Newsletter

Abonnements

Firmenkundengeschäft: Atempause für Banken

Der niedrigen Kreditrisikovorsorge sei Dank: Deutsche Banken erzielen im Firmenkundengeschäft im ersten Halbjahr wieder höhere Erträge.
Thinkstock/Getty Images

Das Firmenkundengeschäft der Banken ist nach drei schwierigen Jahren wieder profitabler geworden: Im ersten Halbjahr diesen Jahres legten die Erträge der Banken einer Auswertung der Managementberatung Bain & Company zufolge (zur Methode siehe Infobox) im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2013 um 4 Prozent zu, die Profitabilität stieg sogar um 25 Prozent. Bain spricht von einer „Normalisierung“ der Situation nach dem besonders schwachen zweiten Halbjahr 2013.

Renditetreiber ist die im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2013 um 36 Prozent gesunkene Kreditrisikovorsorge, die sich unmittelbar auf die Eigenkapitalrentabilität des Firmenkundengeschäfts auswirkt. War diese im zweiten Halbjahr 2013 auf nur noch 15 Prozent vor Steuern gefallen, legte sie im ersten Halbjahr 2014 wieder auf 17 Prozent zu – befindet sich aber noch in deutlichem Abstand zu den in den Jahren 2010 bis 2012 erreichten Renditeniveaus jenseits von 20 Prozent. „Eine Rückkehr auf dieses Niveau dürfte vielen Banken in den kommenden Jahren äußerst schwerfallen“, glaubt Bain. Bain-Deutschlandchef Walter Sinn sieht die leichte Erholung als eine Gegenbewegung, die er erwartet habe. Die Risikovorsorge liegt nunmehr wieder im langfristigen Durchschnitt.

Firmenkundengeschäft: Es bleibt schwierig

Die Grundprobleme der Banken im Firmenkundengeschäft indes bestehen weiter: Das geringe Zinsniveau schwächt die mit Abstand wichtigste Ertragssäule, das Kreditgeschäft , während das Provisionsgeschäft leicht wächst. Zwar erzielen die Banken noch immer 72 Prozent ihrer Erträge mit dem Zinsüberschuss, im ersten Halbjahr 2012 waren es aber noch 76 Prozent gewesen. Immerhin weitete sich das Kreditvolumen der Banken im ersten Halbjahr wieder um 5 auf 987 Milliarden Euro leicht aus.

Neben der gesunkenen Risikovorsorge profitierten die Banken im Firmenkundengeschäft auch von leicht gesunkenen Verwaltungskosten. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich um 2 Prozentpunkte auf 41 Prozent.

CFOs haben die Qual der Wahl

Unabhängig von ihrer Größe müssten Kreditinstitute im Corporate-Banking ihre Ertragspotenziale über die gesamte Produktpalette hinweg ausschöpfen, meint Bain. Der Erfolg im Cross-Selling mache den „entscheidenden Unterschied“.

Damit wächst der Vertriebsdruck auf die CFOs, allerdings profitieren diese stark  von dem harten Bankenwettbewerb um die Firmenkunden. Niedrige Zinsen lassen sich derzeit langfristig sichern, Cash-Management-Gebühren deutlich im Preis drücken, berichten Finanzchefs gegenüber FINANCE. Viele CFOs können sich exakt die Banken auswählen, die ihnen passen.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie mehr zum Firmenkunden-Hype in der Titelgeschichte der aktuellen FINANCE.

Info

Halbjährlich erhebt die Management-Beratung Bain den Corporate-Banking-Index auf Basis veröffentlichter Daten der wichtigsten deutschen Banken. Das Panel deckt rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten im deutschen Firmenkundengeschäft aktiven Banken ab.