutionelle Kunden. Der neue Beratungsbereich soll dann wiederum nach Branchen gegliedert sein.
Commerzbank will Stellen streichen
Durch die Verschmelzung der beiden den Bereiche will die Bank die Komplexität der internen Abläufe reduzieren. Gleichzeitig kann die Bank dadurch auf der zweiten Führungsebene fünf Stellen herausnehmen. Insgesamt könnten durch die geplante Reorganisation bis zu 30 Vollzeitstellen wegfallen. Der Vorstand habe dem Vorschlag bereits in einer Sitzung am 27. Oktober zugestimmt, jedoch obliegen die Umbaupläne noch der Zustimmung der Arbeitnehmergremien.
Michael Reuther, der den Bereich Corporates & Markets auf Vorstandsebene verantwortet, begründet in einem internen Dokument die Verschmelzung damit, dass die Kundenbetreuung bisher zu „fragmentiert“ gewesen sei und innerhalb von Corporates & Markets zu viele Kundenschnittstellen bestanden hätten. Durch die Bündelung erhofft sich die Commerzbank die Kundenperspektive „direkt in individuelle Produktlösungen“ umzusetzen.
Commerzbank ruft Großkundenoffensive aus
Der Anstoß für die Neuordnung sei laut Reuther der Wunsch der Commerzbank, bei „global agierenden Großunternehmen sowie Firmen des Dax und MDax das Wissen um das Kapitalmarkt-Know-how“ zu steigern. Auch bei Primärmarkttransaktionen im Aktienbereich wolle man „sichtbarer“ werden und außerdem die „europäische Kompetenz deutlich ausbauen“. Dort sei man bei Großkunden bisher vor allem bei Anleihen und Konsortialkrediten gut positioniert.
Während die Bank in den Dealogic-League-Tables Oktober auf Platz vier der Kreditgläubiger in Deutschland stand, taucht sie bei Anleihetransaktionen nicht unter den Top-10-Banken auf. Das neue Betreuungsmodell sei eine Kombination des ehemaligen Ansatzes von Dresdner Kleinwort, bei dem Kunden nach Industrien betreut wurden, und dem Ansatz der Commerzbank, der regional ausgerichtet ist, wird Reuther in dem Dokument zitiert. Für die Kunden der Mittelstandsbank und europäische Großkonzerne soll sich derweil nichts ändern: Sie würden weiterhin regional, beispielsweise in Stuttgart oder Paris, beraten, hätten jedoch zusätzlich durch Advisory & Primary Markets ein Team von Investmentbankern zur Seite.
Während viele Banken derzeit das Investmentbanking drastisch herunterfahren, können Reuthers Aussagen durchaus als Weckruf zu einer Offensive verstanden werden. Denn durch „den Rückzug einiger Investmentbanken ergeben sich auch Chancen“, so Reuther in dem internen Dokument. Und natürlich würde man sich darüber freuen, wenn „dies auch dazu führt, Marktanteile zu gewinnen“. Zusätzliches Geschäft würde der Commerzbank im Bereich Corporates & Markets gut tun, denn im dritten Quartal 2015 musste das Geldhaus in der Sparte einen Rückgang des operativen Ergebnisses von 148 Millionen Euro auf 32 Millionen Euro verkraften.