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Mythos paneuropäische Bank

Sascha Duis

Jürgen Fitschen glaubt, dass Europa paneuropäische Banken braucht. Da hat der Co-Chef der Deutschen Bank vollkommen recht. Aber woher sollen die kommen? Seit der Finanzkrise erleben wir das Gegenteil, nämlich eine graduelle Renationalisierung der Bankgeschäfte. Wer noch über die eigenen Grenzen schaut, der blickt nicht nach Europa. Gerade die Deutsche Bank sucht ihr Wachstum nicht in den europäischen Nachbarländern, sondern in den fernen Wachstumsregionen der Welt.

Ein echter paneuropäischer Player ist derzeit nur durch Fusionen denkbar. Aber man müsste schon einen Deutschen, einen Franzosen, einen Italiener und einen Spanier zusammenpacken, um eine Festlandsmacht zu schmieden. Niemand wird ein solches Thema in den nächsten Jahren ernsthaft angehen – wenn nicht Regierungen als Treiber auftreten. Dass eine solche Zwangsehe funktionieren kann, ist kaum vorstellbar.

Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Die neue europäische Bankenregulierung könnte der paneuropäischen Idee auf die Sprünge helfen. Die ING zum Beispiel sitzt durch ihr erfolgreiches Einlagengeschäft bei Privatkunden in Deutschland auf einer extrem hohen Liquidität, die sie aber nicht einfach in andere Länder transferieren darf, weil ihr sonst die deutsche Bankenaufsicht auf die Finger klopft. Solange das so bleibt, kann eine paneuropäische Bank nicht Wirklichkeit werden. Wenn Banken dagegen in Europa mit ihren Mitteln nach eigenem Gutdünken umgehen dürfen, dann gibt es zumindest eine Chance.

bastian.frien[at]finance-magazin.de